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Wie viel verdient eigentlich Obusfahrer Martin Essler?

Morgens die ersten Fahrgäste zur Arbeit bringen, mittags Schüler chauffieren und abends Nachtschwärmer nach Hause bringen. Der Beruf des Busfahrers ist abwechslungsreich, aber auch herausfordernd. Wie sieht es da mit dem Gehalt aus? Und wie viel Freizeit bleibt neben dem Job? Der Salzburger Obusfahrer Martin Essler gibt spannende Einblicke in seine Welt hinter dem Lenkrad.
Eva-Maria Ramsauer  •  9. April 2025 Volontärin    Sterne  24
Martin Essler im Obus. (Foto: Eva-Maria Ramsauer)
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Martin Essler ist seit drei Jahren Obuslenker. Wer in Salzburg mit der Linie 7 oder der Linie 10 fährt, könne vielleicht einmal sein Fahrgast werden. Die Faszination fürs Busfahren hat er von seinem Opa geerbt. Dieser war Einsatzleiter und laut Martin ein richtiger Obus-Fan. Bis Martins Bewerbung aber schlussendlich bei den Salzburger Linien einflatterte, dauerte es noch eine Weile. Zu groß war der Respekt davor, die langen und tonnenschweren Obusse durch die enge Salzburger Innenstadt zu lenken. Als Busfahrer trägt er schließlich die Verantwortung für mehrere tausend Fahrgäste am Tag. Ein früherer Arbeitskollege von Martin, der sich selbst als Obusfahrer beworben hat, überredete ihn aber letztendlich dazu, sich zu bewerben.

Zur Arbeit fährt Martin allerdings nicht mit dem Bus, sondern mit seinem Privat-PKW. Wenn er zur Frühschicht antritt, bleibt ihm auch nichts anderes übrig, schließlich ist er dann derjenige, der die erste Runde mit dem Bus dreht. Mit der Linie 7 beginnt er beim Bahnhof Salzburg Süd, mit dem Salzachsee als Ziel. Dabei fährt er durch Aigen und vorbei am Volksgarten sowie am Landeskrankenhaus. Mit der Linie 10 startet Martin in Salzburg Sam und fährt zur Walserfeld Schule. Dabei stoppt er unter anderem beim Bahnhof Salzburg Gnigl, beim Volksgarten und beim Flughafen. Eine Rundfahrt, das heißt einmal hin und wieder zurück, dauert in der Regel circa 80 Minuten.

Wenn Martin aber doch einmal außerhalb der Arbeit mit dem Obus fährt, braucht er dafür kein zusätzliches Ticket, sondern kann mit einer speziellen Fahrkarte quasi gratis fahren. Diesen Vorteil genießen auch Martins Frau und ihr gemeinsamer Sohn. Hobbys hat Martin aber keine, denn seine Kraft holt er sich bei seiner Familie. Dafür bleibt ihm neben dem Job auch genug Zeit, sagt er, und das, obwohl seine Arbeitswoche zwischen 40 und 50 Stunden hat. Aber wie viel verdient er denn eigentlich mit dem Busfahren?

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Vom Führerschein zum Fahrplan

Die Ausbildung zum Obusfahrer dauert insgesamt vier Monate. Dabei ist sie in zwei Teilbereiche gesplittet. In der ersten Hälfte steht der Busführerschein am Plan und in der zweiten Hälfte geht es um den Obus und die Oberleitung, die den Bus mit Strom versorgt. Auch die Tickettarife sind ein großes Kapitel der Ausbildung.

Das Einstiegsgehalt beträgt bereits ab dem ersten Ausbildungstag 3.283,18 Euro brutto, wobei Männer und Frauen vollkommen gleich bezahlt werden. Auch die Kosten für den Busführerschein werden übernommen. Das war allerdings nicht immer so. Früher mussten sich die Bewerberinnen und Bewerber diesen selbst finanzieren. Um aber auch weiterhin noch genügend Personal zu finden, haben die Salzburger Linien beschlossen, die Kosten zu übernehmen. Muss Martin mal für einen Kollegen oder eine Kollegin einspringen, am Wochenende arbeiten oder die Nachtschicht fahren, bekommt er Zuschläge. Auch für unfallfreies Fahren wird er mit einer jährlichen Prämie finanziell belohnt. Damit Martin und seine Kolleginnen und Kollegen den Umgang mit allen Fahrgästen lernen, werden außerdem Schulungen angeboten. So zum Beispiel zur Deeskalation oder zum Umgang mit älteren, dementen oder mobil eingeschränkten Menschen.

