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Wie viel verdient eigentlich Flugbegleiterin Isabel Sanfeliu?

Fliegen, einst ein Privileg für wenige, ist heute für viele alltäglich. Trotzdem ist der Beruf der Flugbegleiterin noch etwas Besonderes: schicke Uniform, internationale Atmosphäre, jeden Tag in einer anderen Stadt aufwachen. Klingt nach Traumjob. Aber wie viel bringt es eigentlich?
Tom Bakker  •  19. April 2025 Volontär    Sterne  12
Isabel Sanfeliu, 26: Verkauf von Parfums, Rubbellosen oder Alkohol an Bord bringt Provisionen. (Foto: Isabel Sanfeliu/privat)
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Isabel Sanfeliu, 26, hat sich einen Traum erfüllt. Seit etwa einem Jahr arbeitet sie als Flugbegleiterin bei Lauda, einer Schwestergesellschaft der irischen Fluggesellschaft Ryanair. Isabel absolvierte die Ausbildung in wenigen Monaten. Ihre Leidenschaft für den Beruf war sofort da.Ihr Verdienstmodell ist klar geregelt, doch das Gehalt war nie so wichtig für sie. Leben muss sie trotzdem davon. Wie viel bleibt am Monatsende übrig? Isabel spricht offen über das Tabuthema Einkommen und private Finanzen.

Start als Junior

Bei Lauda gibt es zwei Positionen: Junior- und Senior-Crewmember. Alle Flugbegleiter beginnen als Junior und können nach einer bestimmten Zeit sowie mit einem zusätzlichen Kurs zur Senior-Position aufsteigen.

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Die international tätige Airline passt das Gehalt dem jeweiligen nationalen Mindestlohn und dem geltenden Kollektivvertrag an. Isabels Einsatzort ist Wien. Dementsprechend gilt für sie der österreichische Tarif. „Ich kenne Kolleginnen in Spanien, die für denselben Job viel weniger bekommen. Der Standort macht einen riesigen Unterschied“, erzählt sie campus a.

Isabels Grundgehalt liegt bei rund 1.200 Euro brutto. Klingt zunächst erstaunlich niedrig, vor allem für eine Vollzeitstelle. Doch “Vollzeit” ist im Flugbusiness relativ. Es gibt genaue gesetzliche Regelungen, wie viele Flugstunden erlaubt sind. Zudem sind in diesem Grundgehalt die Flugstunden noch gar nicht enthalten. Abgedeckt davon sind lediglich die Standby-Dienste, bei denen die Crew-Mitglieder bereit sein müssen, kurzfristig einen Flug zu übernehmen. Diese Zeit verbringen sie teils daheim, teils am Flughafen. Auch Dienste am Boden sind damit abgegolten.

Jede tatsächlich geflogene Stunde kommt dann noch dazu, und dabei nimmt es die Airline genau.Sobald das Flugzeug nach der Landung über das Rollfeld fährt, gibt es keine zusätzliche Vergütung, obwohl die Crew weiterhin arbeitet: Passagiere betreuen, Türen öffnen, Sicherheits-Checklisten durchgehen. „Wenn wir am Boden sind, bekommen wir das nicht zusätzlich bezahlt, auch wenn wir in dieser Zeit voll arbeiten”, erzählt Isabel. „Auch Pausen während eines Turnarounds sind nicht vergütet.“

Geregelte Stunden mit wenig Spielraum

Die europäische Luftsicherheitsbehörde legt die maximale Anzahl an monatlichen Flugstunden auf etwa hundert Stunden fest. Isabel verweist auf Daten aus ihrer Crew-App. In den vergangenen Tagen kam sie auf sechzig Flugstunden, jedoch insgesamt auf 105 Dienststunden.

Ein Beispiel: Wenn Isabel für einen Turnaround-Flug von 12 bis 17 Uhr eingeteilt ist, verbringt sie davon etwa drei Stunden in der Luft. Sie hat zusätzlich eine dreißigminütige unbezahlte Pause. Für diesen Tag erhält sie etwa 30 Euro brutto zusätzlich zum Grundgehalt.

