Es ist in alle Bereiche unseres Lebens vorgedrungen. Auf die Straßen, in die Luft, in die Ozeane. Mikro- und Nanoplastik ist deshalb längst auch im menschlichen Organismus zu finden. Wohin es nicht nur über feste Nahrung, sondern auch über Flüssigkeiten gelangt. Einer der Gründe, warum Plastikflaschen als problematisch gelten.
Eine neue Studie des Österreichischen Forschungsinstituts für Chemie und Technik (OFI) von Bio-Chemiker Michael Washüttl zeigt nun Überraschendes: Anders als bisher vermutet, enthalten wiederverwendbaren Glasflaschen sogar mehr Plastikpartikel als Einweg-Plastikflaschen. Wie ist das möglich?
Verantwortlich dafür könnten Waschanlagen sein, meinen die Studienautoren. Das hält auch Lukas Kenner, Pathologe und Leiter des klinischen Instituts für Pathologie der MedUni Wien, auf Anfrage von campus a für möglich. „Waschanlagen für Mehrwegflaschen arbeiten oft mit hohen Temperaturen, starken Reinigungsmitteln und mechanischen Prozessen, die Mikroplastikpartikel aus den Reinigungsbürsten oder aus Schläuchen freisetzen könnten.“ Die Partikel könnten sich dann im flüssigen Inhalt der Flaschen ansammeln.
Mit negativen Folgen für die Gesundheit. Brustkrebs, Unfruchtbarkeit, verfrühte Pubertät, Fettleibigkeit, Allergien sowie Diabetes nennen Mediziner als Gesundheitsrisiken durch Mikroplastik. Forscher der MedUni Wien machten zudem im Vorjahr eine bahnbrechende Entdeckung: Mikroplastik überwindet sogar die Blut-Hirn-Schranke. Was Depressionen und Demenz fördern könnte. Auch die hormonelle Belastung durch die Zufuhr von Mikroplastik spielt eine gesundheitsschädliche Rolle. Es enthält Stoffe, die wie Östrogene wirken. Die können unter anderem die männliche Fruchtbarkeit schädigen.
Kenner selbst untersuchte den Einfluss von Mikroplastik auf Krebszellen. Das Team um den Pathologen entdeckte dabei erste Hinweise darauf, dass Tumorzellen, die mit Plastik belastet sind, leichter Metastasen bilden. „Langfristig könnte die wiederholte Aufnahme von Mikroplastik, etwa durch Trinkwasser aus Mehrwegflaschen, zu einer verstärkten gesundheitlichen Belastung führen“, so der Experte auf Nachfrage zu campus a.
Fünf Gramm Plastik, etwa das Gewicht einer Kreditkarte, gelangen durchschnittlich pro Kopf und Woche in den menschlichen Magen-Darmtrakt. Womit sich der Wasserhahn als eine von vielen Möglichkeiten empfiehlt, Plastik zu reduzieren.