Laut Kollektivvertrag besteht die Woche eines Obuslenkers aus 40 Arbeitsstunden. Martin erzählt aber, dass er hin und wieder auch gerne Überstunden macht und so auf bis zu 50 Stunden die Woche kommt. Ob er sich diese ausbezahlen lässt, oder lieber Zeitausgleich nimmt, kann er sich aussuchen. Wenn er zwecks eines privaten Notfalls einmal spontan nicht zur Arbeit kommen kann, ist auch das kein Problem und wird anstandslos als Zeitausgleich verbucht. Ansonsten hat Martin seinen fixen Dienstplan, an den er sich halten muss. Er weiß immer genau, wann er Frühdienst oder Spätdienst hat. Wenn er zum Obus-Betriebshof in Salzburg kommt, dann checkt er zunächst einmal seinen Bus und testet, ob auch wirklich alles funktioniert, bevor er losfährt.

Das Leben abseits der Busspur

Mit dem Gehalt von Martins Frau und seinem Eigenen kommen die beiden gut über die Runden. Seine Frau arbeitet im Einzelhandel. Sie ist stellvertretende Marktleitung in einer SPAR-Filiale. Gemeinsam mieten sich die beiden ein Haus, wobei sich die Miete auf circa 1.500 Euro im Monat beläuft. Martin leistet sich außerdem noch eine private Krankenversicherung und den ein oder anderen Urlaub im Jahr. Dabei gibt es einen großen Urlaub und mehrere kleine. Die kleineren kosten, was sie kosten, aber beim großen wird dann doch ein Auge auf die Ausgaben geworfen. Die Versicherungskosten für sein Auto schätzt er auf 2.400 Euro jährlich. Etwaige Investments, Immobilien oder auch laufende Kredite hat er aber nicht und für die Lebensmitteleinkäufe ist seine Frau zuständig. Für ihren vierjährigen Sohn beziehen sie Familienbeihilfe. Diese beläuft sich auf 148 Euro im Monat. 

Obus in der Stadt Salzburg.Obus Justizgebäude Salzburg. (Foto: Salzburg AG)

Die Herausforderungen im Bus

Zu den Herausforderungen im Job zählen für Martin neben der Verkehrssituation und den möglichen Baustellen manchmal auch die Fahrgäste. Er erzählt von einem ganz speziellen Fahrgast, der sehr betrunken und mit einem Bier im Gepäck in den Bus stieg. Er habe andere Gäste besonders laut und aggressiv beschimpft, woraufhin Martin ihn beim nächsten Halt zur Rechenschaft zog. Er zitiert sich selbst mit den Worten: „Spezi, erstens schau bitte, dass dein Bier in dir landet und nicht im Bus und zweitens bitte die Akustik etwas runterdrehen“. Nach einem kurzen Gespräch zeigte sich der Fahrgast offenbar einsichtig und die Fahrt konnte ruhig fortgesetzt werden. In Extremfällen müsste Martin zunächst die Leitstelle kontaktieren. Dann würde der mobile Dienst vorbeikommen und wenn auch das nichts hilft, wird sogar die Polizei gerufen.

Was passiert bei Verspätungen?

Besonders wichtig ist es, dass die Fahrgäste den Busfahrern und Busfahrerinnen auch mit Respekt begegnen. „Busfahrer sein ist mehr als einfach nur gemütlich durch die Stadt kurven. Man trägt die Verantwortung für jeden einzelnen Fahrgast im Bus“, sagt Betriebsassistent Christian Eisele, der bereits seit 30 Jahren bei den Salzburger Linien arbeitet. Besonders wenn es zu Verspätungen kommt, zeigen die Leute oft wenig Verständnis, wenn auch der Busfahrer in einem solchen Fall selten etwas dafür kann. Ein Maximum für Verspätungen gibt es also nicht, da diese einen für die Fahrerinnen und Fahrer unbeeinflussbaren Faktor darstellen.

