Frauen müssen auch heute noch Angst haben, allein im Dunkeln nach Hause zu gehen. Statistiken zeigen, dass das Problem nicht kleiner wird, sondern Jahr für Jahr wächst. Immer wieder werden die gleichen Ratschläge gegeben: „Nimm den Schlüssel zwischen die Finger, schau dich um, ruf jemanden an.“ Doch was passiert, wenn trotzdem etwas geschieht? Oft wird dann zuerst die Frau hinterfragt: „Was hattest du an? Warum warst du so unvorsichtig?“ Solche Vorwürfe schieben die Schuld auf die Opfer. Das ist respektlos und erschütternd. Genau dadurch wird Gewalt gegen Frauen zunehmend normalisiert. Es liegt nicht in der Verantwortung der Frauen, sich nicht angreifen zu lassen, sondern in der der Täter, niemanden zu verletzen.
Angriffe auf Frauen beschränken sich nicht auf die Nacht. Auch tagsüber erleben Frauen übergriffiges Verhalten. Hinterherpfeifen und anzügliche Rufe auf der Straße erzeugen oft Angst und Unsicherheit. Was manche Männer als harmloses Kompliment betrachten, entwürdigt viele Frauen und reduziert sie auf ihren Körper.
Frauen stehen zusätzlich unter Druck, gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen. Klug, kompetent und erfolgreich zu sein, reicht nicht. Sie sollen gleichzeitig attraktiv, kontrolliert und freundlich wirken. Das „perfekte“ Frauenbild wird bereits in der Kindheit durch Werbung, Social Media und die Modeindustrie vermittelt: schmale Taille, große Brüste, makellose Haut. Wer diesen Standards nicht entspricht, wird kritisiert – von Männern, anderen Frauen und oft von sich selbst.
Veraltete Geschlechterrollen prägen den Alltag. Frauen sollen Haushalt, Kindererziehung und Job perfekt vereinen, während Männer für dieselben Aufgaben oft gelobt werden. Entscheidet sich eine Frau gegen Kinder, wird sie als egoistisch abgestempelt. Männer mit diesem Wunsch erfahren selten Kritik.
Die Wurzeln dieser Rollenbilder reichen bis in die Kindheit. Mädchen sollen brav und leise sein, während Jungen mutig und abenteuerlustig sein dürfen. In der Schule wird dies fortgesetzt, wo Jungen stärker in Naturwissenschaften und Technik gefördert werden. Später zeigt sich die Ungleichheit im Berufsleben: Frauen verdienen weniger und erreichen seltener Führungspositionen.
Es genügt nicht, nur über diese Probleme zu sprechen. Es braucht Taten. Täter sexueller Übergriffe müssen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden. Mädchen sollen lernen, dass ihr Wert nicht vom Aussehen abhängt. Männer, Frauen und alle dazwischen verdienen die gleichen Chancen. Veränderung beginnt bei uns allen.
Liebe Letycja, dein Text gefällt mir sehr gut, weil er wichtige Themen aufgreift und eine klare Stellung dazu bezieht. Besonders gut gefällt mir, dass du die Probleme/Missstände direkt ansprichst. Der Text ist dir wirklich gut gelungen.
28 January 2025