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Bubenblau und Mädchenrosa: Farbklischees und ihre Wirkung auf Geschlechterrollen

Warum tragen Mädchen Rosa und Jungs Blau? Farben und Spielzeug prägen schon früh unsere Vorstellung von Geschlechterrollen – und schränken Kinder in ihrer Entwicklung ein. Doch das war nicht immer so.
Chiara Bammer  •  17. Januar 2025 Schülerin      12
Warum tragen Mädchen Rosa und Jungs Blau? Farben und Spielzeug prägen schon früh unsere Vorstellung von Geschlechterrollen – und schränken Kinder in ihrer Entwicklung ein. Doch das war nicht immer so.

Betritt man ein Kaufhaus und schaut in die Spielzeugabteilungen, fällt eines sofort auf: Die Regale sind klar getrennt – Pink und Rosa für Mädchen, Blau und Grün für Jungen. Es scheint, als wären Farben das einzige Kriterium, das bestimmt, welches Spielzeug für welches Kind geeignet ist. Doch hinter dieser harmlos wirkenden Farbwahl steckt eine tiefere Problematik: Farben werden zu Etiketten, die nicht nur Geschlechtervorstellungen prägen, sondern auch die Wünsche und Möglichkeiten von Kindern einschränken. Interessiert sich ein Mädchen für Blau oder ein Junge für Rosa, geraten sie schnell „außer Rolle“. Die Farbe scheint darüber zu bestimmen, wer sie sein dürfen und was sie mögen sollen. Doch in einer Welt, in der Farben so vielfältig sind – von Emotionen über Marken bis zu kulturellen Symbolen – zeigt sich, wie einengend diese Kategorien für die Entwicklung von Kindern sind.

Wie Stereotype schon früh geprägt werden

„Mama, ich will das rosa Einhorn!“ – „Aber Louis, das ist doch für Mädchen! Willst du nicht lieber etwas Cooles, wie einen Bagger?“ Solche Gespräche hört man oft in Spielzeugabteilungen. Zwar gibt es Ausnahmen – Mädchen, die mit Autos spielen, und Jungen, die Puppen mögen – doch diese Kinder erleben häufig Ausgrenzung, wenn sie von Rollenklischees abweichen. Schon im Kindergarten beginnt diese Einteilung und setzt sich bis ins Erwachsenenalter fort. Aussagen wie „Er hat sich die Fingernägel angemalt, will er ein Mädchen sein?“ oder „Der ist bestimmt schwul“ sind leider keine Seltenheit. Diese Vorurteile entstehen unbewusst, sind aber tief verwurzelt. Farben verstärken sie, indem sie suggerieren, welches Spielzeug „richtig“ für ein Kind ist.

Schon Babys werden in stereotype Rollen gedrängt. Mädchen tragen pinke Kleidung mit Glitzer, während Jungs blaue Strampler mit Autos oder Baustellenmotiven bekommen. Oft geschieht dies unbewusst, durch Eltern oder die Gesellschaft. So lernen Kinder früh, welche Dinge „für sie“ gedacht sind, bevor sie überhaupt eigene Vorlieben entwickeln können.

Früher war Blau für Mädchen

Interessanterweise war die heutige Farbzuschreibung früher genau umgekehrt. Blau galt als sanfte, weibliche Farbe, verbunden mit der Jungfrau Maria. Pink, eine hellere Form von Rot, stand für Energie und Stärke – Eigenschaften, die man Jungen zuschrieb. Doch mit der Industrialisierung und dem Aufkommen moderner Drucktechniken änderte sich das. Rosa ließ sich einfacher und kostengünstiger drucken und wurde zunehmend in Frauenmagazinen verwendet. Blau hingegen wurde durch Jeans, ursprünglich als Arbeitskleidung für Männer, zum Symbol für Männlichkeit. Im 20. Jahrhundert setzten sich die neuen Farbcodes durch: Blau für Jungen, Rosa für Mädchen.

Gefährliche Einschränkungen

Diese starren Rollen schränken Kinder ein. Mädchen, die nicht mit technischem Spielzeug spielen dürfen, fehlt oft der Zugang zu einer Welt, die später in Ingenieurwissenschaften oder Erfindungen münden könnte. Ohne diese Förderung bleiben Frauen in technischen Berufen unterrepräsentiert. Umgekehrt lernen Jungen, dass Puppen und fürsorgliche Spiele „nichts für sie“ sind. Diese Einstellung erschwert es ihnen später, emotionale Bindungen einzugehen oder Mitgefühl zu zeigen.

Vielfalt statt Klischees

Um Kindern gleiche Chancen zu bieten, müssen alte Geschlechterrollen überwunden werden. Farben und Spielzeuge sollten keine Barrieren sein. Ein Junge kann ein rosa Shirt tragen, ein Mädchen mit einem blauen Traktor spielen – beides sollte selbstverständlich sein. Einige Marken und Schulen gehen bereits mit gutem Beispiel voran und bieten geschlechtsneutrale Kleidung und Spielzeuge an. Doch es bleibt noch viel zu tun.

Wenn Mädchen Vorbilder in technischen Berufen sehen und Jungen lernen, Gefühle zu zeigen, kommen wir einer Gesellschaft näher, in der alle Kinder ihre Talente frei entfalten können – unabhängig von Geschlecht oder Farbe.

 

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