Bei einem sogenannten Zwei-Sektor-Flug, also zwei Flügen von jeweils etwa zwei Stunden, hat Isabel effektiv etwa vier Flugstunden und etwas Bodenzeit. Bei einem Vier-Sektor-Flug mit kürzeren Strecken verbringt sie mehr Zeit am Boden und verdient entsprechend weniger, obwohl der Arbeitstag genauso lang ist.

Kein Transport, keine Zuschüsse

Lauda vergütet den Arbeitsweg nicht, selbst wenn Isabel abends keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr erreicht. „Das Taxi bezahle ich selbst. Es gibt keinen Zuschuss, egal wie spät der Dienst endet“, erklärt sie. Um sich wenigstens teures Essen am Flughafen zu sparen, hat sie sich eine Lounge-Mitgliedschaft gegönnt, die etwa 400 Euro im Jahr kostet. „Das lohnt sich. Ich bin oft dort, bekomme Frühstück, Mittag- und Abendessen und kann entspannen. Das spart Geld und Nerven“, erzählt sie.

Im Winter wirkt sich die niedrigere Zahl an Flügen auf Isabels Kontostand aus. Im Durchschnitt kommt sie in der kalten Jahreszeit auf etwa vierzig Flugstunden pro Monatim Sommer sind es durchschnittlich siebzig. Weniger Flugzeit bedeutet automatisch weniger Einkommen. Isabel nutzt dann die gewonnene Freizeit zum Lesen, Kreativsein und Klavierspielen.

Verkauf an Bord: Mehr als ein Nebenjob

Für die Airline ist der Bordverkauf eine wichtige Einnahmequelle. Isabel erhält Provisionen für alles Verkaufte. Dazu kommen regelmäßig sogenannte Anreizsysteme. Wer besonders viele Produkte verkauft, etwa Parfum, Rubbellose oder Alkohol, kann Boni gewinnen.

Im Sommer verkauft sich Alkohol besonders gut, vor allem auf Flügen mit Partytouristen zu den Balearen. Auf klassischen Familienzielen wie Griechenland, Kroatien oder Italien erzielt die Crew deutlich weniger Umsatz. „Wenn ich nach Italien fliege, weiß ich, da kauft niemand etwas. Null Chance auf Umsatz“, sagt sie.

Am Ende eines durchschnittlichen Monats verdient Isabel ungefähr 1.800 Euro netto. Mehr ist kaum möglich, es sei denn, der Verkauf läuft besonders gut oder sie sammelt viele Flugstunden. Prassen darf sie da nicht. Die Fixkosten in ihrer persönlichen Haushaltsrechnung belaufen sich auf 900 Euro, davon 600 für die Wohnung, rund 100 für Energie und 200 fürs Ausgehen. Dazu kommen dann noch Lebensmittel und Haushalt. „Ich komme klar, aber viel bleibt am Ende nicht übrig“, sagt sie.

Trotz des relativ niedrigen Einkommens schafft Isabel es, rund 150 Euro im Monat zu sparen. Diese kleine Reserve gibt ihr Sicherheit und ab und zu gönnt sie sich damit etwas. Bei größeren Ausgaben unterstützt ihre Familie sie. „Es ist nicht viel, aber ich kann gut damit leben, resümmiert sie. Ich bin Single und das Leben macht Spaß, solange ich mir keine großen Sorgen um meine Finanzen machen muss.“ Auch den klar geregelten Dienstplan findet Isabel gut. Fünf Tage Arbeit, dann drei Tage frei, das macht das Leben Monate voraus planbar.

Wer außertourlich frei haben möchte, kann dies über das Modell der sogeannten freiwilligen Freizeitregelung beantragen. Das Unternehmen zieht dann rund 50 Euro vom Gehalt ab. Außerdem schreibt das Gesetz eine Ruhezeit von mindestens zwölf Stunden zwischen zwei Diensten vor. Kein Dienst darf länger als zwölf Stunden dauern. Isabels Fazit: „Für mich ist Flugbegleiterin tatsächlich ein Traumjob.“

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