
Was ist ihre Lieblingsgeschichte, die sie je in der NÖN publiziert haben?
Damals hat es eine Grundwasserverseuchung in Korneuburg gegeben, die sich über Jahre hingezogen hat, das war sicher das spannendste Thema, das wir verfolgt haben.
Was sind die am meisten online angeklickten Geschichten?
Am häufigsten angeklickt werden chronikalische Themen wie Unfälle, Mord und Totschlag, das sieht man eindeutig.
Funktioniert online Lokaljournalismus überhaupt?
Ja, wir sehen das an den Userzahlen und Klicks, dass es funktioniert, wir nutzen auch zum Beispiel lokale Facebookgruppen, um unseren Geschichten zu verbreiten und die Reichweite zu steigern.
Hat der Lokaljournalismus noch eine Zukunft?
Lokaljournalismus und die Niederösterreichischen Nachrichten haben auf jeden Fall Zukunft, weil wir einen sehr speziellen Zugang haben. Wir berichten im Detail über kleine Gemeinden, über Gemeinderatssitzungen – in dem Bereich haben wir keine Konkurrenz. Da können auch die Gratiszeitungen nicht mithalten. Aber der Stellenwert der Printausgabe sinkt sicher, jedoch zugunsten der online Berichterstattung. Das ist ein grundsätzliches Problem der Medien, welches uns alle in gleicher Hinsicht und Intensität betrifft.
Mit welchen Problemen kämpfen Sie im Lokaljournalismus?
Wir arbeiten viel mit freien Mitarbeitern. Die Personalfindung ist in den letzten Jahren schwieriger geworden.
Wie groß ist das Team in Korneuburg?
Insgesamt sind wir rund 15 Leute, von denen vier angestellt sind, der Rest sind freie Mitarbeiter. Das Sekretariat teilen wir uns mit dem ganzem Weinviertel.
Welche Aufstiegschancen hat man in den NÖN?
Man hat definitiv sehr gute Aufstiegschancen, weil wir Stellen vorrangig mit schon bestehenden Mitarbeitern besetzen.
Die NÖN steht wirtschaftlich unter Druck. Wie stehen sie zur neuen Führung unter Gert Bergmann?
Die Redaktion wird von der Chefredaktion geführt, nicht von der Geschäftsführung. Der neue Geschäftsführer wird sich jetzt einmal einen Überblick verschaffen.
Spüren Sie den wirtschaftlicher Druck im redaktionellen Alltag?
Natürlich spürt man einen gewissen Druck. Zwar sind Redaktion und Anzeigenverkauf bei uns strikt getrennt, aber natürlich spüren wir auch die Folgen, wenn weniger Inserate verkauft werden.
Was darf sich an der NÖN trotz wirtschaftlichem Druck nicht ändern?
Die lokale Betreuung der Gemeinden ist unser zentrales Alleinstellungsmerkmal und auch die Berichterstattung über unsere Sportvereine, das muss man unbedingt aufrechterhalten.
Hat die NÖN die Digitalisierung verpasst?
Das hätte man durchaus früher angehen können.
Wie wird die NÖN modernisiert?
Es hat in regelmäßigen Abständen immer wieder Relaunches gegeben, bei denen das Erscheinungsbild und das Layout überarbeitet wurden. Aktuell sehe ich keinen dringenden Bedarf, in der Printausgabe etwas zu verändern.
Wie würden Sie einem jungen Menschen den Beruf des Lokaljournalisten schmackhaft machen?
Der Lokaljournalismus ist eigentlich die Urform des Journalismus, man muss sehr genau arbeiten, weil wir mit den Menschen, über die wir tagtäglich berichten, auch persönlich Kontakt haben. Ein Kollege sagte einmal: „Der amerikanische Präsident hat sich noch nie beschwert, wenn ich etwas Falsches geschrieben habe.“
Wie wollen sie junge Zielgruppen zum Lesen der NÖN animieren?
Auch bei der Lokalberichterstattung lesen immer weniger junge Menschen die gedruckte Zeitung. Wir berichten freilich auch über Jugendthemen, wie Partys, Schulprojekte oder Jugendvereine. Ich denke, gerade über die Online-Schiene haben wir die Chance, auch junge Menschen zu erreichen.
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