Influencer haben in den vergangenen Jahren zunehmend damit begonnen, eigene Produkte auf den Markt zu bringen. Von Logan Pauls Prime Energy Drink über Mr. Beasts Schokolade bis hin zu Kosmetiklinien deutscher und österreichischer Social-Media-Stars ist die Palette vielfältig. Diese Produkte dominieren mittlerweile die Verkaufsregale und übertreffen oft traditionelle Fan-Artikel. Doch nicht alle dieser Projekte sind von Erfolg gekrönt. Ein Beispiel dafür hat zuletzt in den Medien Wellen geschlagen. Das angekündigte, aber nie erschienene Buch des Influencer-Paares André und Nicole Schiebler.
André Schiebler ist ein deutscher Influencer, Unternehmer und ehemaliges Mitglied des erfolgreichen YouTuber-Trios ApeCrime, das vor allem durch Musik- und Comedy-Content seinen Erfolg begründete. Damit baute Schiebler insbesondere in den 2010er Jahren eine Fangemeinde auf, insbesondere unter jüngeren Zuschauern.
Mit 2,4 Millionen Followern auf Instagram und Hunderttausenden auf anderen Plattformen hat er nach wie vor Fans, die mit Leidenschaft sein Content mitverfolgen. Zusammen mit seiner Frau Nicole leitet er die CutieBears GmbH, ein Unternehmen, das ursprünglich handgemachten Kakao verkaufte.
Das Paar kündigte jedoch vor mehr als zweieinhalb Jahren einen neuen Geschäftszweig an. Nicole habe ein Buch geschrieben, das Einblicke in ihr Dating-Leben und ihre Beziehungen geben sollte. Das Buch, angeblich eine Mischung aus persönlichen Geschichten und Ratschlägen, weckte bei vielen Fans Erwartungen. Die Ankündigung lautete so:
Between Dry And Wet Underwear VORBESTELLUNG: Dieses Buch dokumentiert schonungslos und unzensiert das Beste, Verrückteste und Erotischste aus Jahren voller Datingerfahrungen. Stürze dich in eine Reise durch die Abgründe von Datingapps, lass dich von spannenden Erlebnissen fesseln und fiebere mit, denn der Ausgang der Dates ist stets ungewiss.
Doch bis heute ist es nicht erschienen.
Trotz wiederholter Ankündigungen und mehrfacher Verschiebungen des Veröffentlichungstermins bleibt das Buch ein unerfülltes Versprechen. Interessanterweise ist es trotzdem weiterhin im Online-Shop der CutieBears GmbH gelistet und scheint sogar lieferbar zu sein. Käufer können das Buch in den Warenkorb legen und eine Bestellung zahlungspflichtig auslösen. Das angegebene Lieferdatum, der 28. Juni 2024, liegt jedoch bereits in der Vergangenheit.
Viele Fans, die das Buch vorbestellt und bezahlt haben, fragen sich mittlerweile, ob sie jemals ihr Geld zurückerhalten oder das Buch in den Händen halten werden. Außerdem ist die Kommunikation des Paares spärlich, was bei vielen zu zusätzlicher Frustration führt.
Der Online-Shop der CutieBears GmbH bleibt in dieser Angelegenheit auffallend still. Versprochene Updates und Informationen sind ausgeblieben, und Versuche, das Paar zu kontaktieren, blieben bisher erfolglos. Auf E-Mails kam bis dato keine Antwort und die im Impressum angegebene Telefonnummer führt ins Leere. Auch die angegebene Adresse der GmbH, ein Mediapark in Köln, scheint bei Nachfrage keine Verbindung zum Unternehmen zu haben.
Ein zuständiger Ansprechpartner des Mediaparks wies auf einen weiteren Kontakt hin, der sich jedoch als wenig hilfreich erwies. Im Zuge dieser Recherche erhielt campus a falsche Informationen bezüglich einer Email-Adresse. Als die Redakteurin versuchte, die Nummer erneut zu kontaktieren, um die richtige E-Mail-Adresse zu erhalten, wurde ihr Anruf bisher weder durchgestellt noch erhielt sie einen Rückruf.
Hinzu kommen weitere Unklarheiten. André Schiebler sei mit einem Leasingfahrzeug „abgehauen“, heißt es in einem Kommentar unter einem seiner YouTube-Shorts. Der YouTuber Lennster kontaktierte den Verfasser des Kommentars in einem Versuch, dessen Legitimität zu prüfen. Der Nutzer antwortete zwar auf diese Anfrage, wollte sich jedoch nicht ausdrücklich zu Kunden äußern. Auf die Frage, ob der Kommentar echt sei, antwortete er interessanterweise: “Steht mein Name drauf!”
Nicole werde sich bis Ende des Monats noch “persönlich” melden. Das sagt André Schiebler in einem Instagram-Story-Highlight vom 14. Jänner. Was genau sie mitteilen wird, bleibt offen. Mittlerweile hat Schiebler die Kommentarfunktion auf seinen Social-Media-Kanälen eingeschränkt und äußert sich nicht mehr zum Buch. Stattdessen postet er regelmäßig auf TikTok und bewirbt seine bald erscheinenden Musikprojekte.
Das Beispiel der Schleiblers ist kein Einzelfall. Viele Influencer-Projekte scheitern an mangelnder Planung, überzogenen Versprechungen oder fehlender Transparenz. Während einige Produkte enorme Erfolge feiern, geraten andere in Vergessenheit.
Die Frage bleibt: Wird das Buch jemals erscheinen? Und falls nicht, werden die Käufer ihr Geld zurückerhalten? Solange es keine klaren Informationen von den Beteiligten gibt, bleibt die Zukunft des Projekts ungewiss. Die Situation wirft nicht nur ein Schlaglicht auf die Herausforderungen von Influencer-Produkten, sondern auch auf die Erwartungen und Enttäuschungen der Fangemeinde.
Der Platz dieser Autorin in der campus a-Meisterklasse für Journalismus wurde ermöglicht mit freundlicher Unterstützung durch die ÖBB.
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