Sie haben sich längst daran gewöhnt, jeden Tag zu kämpfen. Um Kunden, Innovationen und Finanzierungen, gegen übermächtige internationale Konkurrenten, steigende Kosten für Mitarbeiter, Mieten und Energie und mit dem Wildwuchs an Auflagen und Vorschriften. Darauf angesprochen zucken die Eigentümer der rund 600.000 österreichischen Klein- und Mittelbetriebe, die 99,8 Prozent der heimischen Unternehmenslandschaft ausmachen, die Schultern. “Immer noch besser als arbeiten gehen”, scherzen viele von diesen Frauen und Männern, für die sich eine 40-Stunden-Woche wie Urlaub mit ein paar Job-Agenden anfühlen würde.
Niemand dankt ihnen all das, die Arbeitsplätze, die sie schaffen, die Steuerleistung, die sie erbringen, die Beiträge zur Infrastruktur des täglichen Lebens, die sie leisten, auch daran haben sie sich gewöhnt. Wie wäre es aber, wenn es doch jemand tun würde? Wenn ihnen jemand, auf den es ankommt, danken würde? Wenn zum Beispiel die neue Bundesregierung auf sie zugehen würde, mit Sätzen wie diesen: “Wir wissen, was Sie jeden Tag leisten. Wir wissen, dass die Quelle des österreichischen Wohlstandes nicht wir Politiker sondern Sie sind. Wir schreiben Ihnen diesen Brief, um Ihnen zwischendurch auch einmal von ganzem Herzen dafür zu danken.”
Eine emotionale Welle würde durch diese standhafte Unternehmerschaft rollen. Hunderttausenden würde das Herz aufgehen und einige wären angesichts der überfälligen Anerkennung wohl zu Tränen gerührt. Es wäre ein Motivationsschub gerade in Zeiten, in denen alle von Krise reden.
Enthielte so ein Brief auch noch das Versprechen, hinkünftig die Bedürfnisse der Unternehmer annähernd so mitzubedenken wie jene zum Beispiel der Senioren, und würde sich dieses Versprechen in den folgenden Wochen durch die richtigen politischen Signale als einigermaßen glaubhaft erweisen, könnte so ein Brief das Land verändern. Denn nichts dient ihm mehr als motivierte Unternehmer, und was könnte eine stärkere Motivation sein, als sich verstanden und geschätzt zu wissen?
Es ist unwahrscheinlich, dass so ein Brief je in die Post geht. In einem Land, in dem Unternehmer vielen Bürgern inklusive der Mehrheit ihrer Meinungsmacher nach wie vor als Feindbilder gelten, müssten Politiker fürchten, sich damit dem Misstrauen einer Mehrheit auszusetzen. Für die 600.000 Chefs der Klein- und Mittelbetriebe heißt es also unbedankt weiter kämpfen, sich bei einander über die vernagelte Politik zu beklagen, in stillen hellen Momenten vom wirtschaftsfreundlicheren Ausland zu träumen und in den dunklen davon, einfach aufzuhören. Was sie zum Glück dann doch nie tun.