
Warum nicht wieder einmal ein Ziel ohne Navi ansteuern? Unmöglich? Keineswegs. Jahrhundertelang hat das blendend funktioniert, warum nicht auch heute noch? Es kann ein kleines Abenteuer werden, so viel steht fest, aber vor allem tut es dem Gehirn gut. Denn das Gehirn liebt Überraschungen, wächst mit neuen Eindrücken und blüht bei Abwechslung auf.
Der Alltag bietet viele Chancen, das zu nutzen. Niemand muss dafür gleich das ganze Leben umkrempeln oder in ein fernes Land reisen. Es reicht, irgendeine Kleinigkeit zu tun, die sonst nicht Teil des Alltages ist. Dadurch bildet das Gehirn neue neuronale Verbindungen, schärft die Sinne, lockt Glückshormone hervor und stärkt die mentale Widerstandskraft. Wer Routinen verlässt, schafft Raum für Wachstum. Kleine Veränderungen fördern die geistige Beweglichkeit, helfen gegen Stress und schützen langfristig sogar vor Demenz. All das lässt sich einfach erzielen: „Tun Sie jeden tag etwas, das sie sonst nie tun, und sei es eine Kleinigkeit“, empfehlen der Arzt und Anti Aging-Experte Johannes Huber und die Unternehmerin Elisabeth Gürtler.
Beide dürften wissen, wovon sie reden, denn sie stehen mit Mitte siebzig noch mitten im Leben. Die Forschung belegt das. Dopamin fließt, sobald etwas Ungewohntes passiert. Dieses Hormon hebt die Stimmung und erhöht die Lernbereitschaft. Gleichzeitig steigt die Produktion von Acetylcholin, einem Stoff, der das Gedächtnis unterstützt und die Konzentration fördert. Neue Eindrücke machen den Kopf nicht nur aktiver, sondern auch robuster.
Ein Perspektivwechsel muss nicht kompliziert sein. Schon kleine Alltagsverschiebungen bringen Schwung in eingefahrene Bahnen. Überraschend einfach und oft sogar unterhaltsam.
Hier zehn besonders inspirierende Ideen:
1. Auf der anderen Seite des Bettes schlafen.
Ein Perspektivwechsel im Schlaf verändert mehr als gedacht. Selbst nachts lassen sich neue Wege entdecken.
2. Die gewohnte Spazierroute umdrehen.
Dieselben Dinge in neuer Reihenfolge zu sehen, bringt frische Eindrücke ins Spiel.
3. Jemanden ansprechen.
Ein echtes Kompliment an die Kassiererin oder ein kurzer Satz zum Nachbarn verändert die Dynamik des Tages.
4. Die nichtdominante Hand verwenden.
Beim Schreiben, Zähneputzen oder Essen trainiert dieser einfache Trick Motorik und Konzentration.
5. Barfuß auf ungewohntem Untergrund gehen.
Kies, Gras oder Holz machen den Tastsinn wach und beleben die Sinne.
6. Eine Mahlzeit rückwärts essen.
Erst der Nachtisch, dann der Salat. Ein ungewohnter Ablauf macht Alltägliches aufregend.
7. Beim Fernsehen den Ton ausschalten.
Mimik und Gestik erzählen oft mehr als Worte. So wird passive Unterhaltung zum aktiven Rätsel.
8. Ein neues Gewürz probieren.
Der Geschmack einer fremden Küche bringt nicht nur Abwechslung, sondern auch Neugier zurück.
9. Rückwärts gehen (bitte mit Begleitung).
Koordination, Balance und Lachen entstehen dabei fast von selbst. Wer rückwärts geht, schaut automatisch genauer hin.
10. Ohne Navigationsgerät aufbrechen.
Orientierungssinn und Gedächtnis profitieren, wenn der Weg wieder selbst gefunden werden muss.
Derlei aktiviert verschiedene Hirnareale gleichzeitig. Frontal- und Parietallappen, Hippocampus und motorische Zentren arbeiten dabei im Team. Die Folge: besseres Lernen, mehr Motivation, größere geistige Flexibilität.
Neues verbessert auch die Wahrnehmung. Ungewohnte Eindrücke lassen das Gehirn aktiver arbeiten. Gerüche, Klänge, Bewegungen oder Geschmäcker wirken besonders stark, wenn sie überraschen.
Hier sind noch ein paar weitere einfache Tipps:
– Ein neues Lied als Weckton wählen
– Ein Wort in einer fremden Sprache lernen und verwenden
– Mit ungewohntem Besteck essen
– Eine Sprachnachricht statt einer Textnachricht schicken
– Einen Satz aufschreiben und rückwärts lesen
– Ein Zimmer blind erfühlen
– Beim Duschen das Licht auslassen
– Ein Gedicht mit der anderen Hand schreiben
– Eine Minute lang auf das Wort „Ich“ verzichten
– Ein Gespräch in Reimen führen
– Eine fremde Musikrichtung anhören
– Etwas mit den Zehen aufheben
– Einen Einkaufszettel auswendig lernen
– Ein Symbol aus dem Gedächtnis zeichnen
– Einen Raum vom Boden aus betrachten
– Ein Gericht mit verbundenen Augen essen
– Einen Tag lang keinen Spiegel benutzen
– Ein Objekt zweckentfremden
– Eine Mahlzeit sehr langsam essen
– Eine Geschichte wie den Anfang eines Romans schreiben
– Jeden Tag ein kleines Abenteuer. Neues stärkt nicht nur das Gehirn. Es macht das Leben reicher.
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