
Meistens basieren KI-Bild-Generatoren auf generativer Künstlicher Intelligenz. Diese erzeugt Produkte, in diesem Fall Bilder, mithilfe von sogenanntem deep learning. Das bezeichnet einen Teilbereich maschinellen Lernens. Die Ergebnisse werden mit jedem erzeugten Bild besser. Generative Adversarial Networks (GANs) sind das verbreitetste System dafür. Sie bestehen aus zwei Netzwerken, einem Generator und einem Diskriminator. Der Generator erstellt Bilder, und der Diskriminator beurteilt diese in Bezug auf ihren Realismus. Dadurch wird das eine System immer besser darin Bilder zu erstellen und das andere immer besser im Erkennen von Nachahmungen.
Die Rechenprozesse einer KI kann man jedoch nicht mit einem kreativen oder künstlerischen Prozess vergleichen. Wenn KI ein Bild von einem Pferd produziert, dann nicht, weil sie weiß, wie es aussieht. Stattdessen bedient sie sich der Muster, die sie sich aus tausenden analysierten Bildern angeeignet hat. Der Ansatz ist also nicht: ein Pferd ist ein Tier mit vier Beinen, Schweif und Kopf und hat bestimmte Proportionen. Der KI Vorgang hingegen funktioniert in etwa so: Ein Bild von einem Pferd hat meistens solche Pixel an dieser Stelle, also ist das mit größter Wahrscheinlichkeit das erwünschte Ergebnis.
Das funktioniert nicht immer reibungslos. KI-erzeugte Bilder eines Pferdes können schon mal fünf statt vier Beine haben. KI-Kunst verlangt kein genaues Verständnis des Künstlers vom Subjekt. Das Bild repräsentiert vielmehr den Durchschnitt an Material, das im Moment zu Verfügung steht.
Bevor eine KI überhaupt damit beginnen kann, Bilder zu erstellen, braucht sie eine enorme Menge an Bildern als Trainingsmaterial. Diese großen Datenmengen werden einfach aus dem Internet gewonnen. Künstler, Bildagenturen oder Fotomodelle haben keine Chance, Widerstand dagegen zu leisten oder ihre Zustimmung zu verweigern. Auch wenn KI keine schlichten Kopien produziert, sind starke Ähnlichkeiten zu dem Inputmaterial festzustellen. Das kann so weit gehen, dass etwa die Wasserzeichen einer Bildagentur auf den neuen Bildern zu erkennen sind.
Immer mehr Künstler versuchen sich dagegen zu wehren. Entsprechende Trends werden gewinnen an Popularität, wie die eigene Kunst „AI proof“, also sicher vor Künstlicher Intelligenz zu machen. Bei diesen legt man ein anders Bild, mit schwacher Deckkraft über das eigene Kunstwerk. Das soll es für KI schwieriger machen diese Bilder zu analysieren.
Lassen sich nicht auch Menschen von anderen Werken inspirieren? Generell schon. Kunst ist nur das Aussehen des Endproduktes. Die Technik, das Medium und die persönliche Geschichte des Künstlers tragen alle dazu bei, einem Werk Charakter zu verleihen. KI entfernt die meisten dieser Schritte. Das, was KI-Künstler wirklich schaffen, sind die sogenannten Prompts und Aufträge an die KI. Allerdings wird auf diese in einer Ausstellung selten der Fokus gelegt, da sie nicht als Teil des Werks angesehen werden.
Von Aristoteles ist folgender Satz überliefert: „Das Ziel der Kunst ist nicht, die äußere Erscheinung der Dinge darzustellen, sondern ihre innere Bedeutung“. Selbst bei Menschen ist es zweifelhaft, ob das tatsächlich gelingen kann: die innere Bedeutung von Dingen zu begreifen. Aber sie können zumindest versuchen, diesem Ideal nahezukommen. KI kann das jedenfalls nicht. Sie kann nur das, was andere bereits gedacht und geschaffen haben, neu formulieren. Neues und Kreatives kann daraus niemals entstehen. Es bleibt die Reproduktion des bereits Vorhandenen und Bekannten. Das kann ohne Frage schön aussehen. Aber das ist auch alles, was eine KI hervorbringen kann. Die Werke bleiben ohne Seele oder Aussage. Sie bleiben Dekoration. Kunst ist etwas anderes.
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