
Drehorgelklänge liegen in der Luft, eine Kindergartengruppe schlendert zwischen den bunt geschmückten Ständen umher, die ersten Besucherinnen und Besucher treffen ein.
Der Ostermarkt am Hof hat seit 4. April wieder seine Pforten geöffnet und verwandelt für die nächsten zwei Wochen den historischen Platz im Herzen Wiens in ein frühlingshaftes Ensemble aus Kunsthandwerk, Kulinarik und Tradition. Zwischen Blumen, handbemalten Eiern und Holzarbeiten bietet der Markt neben zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten auch eine Bühne für Gemeinschaft und Brauchtum.
Die Standler kommen oft schon seit Jahren hierher, manche bereits seit Jahrzehnten. Sie verbindet mehr als das Geschäftliche: „Man kennt sich und hilft sich auch mal. Es ist eine richtige Gemeinschaft entstanden“, sagt ein Standler. Die Atmosphäre lässt viele immer wieder kommen, für die meisten ist es ein Fixpunkt im Jahreslauf. Doch wie funktioniert das Geschäftsmodell Osterstand?
Die Standgebühren für den gesamten Zeitraum des Marktes am Hof liegen bei 1.850 Euro netto für eine Basisfläche von 4 Quadratmetern. Jeder weitere Quadratmeter kostet 460 Euro. Ein 6-Quadratmeter-Stand kommt damit auf 2.770 Euro netto. Hinzu kommen Kosten für Strom, Personal, Material und Dekoration.
Der Umsatz hängt stark vom Wetter und vom Standort ab. Eine Standlerin, die österlich bemalte Lebkuchen verkauft, spricht von etwa 8.000 bis 15.000 Euro Umsatz über den gesamten Zeitraum. „Wenn es gut läuft, bleibt ein Gewinn von 1.000 bis 2.000 Euro, in der Gastronomie wird es mehr sein“, erzählt sie weiter. Jedoch variiert der Umsatz stark in den vergangenen Jahren, vor allem seit Covid.
Zu den Verkaufsschlagern zählen vor allem kleinere Artikel, die sich leicht mitnehmen lassen, etwa kleine Holzhüte, österlich bemalte Lebkuchen in Boxen oder Schaumbecher. Auch Mitbringsel aus Filz oder Seifen mit Frühlingsmotiven kommen gut an. Bei Kindern beliebt sind zudem bunt bemalte Holztiere oder Schokowerkzeug. Das meiste eignet sich von der Größe her zum Einstecken und Mitnehmen.
Die Produkte sind ausschließlich selbst hergestellt oder sogar nur für den Markt produziert, wie zum Beispiel die der Konditorei Reschinsky. Die Verkaufspreise liegen je nach Produkt meist zwischen 5 und 30 Euro. Bei den bemalten Eiern ist die Konkurrenz zum benachbarten Stand jedoch spürbar. „Da schauen die Leute schon, wo es billiger ist“, erzählt ein Standbetreiber.
Zu den Weihnachtsmärkten gibt es viele Unterschiede. Holzprodukte etwa verkaufen sich im Winter besser. Die kühle Jahreszeit steigert das Bedürfnis nach wärmenden Materialien. Auf dem Ostermarkt hingegen punkten vor allem frühlingshafte Kleinigkeiten. „Lebkuchen gehen hier trotzdem sehr gut, besonders bei Kindern“, erzählt ein Standler. Auffällig ist, dass Ostermarktbesucher eher für sich selbst kaufen. Während der Weihnachtszeit stehen Geschenke für andere im Mittelpunkt, hier dominiert das spontane Selber-Mitnehmen.
Die Kunden führt oft mehr als der Einkauf auf den Markt. Es geht um das Erlebnis. Der Frühlingsbeginn, das Flanieren, die Stimmung. All das macht Ostermärkte zu Orten mit emotionalem Mehrwert. „Viele kommen einfach, um zu schauen, sich inspirieren zu lassen, nicht nur zum Kaufen“, heißt es von mehreren Seiten.
Die Kunden sind laut Aussagen der Standler bunt gemischt: Touristen, Schulklassen, Familien, viele Stammgäste. Vormittags kommen vor allem Pensionisten, Familien und Touristen, abends dann vermehrt junge Leute.
Und wie entwickelt sich das Geschäft? „Es ist eigentlich recht stabil, ähnlich wie in den vergangenen Jahren“, sagt der Verkäufer am Stand der Drechslerei Spitzbart. Zwar gibt es bei manchen Produkten ab und zu skeptische Blicke wegen der Preise, etwa bei aufwendiger Handarbeit, doch insgesamt haben die wenigsten von uns Umsatzeinbußen, trotz schlechter Wirtschaftslage.
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