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Zwischen zwei Welten: Wenn Heimat nicht wie Heimat wirkt

Etwa 22,3 % der Bevölkerung in Österreich sind aus dem Ausland. Besonders in Wien begegnet man oft Leuten, die eine andere Herkunft haben. Obwohl sie schon seit Jahren in Österreich leben, würden sich viele nicht als ÖsterreicherInnen bezeichnen. Wieso ist das so? Und was ist sonst ihre Heimat? Dazu habe ich zwei meiner Mitschülerinnen befragt, die jeweils aus einem anderen Land kommen.
Gayaneh Dialer  •  17. Januar 2025 Schülerin      10
Zwischen zwei Welten

Staatsbürgerschaft = Identität? 

Katja K. (18) bezeichnet sich selbst nicht als Österreicherin, obwohl sie die Staatsbürgerschaft hat. Sie lebt seit ihrem 5. Lebensjahr in Wien aber fühlt sich mehr russisch als österreichisch. Aus diesem Grund meint sie, dass der Pass nichts mit ihrer Identität zu tun hat. Auch Marlena M. (17) sieht das ähnlich. Sie ist in Wien geboren und aufgewachsen und hat von klein auf Deutsch gesprochen. Trotzdem ist sie mit ihrem Heimatland Ägypten mehr verbunden und würde sich nicht als Österreicherin bezeichnen. Die Staatsbürgerschaft, die in Österreich sehr schwer zu erlangen ist, hat für die beiden also nichts mit ihrer Identität zu tun. Es ist bloß ein Dokument. 

Wie wichtig ist Sprache und Kultur?

Interessanterweise spielen die Kultur und Sprache für die Identität eine wichtige Rolle. Beide Mädchen beherrschen zwar die deutsche Sprache einwandfrei, aber haben andere Muttersprachen. Katja bezeichnet sich als bilingual, da sie Deutsch und Russisch auf gleichem Niveau spricht. Manchmal redet sie in einem Mix aus Deutsch und Russisch, da ihr manche Wörter nur auf der einen Sprache einfallen. Oft ist es auch so, dass es Begriffe nur in einer der beiden Sprachen gibt. Für Marlena ist Arabisch eindeutig ihre Muttersprache, obwohl sie von klein auf Deutsch gesprochen hat. Ihre Eltern wollten, dass sie sich integriert, weshalb sie auch mit ihnen auf Deutsch kommuniziert hat. Besonders für Marlena, die eine gläubige Koptin ist, ist ihre ägyptische/koptische Kultur sehr wichtig. Sie geht regelmäßig in die Kirche und feiert nur die koptischen Feste. In Katjas russisch-orthodoxen Familie sind sowohl österreichische als auch russische Festtage relevant. 

Stolz

Auf der einen Seite hat Katja seit dem Russland-Ukraine Krieg, der im Jahr 2022 ausgebrochen ist, die Erfahrung gemacht, schlechte Reaktionen auf ihre russische Herkunft zu bekommen. Sie wirkt unglücklich mit der Kriegssituation. Auf der anderen Seite ist Marlena sehr stolz auf ihre ägyptischen Wurzeln. Da Chrtisten in Ägypten verfolgt werden, fühlt sie sich umso mehr verpflichtet ihren Glauben auszuleben und stolz auf ihre Kultur zu sein.

Heimat

Zuletzt habe ich den beiden die direkte Frage in meinem Titel gestellt: Fühlt ihr euch, wie zwischen zwei Welten? Katja hat darauf eine sehr schöne Perspektive geöffnet, die ich so selbst noch nie wahrgenommen habe: Es ist nichts Negatives zwischen zwei Welten zu stehen, sondern etwas Positives, weil man in beide hineinpasst. Mit einem Fuß kann man in zwei Länder treten und beide „Heimat“ nennen. 

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