
Besonders zu Ostern boomen Eier aus Freilandhaltung. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Wie viel Freiheit steckt in „Freiland“, und wie viel Tierwohl in „Bio“? Ein Blick hinter die Stalltüren offenbart Überraschendes.
Im Stall sind die Haltungsbedingungen von Hühnern aus Bodenhaltung und jenen aus Freilandhaltung identisch. Die sind alles andere als komfortabel. Neun Tiere teilen sich einen Quadratmeter, genau wie bei der Bodenhaltung. Gibt es mehrere Etagen mit Sitzstangen und Legenestern, sind sogar 18 Hühner pro Quadratmeter Stallgrundfläche erlaubt, bei beiden Haltungsformen. Insgesamt dürfen Landwirte bis zu 24.000 Hühner in einem Stall halten, sofern sie in Gruppen mit maximal 6.000 Tieren unterteilt sind. Der einzige Unterschied: Die einen können ins Freie, die anderen nicht.
Nach gesetzlicher Vorgabe müssen Freilandhühner tagsüber ins Freie können. Mindestens vier Quadratmeter müssen zur Verfügung stehen, damit Bauern die Eier unter der Bezeichnung Freilandhaltung verkaufen dürfen.
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Laut Tierschutzorganisationen nutzen diese Möglichkeit aber nur fünf Prozent der Hühner. In einen Stall mit 3.000 Bio-Hühnern gehen also nur 150 Hühner nach draußen. Das liegt daran, dass viele Bauern zu wenig Sträucher oder Gebüsch pflanzen.
Laut BioAustria benötigen Hühner pro Hektar zumindest zwölf schutzbietende Elemente, wie Bäume oder Sträucher, um sich etwa vor Greifvögeln verstecken zu können und sich sicher zu fühlen. Sonst trauen sie sich nicht nach draußen. Die Eier dürfen die Landwirte dennoch unter dem Label Freiland verkaufen. Bei den allermeisten Eiern aus Freilandhaltung haben die Hühner also noch nie die Sonne gesehen.
Ebenso wie ihre Artgenossen aus Bodenhaltung sind auch die Freilandhühner überzüchtet. Die Vorfahren des Haushuhns haben im Jahr zwischen zwanzig und dreißig Eier gelegt, um sich fortzupflanzen. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Nachfrage nach Eiern stark gestiegen. Hennen aus Freiland- und Biohaltung legen ebenso wie solche aus Bodenhaltung heute 300 oder mehr Eier im Jahr.
Das geht mit Komplikationen einher. Nach einigen Monaten haben die Tiere vom vielen Eierlegen zu Entzündungen im Bauchraum und mehr als neunzig Prozent der Legehennen brechen sich mindestens einmal in ihrem Leben das Brustbein. Das passiert, weil die Eierschalenproduktion den Knochen Kalzium entzieht.
Das Schreddern der männlichen Küken ist inzwischen verboten, sterben müssen sie weiterhin. Auch das gilt genauso für die Freilandhaltung. Nur in Bio-Betrieben ist das Kükentöten verboten. Biobauern ziehen die männlichen Küken Tiere als sogenannte Bruderhähne auf, schlachten sie erst nach drei Monaten nach dem Schlüpfen und verarbeiten sie zu Fleischprodukten.
Freiland-Legehennen dürfen auch nicht länger leben als Hühner aus Bodenhaltung. Die Tiere haben eine natürliche Lebenserwartung von rund zehn Jahren. Nach ein bis anderthalb Jahren nimmt jedoch ihre Legeleistung stark ab. Dann schlachten sie die Betriebe und ersetzen sie durch Jungtiere.
Wer beim Ostereiersuchen kein schlechtes Gewissen haben will, entscheidet sich am besten für Bioeier. Bio hebt sich am stärksten von den anderen Haltungsformen ab. Auch, wenn es immer noch Luft nach oben gibt. Biohühner dürfen keine vorbeugenden Medikamente und kein Gentechnik-Futter bekommen. Höchstens 3.000 in einem Stall sind erlaubt. In den immer noch großen Stallanlagen entwickeln allerdings auch sie Verhaltensstörungen wie Federpicken oder Kannibalismus. Wer hinter einem Hof glückliche Hühner in einem Gehege gackern sieht, sollte also gleich nach Eiern fragen.