In den vergangenen Jahren wurde das Thema Schulkleidung in Österreich, insbesondere an Privatschulen wie dem Sacre Coeur Wien, immer wieder diskutiert. Im Beiblatt zur Hausordnung steht, dass die Person der Schülerinnen und Schüler mehr zählt als die äußeren Attribute. Zudem bringt das den Erziehungsstil des Hauses in der Öffentlichkeit zum Ausdruck . Die Idee dahinter ist ein einheitliches Erscheinungsbild, das frei von sozialen Unterschieden ist. Doch ist dies tatsächlich der Fall? Oder schafft die Schulkleidung in Privatschulen sogar eine soziale Differenzierung zu öffentlichen Schulen?
Kostüm und Anzug mit Krawatte
Die Schülerinnen und Schüler des Sacre Coeur Wien tragen im schulischen Alltag weiße oder hellblaue Blusen beziehungsweise Hemden oder Poloshirts mit Sweater oder Pullover mit Schullogo, dazu einen dunkelblauen Rock oder Stoffhosen beziehungsweise Jeans. Bei festlichen Anlässen besteht die Verpflichtung, Kostüm beziehungsweise Anzug mit Krawatte oder Seidentuch zu tragen. Damit sehen alle einheitlich aus. Womit der Idee nach keine sozialen Unterschiede sichtbar sind.
Accessoires und Qualität der Kleidung als Statussymbole
Doch bei genauerer Betrachtung können Schülerinnen und Schüler teure Markenprodukte wie Schuhe oder Taschen tragen, die nicht Teil der Schulkleidung sind. Markenbewusstsein ist somit nicht abgeschafft, sondern lediglich in einen anderen Kontext verschoben. Eine Schülerin, die zum Beispiel mit einer Gucci-Tasche zur Schule kommt, signalisiert durch diese Entscheidung ihren sozialen Status unabhängig von der Schulkleidung. Einheitliche Schulkleidung ist damit nur auf dem ersten Blick differenzierungsfrei, da Kinder, die durch teure Accessoires Zeichen des Wohlstandes setzen, damit eine Kluft zu denjenigen schaffen, die sich das nicht leisten können.
Das zeigt sich auch in England, wo sowohl öffentliche als auch private Schulen Schulkleidung haben. Kinder wohlhabender Familien tragen Schulkleidung aus hochwertigem Material, während Familien mit geringem Einkommen auf billige Polyesterstoffe zurückgreifen müssen, die lediglich mit dem Schullogo bestickt werden. Qualität und Preis der Schulkleidung konterkarieren damit die vermeintliche Gleichheit.
Schon die Schule selbst ist ein Statussymbol
In der Diskussion über Schulkleidung wird auch häufig übersehen, dass das Sacre Coeur und ähnliche Privatschulen in Österreich vor allem von Familien ausgewählt werden, die sich eine kostspielige Schulbildung für ihre Kinder leisten können. Der Besuch dieser Schulen ist bereits ein Zeichen von hohem sozialem Status. Ein persönliches Erlebnis verdeutlicht den elitären Anspruch, der mit Schulkleidung verbunden sein kann.
Als ich kürzlich eine private Hautärztin aufsuchte, sollte ich die Frage beantworten, ob ich meinen Schulpullover nur als modisches Accessoire trage oder ob ich tatsächlich in diese erstklassige Schule gehe. Diese Frage offenbart, dass Außenstehende Schulkleidung nicht nur als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Institution, sondern als Statussymbol sehen. Zwar verfolgt die Schulkleidung an Privatschulen wie dem Sacre Coeur Wien das Ziel, soziale Unterschiede zu minimieren, schafft jedoch in der Realität neue Formen der Differenzierung. Denn nur Privatschulen mit einem elitären Anspruch schreiben Schulkleidung vor, um ihren anspruchsvollen Erziehungsstil in der Öffentlichkeit zum Ausdruck zu bringen.
Soziale Kompetenz als wichtiges Schulziel
Was bleibt von der Intention, dass die Person mehr zählt als die äußeren Attribute? Die Schulkleidung allein kann diesen Anspruch jedenfalls nicht erfüllen. Das Sacre Couer hat aber noch andere Ziele, wie das Erlernen von sozialer Kompetenz. Diese kann zwar gesellschaftliche Ungleichheiten nicht beseitigen, aber sie kann dazu dienen, ein Miteinander unterschiedlicher sozialer Schichten auf Augenhöhe zu gewährleisten.