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Im Büro von Lena Schilling: Einblicke in einen Arbeitsalltag

Das Making of unseres Interviews mit Lena Schilling.
Sophia Tiganas  •  08 Dezember 2024 Redakteur      58
Sophia Tiganas vor dem EU-Parlament in Brüssel.
Privat

Unser Interview mit Lena Schilling können Sie auf unserer Website nachlesen!

10.40 Uhr. Ich bin etwas früh dran, angeblich werde ich in fünf Minuten am Haupteingang abgeholt. Es ist bewölkt und kalt. Meine bunte Jacke und mein pinker Rucksack passen nicht zu meiner eleganten Anzugshose. Sehe ich wie eine seriöse Journalistin oder doch wie ein Schulkind aus?

10.41 Uhr. Ich bin 22 Jahre alt und stehe zum ersten Mal vor dem Europäischen Parlament in Brüssel, bereit, die gerade einmal ein Jahr ältere Lena Schilling, die jüngste EU-Abgeordnete, zu interviewen. Das Wort „Journalistin“ springt durch meinen Kopf, prallt an den Wänden meines Schädels ab. Ich bin tatsächlich eine Journalistin auf ihrer allerersten Dienstreise.

10.42 Uhr. Ich beobachte die Menschen, die vor dem Haupteingang rauchen. Sie sehen wie ganz normale Menschen aus. Wahrscheinlich war das erwartbar, trotzdem überrascht es mich. Um 10.43 Uhr bin ich stolz auf mich, um 10.44 Uhr dann doch nervös. Ist das wirklich der Haupteingang? Habe ich etwas falsch gemacht?

Während der ersten Redaktionssitzung von campus a habe ich mich bereit erklärt, ein Interview mit der grünen Politikerin Schilling zu führen. Dafür würde ich nach Brüssel fliegen müssen. Wenige Stunden später hatte ich ihre Handynummer. Sie antwortete nicht auf meinen Anruf, bat aber um eine SMS. Der blaue Textblock, den ich ihr schickte, wirkte am Bildschirm meines Handys riesig. Die folgenden zwanzig Minuten kamen mir endlos vor, bis endlich ihre Antwort vibriert: Das Interview wird stattfinden.

Pünktlich um 10.45 Uhr holt mich Lenas Pressesprecherin, Stefanie Wehlend ab. Sie trägt einen bunt-karierten Blazer und ein grünes Top, lächelt freundlich und winkt mir, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Wir sind sofort per Du. Meine Sorgen tauen langsam von mir ab und ich wage einen Witz über meine Outfit-Sorgen. „Du kommst doch zu einer Grünen. Musst dich nicht stressen.“

Bevor ich ins Gebäude darf, brauche ich einen Besucherausweis. Ein pinkes Namenschildchen, das auf meinem Blazer sichtbar sein muss. Die Sicherheitskontrolle erinnert mich an einen Flughafen, was Stefi lächelnd kommentiert. “Wenigstens darfst du dein Wasser hier behalten.”

Die Sicherheitskontrolle ist das Letzte, was mir noch bekannt vorkommt. Alles andere ist neu für mich. Hintereinander gehen wir Rolltreppen rauf, laufe an tausenden Postfächern mit den Namen tausender Politikerinnen und Politiker vorbei und halten kurz vor dem TV-Studio von EuroParlTV inne. Steffi erklärt mir das alles, als stünde eine Führung durch das gesamte EU-Parlaments an. Ich erfahre sogar, wo ungefähr der Parlaments-Friseur seinen Laden hat.

Vor dem Aufzug drückt Stefi den Knopf mit dem Pfeil nach oben und wir warten. „Der Blick vom Büro über die Stadt ist leider nicht mehr so schön wie bisher”, sagt Stefi. Die Räumlichkeiten im EU-Parlament werden je nach Größe der Fraktion zugewiesen. Die Grünen haben dieses Jahr Stimmen im Wahlkampf verloren, was sich offenbar auch auf die Aussicht ausgewirkt hat. „Unsere bisherigen Büros haben die Rechten.“ Die grüne Pressesprecherin zuckt mit den Schultern und wir treten in den Lift.

Noch ein paar Gänge zu Fuß, dann stehen wir vor Lenas Büro. Hinter ihrem massiven Schreibtisch sitzt sie – barfuß. Ihre schwarzen Stiefel stehen links und rechts von ihrem Stuhl. Sie lächelt freundlich, zieht die Stiefel an und zeigt auf den Platz gegenüber. Stefi setzt sich auch zu uns.

Obwohl immer höflich und freundlich war Stefanie Wehlend schon bei der Vorbereitung des Interviews sehr präsent. Sie bat mich per E-Mail um meine Fragen, strich alle über die Affäre rund um die mutmaßlich von Lena verbreiteten Unwahrheiten heraus und ersetzte sie sogar durch andere, die sich mit Lenas gegenwärtigen Arbeitsfeldern befassten. Auch während des Interviews bleibt sie präsent, was mich nicht davon abhält, die gestrichenen Fragen trotzdem zu stellen.

Schilling lässt sich davon offenbar nicht irritieren. Als Stefi meint, wir hätten nur noch fünf Minuten, holt Schilling noch ein paar mehr für mich heraus. „Ich werde mich zum nächsten Meeting beeilen, versprochen“, sagt sie. 

Nach dem Interview rufe ich meine Mutter an, die jede unzählige Fragen hat. Wie das Parlament aussieht. Wie Lena Schilling war. Ob ich zufrieden mit dem Interview bin. Ich spaziere durch Brüssel und schaue erst Stunden später wieder auf die Uhr. Ich muss zurück zum Flughafen. Die Maschine nach Wien startet um 15.45 Uhr.

 

 

 

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