In Fällen von extremen Verspätungen kommen sogenannte Kurzwendungen zum Einsatz. Wer in Salzburg häufig mit den Obussen fährt, hat im Stau bestimmt schon einmal zwei oder drei Busse der selben Linie direkt hintereinander gesehen. Bei einer Kurzwende drehen betroffene Busse dann bereits vor dem eigentlichen Ende ihrer Runde um, damit auch in die entgegengesetzte Richtung wieder ein Bus fährt. Das passiert aber selten ohne Beschwerden der Fahrgäste, die in einem solchen Fall aussteigen und in den nachkommenden Bus einsteigen müssen. Dieser vollendet dann selbstverständlich seine Runde, damit auch wirklich jeder an sein Ziel kommt. Die Obuslenkerinnen und -lenker führen solche Kurzwenden aber nicht auf Eigeninitiative aus, sondern stets auf Anweisung des Disponenten.

Die Busfahrerinnen und -fahrer unterliegen außerdem dem Lenkzeit- und Arbeitszeitgesetz. Sie müssen also nach mindestens viereinhalb Stunden Fahrzeit abgelöst werden und Pause machen. Bei besonders hohem Verkehrsaufkommen kann es passieren, dass ein Fahrer oder eine Fahrerin die Runde nicht zu Ende fahren kann und vorher umdrehen muss, um rechtzeitig das Fahrzeug zu verlassen. Ob diese Gesetze auch wirklich eingehalten werden, können die Behörden bis zu 56 Tage rückläufig kontrollieren. Bei Missachtung drohen Strafen. Auch wenn sich jemand über zu festes Bremsen beschwert, kann überprüft werden, wer gefahren ist und wie fest tatsächlich gebremst wurde.

Besonders gerne beschweren sich die Fahrgäste auch darüber, wenn ihnen der Bus vor der Nase wegfährt. Würde aber auf jeden Fahrgast gewartet werden, wäre die Sache mit den Verspätungen ein noch größeres Problem. „Ich weiß nicht, wie viele Finger ich schon gesehen habe“, erzählt Martin und meint damit eine nicht ganz so freundliche Geste von so mancher verärgerten Person, die zu ihrem Leidwesen an der Haltestelle stehengelassen wird.

Ein Job, so abwechslungsreich wie die Fahrgäste

Ein Vorteil für Martin am Busfahrer-Dasein ist auch, dass er sich nach Feierabend nie Gedanken darüber machen muss, was er morgen noch alles erledigen muss. Er hat keinen Arbeitsstress, den er sich unerwünschter Weise mit nach Hause nehmen könnte. Für ihn ist jeder Tag gleich und doch völlig unterschiedlich. Selbst jede Runde, die Martin mit seinen Linien fährt, ist anders. Das liegt zum einen an der Vielfalt der Menschen, die mit dem Bus fahren, aber auch an zahlreichen anderen Faktoren. Mal ist die Stadt menschenleer und mal wuselt es wie in einem Ameisenhaufen. Mal scheint die Sonne und mal schüttet es aus Kübeln und auch der Verkehr ist zu jeder Tages- und Nachtzeit unterschiedlich. Gerade diese Abwechslung ist es, die Martin Essler an deinem Beruf am besten gefällt. Das Klischee, Busfahrer zu sein wäre eintönig, weil sich jeder Tag gleich anfühlt, kann Martin nicht bestätigen. Für ihn sieht die Realität ganz anders aus. Sein Appell ist es, sich ruhig zu trauen und zu bewerben. Es gibt nichts zu verlieren. Im Bus genießt er seine ganz eigene Freiheit. „Es sitzt dir niemand im Nacken, der dir sagt, wie du fahren sollst“, erzählt Martin zufrieden von seinem Beruf als Obusfahrer.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Projektes „Die Paris-Lodron-Universität Salzburg macht Journalismus“.
Es ist ermöglicht mit freundlicher Unterstützung durch dm drogerie markt und Salzburg AG.

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