Es ist wieder so weit: Die Weihnachtsferien sind vorbei. Wir Schüler:innen sind voller Energie, um in die letzten Wochen des ersten Semesters zu starten. Oder doch nicht? Auf meiner To-do-Liste stehen noch einige Dinge, die ich in den Ferien zu erledigen gehabt hätte. Aber stets gab es spannendere Aktivitäten: Zeit mit der Familie verbringen, Freunde treffen, einfach nichts tun. Und jetzt sitze ich hier, am letzten Wochenende der Ferien, und schreibe einen Artikel für ein Deutschprojekt. Nebenbei muss ich noch eine BE-Präsentation vorbereiten, eine Science-Stunde gestalten, meine „kleine“ VWA in Geschichte überarbeiten. Nicht zu vergessen, eine Deutsch-Schularbeit sowie ein Geschichte-Test stehen auch noch an. Doch wie viel Arbeitsaufwand für Schule und Hausaufgaben ist eigentlich gesund? Wann wird die Belastung zu hoch? Und wie stehen die Arbeitszeiten von Schüler: innen im Vergleich zu jenen von Erwachsenen?
Ein Vollzeitjob für Erwachsene umfasst in der Regel 40 Stunden pro Woche. Wenn man die gesamte Zeit für Schule, Hausaufgaben und zusätzliche Lernzeiten zusammenzählt, kommen Schüler:innen mitunter auf eine höhere Stundenanzahl. Eine Umfrage von Unicef unter dem Motto “Kinder brauchen Zeit” hat ergeben, dass Schüler: innen im Schnitt 38,5 Stunden pro Woche hinter den Schulbüchern verbringen. Jugendliche in den Klassen 9 bis 13 kommen im Schnitt auf eine 45-Stunden-Woche.
Für Hobbys wie Musik, Sport oder für Haustiere bleiben rund acht Stunden in der Woche. In allen Altersgruppen, bei Mädchen und Buben, bleibt somit für Hobbys am wenigstens Zeit übrig. Perfekte Voraussetzungen also für ein gesundes, ausgeglichenes Leben? Ganz im Gegenteil.
All diese Bedingungen bringen psychische sowie physische Auswirkungen mit sich. Aus einem Artikel von zdfheute vom 14.8.2023 geht hervor, dass sich etwa jedes fünfte Kind oder jeder fünfte Jugendliche als psychisch belastet sieht. Unter Schüler: innen aus ärmeren Familien betrifft dies sogar jeden oder jede Dritte.
Der zunehmende Leistungsdruck führt zu Schlafstörungen sowie Bauch- und Kopfschmerzen. Sogar Essstörungen sind häufige Folgen der Jugendlichen. Eine Studie des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie aus dem Jahr 2023 berichtet von einem alarmierenden Anstieg von schweren Belastungen, Suiziden, Suizidversuchen und -gedanken bei Kindern und Jugendlichen. Dabei würden schulische Probleme laut den Aussagen der Berater: innen maßgeblich dazu beitragen. Die Psychotherapeutin Margit Schmied betont im Interview mit noeORF.at, dass Lehrkräfte den Schüler: innen mehr zuhören müssen und auf sie eingehen sollen. „Ich habe in der Therapie die Erfahrung gemacht, dass Kinder ganz klar sagen können, was sie bräuchten. Nur werden sie leider sehr oft nicht gefragt“, erklärt die Psychologin.
Die Frage bleibt also: Wie viel ist zu viel? Sind unsere Schulen darauf ausgerichtet, den Kindern und Jugendlichen die Zeit und den Raum zu geben, die sie für eine gesunde Entwicklung brauchen? Der Druck, der auf den Schüler: innen lastet, ist real, und die psychischen und physischen Folgen dürfen nicht länger ignoriert werden. Es ist an der Zeit, etwas zu verändern. Das Schulsystem muss sich an neuen Studien und Forschungsergebnissen orientieren. Vielleicht ist eine 40-Stunden-Woche gar nicht so schlimm, wenn dabei auch auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Schüler: innen geachtet wird. Einen gesunden Ausgleich zwischen Leistung und Freizeit zu ermöglichen, ist von großer Bedeutung. Denn ein überlasteter Schüler ist kein guter Schüler und vor allem kein glücklicher Mensch. Das Bildungssystem soll ein Ort sein, an dem sich junge Menschen entfalten und ihre Stärken entdecken. Etwas für das Leben lernen und auf die Zukunft vorbereitet sein. Das ist essenziell.