Vor allem der Tiroler und der Vorarlberger Landeshauptmann, Anton Mattle und Markus Wallner, waren bisher dagegen, doch nach dem Platzen der blau-türkisen Koalitionsverhandlungen könnte sich das ändern. Geben die beiden ÖVP-Granden ihren Widerstand gegen eine Rückkehr von Sebastian Kurz an die Parteispitze auf? In der Hoffnung, Kurz, den viele in der Partei nach wie vor als Hoffnungsträger handeln, könnte bei Neuwahlen das Kräfteverhältnis zwischen Blau und Türkis drehen? Und damit verlockendere Regierungsoptionen als Schwarz-Rot, mit oder ohne Beteiligung oder Unterstützung durch Neos, Grüne oder beide schaffen?
Einiges spricht dafür. Das ist einem Gespräch zu entnehmen, das campus a Freitagabend mit einem Regierungsverhandler führte. “Bisher hat Kurz immer abgewunken”, so der Türkise. “Als wir ihn nach dem Platzen der Regierungsverhandlungen kontaktiert haben, sah das anders aus.” Kurz habe sich “geneigt” gezeigt, die Aufgabe zu übernehmen.
Das klingt plausibel, denn dass es den einstigen politischen Wunderknaben und letzten ÖVP-Wahlsieger zurück in die Politik zieht, bezweifelt in der ÖVP niemand. Bloß dürfte ihm die bisherige politische Gemengelage nicht gepasst haben. Doch seit Karl Nehammer bei der Nationalratswahl zwar das Schlimmste verhindern konnte, aber nur Zweiter wurde und bei den Koalitionsverhandlungen scheiterte, sieht alles anders aus. Christian Stocker, den nicht Glanz und Können sondern überraschende politische Wendungen in seine Position spülten, sieht jedenfalls für viele Türkise neben Kurz alt aus.
Eine Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstitutes Spectra wirkt, zumindest aus Sicht von Kurz und seiner Getreuen, ernüchternd, allerdings nur auf den ersten Blick. Den meisten Zuspruch bekam Christian Stocker (19 Prozent), Kurz lag gleichauf mit der designierten Salzburger Landeshauptfrau Karoline Edstadler knapp dahinter (18 Prozent) nur auf Platz 2. Doch dieses Bild trügt. Denn Stocker, und auch Edstadler, sind derzeit medial wesentlich sichtbarer als Kurz. Wenn Kurz zurück auf die politische Bühne kommt, würde sich die Berichterstattung auf ihn konzentrieren und er könnte dank seines unbestreitbaren politischen Talentes Mitbewerber aller Parteien bald überholen.
Seine Rückkehr funktioniert freilich nur in einem Szenario mit Neuwahlen, und die hat die ÖVP bisher ebenso wie die SPÖ, die Grünen und die Neos ausgeschlossen. Glaubt man dem zitierten türkisen Regierungsverhandler, könnte sich aber auch das bald ändern. Die große Koalition in ihrer bisher stimmenschwächsten Version bei erwartbarem weiteren Erstarken der FPÖ empfindet kaum jemand unter den Türkisen als echte Chance.
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