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International Ukraine Fakten

Weihnachten im Schützengraben: Drohnen liefern Chicken Wings

In Kiew kocht ein Team aus Freiwilligen Essen für Soldaten an der Front. Unter Raketenbeschuss liefern Drohnen die verpackten Speisen direkt in die Schützengräben.
Bernadette Krassay  •  24. Dezember 2024 CvD      244
Eco Catering bereitet für Soldaten an der Front in Säckchen verpackte Gerichte zu.

Vakuumverpackt in kleine grüne Säckchen: Bohnen mit Fleisch, Suppen und Chicken Wings für Soldaten an der Front. Dmytro Chervonyi, der vor acht Jahren in Kiew das Catering-Unternehmen Eco Catering gründete, arbeitet auf Hochtouren in seiner Indiustrieküche. Auf den langen Nirosta-Arbeitstischen liegen bereits hunderte grüne Säckchen, die für den Transport bestimmt sind.

Mit seinem zehnköpfigen Team bereitet Chervonyi gerade die letzten Speisen für die in den Schützengräben ausharrenden Soldaten zu. Zu Weihnachten bekommen tausend von ihnen seine Fertiggerichte geliefert. „Da der Transport mit dem Auto an die Front zu gefährlich ist, fliegen Drohnen das Essen durch feindliches Gebiet und werfen es direkt in die Schützengräben ab“, erzählt er campus a.

Von Sojafleisch bis Chicken Wings

Das Freiwilligen-Team bereitet dafür zehn Gerichten zu. Von Brei mit Fleisch und Gemüse und Bohnen mit Fleisch, Chicken Wings und Suppen bis zu veganen Menüs wie Bohnen mit Sojafleisch. Alles davon ist zwei Jahre haltbar und durch Spenden finanziert.

In Küche werden zehn Gerichte von Chicken Wings bis hin zu Bohnen mit Fleisch zubereitet.

Nicht nur zu Weihnachten beliefern die rührigen Caterer die Truppen. Jede Woche führen die Freiwilligen zwei bis drei Sendungen in verschiedene Frontgebiete durch. Bisher haben sie rund 130.000 warme Mahlzeiten für Militär und Zivilisten zubereitet und rund 40.000 Fertiggerichte in Retortenbeuteln produziert und an die Front geschickt, teilweise auch auf der Straße.

Von der Wohltätigkeitsküche zur Frontversorgung

Kein leichtes Unterfangen für Chervonyis Team. „Es gab Situationen, in denen sich Soldaten an schwierigen Positionen befanden, umzingelt waren, in denen es fast unmöglich war, Essen dorthin zu bringen, weil der Feind die Straße unter Feuerkontrolle hielt“, so der 47-Jährige. In solchen Situationen sind Drohnen unabdingbar.

Eco Catering

Vor der russischen Invasion war Eco Catering eine Wohltätigkeitsküche. Als Chervonyi bemerkte, dass für das Heer der Bedarf an Nahrungsmitteln zur Langzeitlagerung bestand, startete er mit der Produktion von Speisen nach eigenen Rezepten. „Wir haben eine Küche gebaut, Geräte angeschafft, Rezepte entwickelt und im Herbst 2022 mit der Produktion von Fertiggerichten in Retortenverpackungen angefangen“, erzählt er.

Gerichte sollen Trost spenden

Der Gründer und sein Team wollten von Anfang an nicht nur sättigende Mahlzeiten liefern, sondern auch ein Stück Menschlichkeit und Fürsorge in jede Portion packen. „Unsere Gerichte sollen in den schwierigsten Situationen Trost spenden und den Soldaten das Gefühl geben, dass ihre Bedürfnisse wichtig sind“, erklärt er.

Der Erfolg des Unternehmens gibt ihm recht: „Wir haben unser Ziel erreicht und bekommen viel positive Resonanz und Dankesworte. Das inspiriert uns, weiterzumachen und noch besser zu werden.“

In jedem Paket steckt nicht nur Nahrung, sondern auch der Beweis, niemand in diesem Kampf ist allein. „Ein Soldat an der Front, der unser Essen öffnet, soll das Gefühl haben, dass an ihn gedacht wurde.“ Das ist Chervonyi inmitten der anhaltenden Kämpfe am wichtigsten.

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