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Was die Gen Z den Jugendlichen von einst voraus hat

Ältere Generationen trauen der heutigen Jugend wenig zu. Sie unterstellt ihr Faulheit, geringe Belastbarkeit und weniger soziale Kompetenzen wegen Sozialer Medien. Wissenschaftliche Erkenntnisse halten dagegen. In vielen Bereichen können andere Generationen von der Gen Z sogar lernen.
Lara Hassler  •  19. März 2025 Redakteurin    Sterne  118
Die Jugend von heute ist empathischer trotz mehr Zeit im digitalen Raum. (Foto: Shutterstock)
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Die Generation Z hat eine sprachlich viel größere Bandbreite als vorangegangene Generationen. Das verdankt sie der digitalisierten Welt. Heute gehört es für viele junge Menschen zum Alltag, über Landesgrenzen hinweg zu kommunizieren. Sie beherrschen mehr Fremdsprachen als je zuvor. 

Englisch ist die Sprache des Internets und der Sozialen Medien. Instagram und TikTok machen es vor. Die Jugendlichen schnappen dort englische Ausdrücke auf und integrieren sie mal mehr mal weniger bewusst in ihren Alltag. Deswegen ist ihr Englisch-Niveau um einiges höher als das ihrer Eltern und Großeltern.

Jugendliche beherrschen neue Formen der Kommunikation schneller

Auch in ihrer Muttersprache können Jugendliche heute leichter von informeller zu formeller Sprache wechseln. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Sie beherrschen Jugendsprache ebenso wie akademische Ausdrucksweisen, was eine kognitive Leistung darstellt“, so die Studienautorin Ulrike Ladig. 

Das macht sie aber nicht allgemein sprachgewandter. „Sie sind grammatikalisch weniger ausgebildet als frühere Generationen, weil sie weniger Bücher und mehr im Internet lesen“, sagt der Psychologe Nico Lisowsky von der Universität Wien. Dort sind kürzere Formate beliebter. Daher sind die Jugendlichen heute auch kompetenter in neuen Formen der Kommunikation. Von Social Media-Plattformen und Chats sind sie das Lesen von kurzen Texten gewohnt. „Es fällt ihnen daher auch leichter, kurz und knapp die wichtigsten Informationen in einer Textnachricht mitzuteilen“. 

Generation Z verarbeitet Informationen schneller

Die digitale Welt hat auch die Art und Weise verändert, wie junge Menschen mit Informationen umgehen. Ältere Generationen denken noch recht linear.  Die Generation Z ist auf Instagram und TikTok jeden Tag einer Reizüberflutung ausgesetzt. Sie hat gelernt, viele Informationen gleichzeitig zu verarbeiten. 

„Die heutige Jugend ist es gewohnt, Informationen in Echtzeit zu bewerten und zu filtern“, sagt Lisowsky. Das Gehirn passt sich an neue Anforderungen an. Junge Menschen haben dadurch eine bessere Fähigkeit, schnell zwischen verschiedenen Aufgaben zu wechseln. Doch das hat auch Schattenseiten. Sie können sich nicht mehr so lange auf eine Sache konzentrieren. „Diagnosen wie ADHS häufen sich, da junge Menschen immer mehr an eine hohe Dichte an Reizen gewöhnt sind“, so Lisowsky. Der Schulunterricht und Vorlesungen an Universitäten können da nicht mehr mithalten. Sie sind zu lang. Die Aufmerksamkeitsspanne der Jugendlichen verkürzt sich zunehmend.

Weiterentwickelt haben sich hingegen Fähigkeiten, die in der digitalen Welt gefordert sind. Dazu zählen IT-Kenntnisse, Schlagfertigkeit und eine Anpassungsfähigkeit an neue Formen der Kommunikation.

Empathischer als andere Generationen

Soziale Kompetenzen gehen immer mehr verloren, weil sich das Leben der jungen Menschen zunehmend in die digitale Welt verschiebt. So lautet die Befürchtung älterer Generationen. Studien des Instituts für Generationenforschung zeigen bei der Generation Z nun aber eine stärkere Sensibilität für soziale Themen. Die Baby Boomer, Generation X und die Millennials waren weniger empathisch.

Auch Lisowsky sieht mehr Empathie bei der Generation Z als bei anderen Generationen. „Junge Menschen wachsen in einer diverseren Welt auf und sind dadurch oft empathischer gegenüber anderen Lebensrealitäten“. Mentale Gesundheit, Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit sind ihnen wichtiger als früheren Generationen.

Auch die Art zu kommunizieren hat sich bei der Generation Z verändert. Sprachnachrichten oder Videocalls ermöglichen eine intensive persönliche Interaktion über Distanz. Während die digitale Kommunikation für die Baby Boomer noch etwas Exotisches ist, sind es die Jugendlichen gewohnt enge Beziehungen nicht nur analog zu pflegen. Soziale Medien und Videoanrufe unterstützen ihre zwischenmenschlichen Beziehungen und machen sie sogar enger.

Die Jugend ist anpassungsfähig

Frühere Generationen haben mit Veränderungen oft Probleme. Die Generation Z ist anpassungsfähig. Sie wächst in einer unsicheren Welt auf, in der Krisen zur Normalität gehören. Doch statt an Klimawandel, Pandemie und geopolitischen Konflikten zu verzweifeln, steht sie auf, wird aktiv und gibt ihren Forderungen auf Protesten eine Stimme.

„Junge Menschen haben gelernt, mit Unsicherheiten zu leben und kreative Lösungen zu finden“, sagt Lisowsky. Ob es um alternative Bildungswege, neue Arbeitsmodelle oder gesellschaftliche Veränderungen geht, sie sind flexibler und offener für Umstellungen als jede andere Generation.

Eine unterschätzte Generation

Andere Generationen sprechen meist über ihre Defizite der Generation Z. In vielen Bereichen ist sie aber stärker als ihre Vorgänger. Sprachgewandtheit, Anpassungsfähigkeit und Empathie sind nur einige der Fähigkeiten, die andere Generationen von der Jugend von heute lernen können.


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