
In Deutschland testet die Edeka-Gruppe intelligente Einkaufswägen, die mit Tablets bei der Produktsuche helfen. Ebendort setzen Händler zunehmend auf KI-Software, die per Videoüberwachung Bewegungen von Kunden an Selbstbedienungskassen auswertet, um Ladendiebe zu entlarven.
Supermärkte sind zu einem Hauptschauplatz im technologischen Rennen um KI-getriebene Innovationen geworden. Es geht um die Vereinfachung von Abläufen, Kundenzufriedenheit und ganz neue Möglichkeiten. Von digitalen Preisschildern bis zu intelligenten Werbeflächen scheint die Zukunft des Einkaufens bereits Realität zu sein, mit fragwürdigen Auswüchsen in Asien. In japanischen Aeon-Supermärkten kontrolliert ein KI-Tool namens Mr. Smile die Mimik und den Tonfall der Angestellten, um sicherzustellen, dass sie der Kundschaft stets mit einem Lächeln begegnen.
Auch aus China gibt es Berichte über Systeme, die das Verhalten von Personal und Kundschaft in Echtzeit erfassen und bewerten. Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in den österreichischen Supermärkten?
Die Optimierung von Lieferketten ist eines der gängigsten Einsatzgebiete künstlicher Intelligenz. In den Supermärkten der Spar Österreich-Gruppe prognostizieren KI-Modelle für jeden Standort die Nachfrage einzelner Produkte anhand verschiedener Variablen. Unter Einbeziehung von Wetter, Ort, Zeit und weiteren Faktoren passen sie die Warenbestellung automatisch an und reduzieren dabei die Verschwendung verderblicher Lebensmittel.
„Unsere Prognosemodelle reichen die ganze Lieferkette entlang über die Logistik bis in die Läden und berücksichtigen unter anderem Faktoren wie den Reifeprozess von Obst und Gemüse“, erklärt Andreas Kranabitl, Leiter der Spar-IT, im Gespräch mit campus a.
Auch bei anderen Handelsketten kommen solche Technologien bereits zum Einsatz. „Sie sind in der Warenbeschaffung keine Neuheit“, sagt Kranabitl. Spar verwende bereits seit Jahren Systeme, die bei der Warenbestellung unterstützen. „Nach der heute gängigen Definition beschäftigen wir uns seit etwa zehn Jahren mit künstlicher Intelligenz. Mittlerweile sind wir schon im Bereich der generativen KI angekommen. Hier entstehen ganz neue, durchaus spannende Dinge.“
In der Mitarbeiterschulung kommt künstliche Intelligenz gleichermaßen zum Einsatz. Anstatt in dicken Handbüchern zu blättern, können Angestellte dem „Marketwhisperer“ Fragen zu Arbeitsschritten stellen, ähnlich wie bei ChatGPT. Entwickelt hat das Projekt die hauseigene IT-Abteilung Spar ICS auf Basis von ChatGPT-Modellen in einer Microsoft-Cloud-Umgebung.
Spar ICS verwendet selbst diverse KI-Modelle im Alltag. „Durch den Einsatz von KI schaffen wir mit unseren rund 200 Software-Entwicklern Aufgaben, wofür wir sonst 400 brauchen würden. Unser Ziel ist es, durch den Einsatz von KI Menschen für qualitativere Aufgaben frei zu bekommen, anstatt ihre Arbeitsplätze einzusparen“, so Kranabitl.
In der Verwaltung kommen KI-Anwendungen gleichermaßen zum Einsatz, etwa zur Löschung alter, nicht mehr benötigter Personal- und Finanzdaten sowie zur Fehlererkennung im Warenbestand. Im Marketing findet KI in der Bild- und Videoproduktion Verwendung. In Slowenien entwickelt Spar den ersten, rein KI-generierten TV-Spot.
Der Diskonter Lidl setzt in seinen Filialen auf KI-generierte Hintergrundmusik. Billa entwickelte zum diesjährigen Muttertag eine Online-Plattform, auf der Nutzer personalisierte Muttertagsgrüße auf Basis des Musikerduos Seiler und Speer durch die KI generieren konnten.
Die nächste technologische Etappe deutet sich bereits an. In Kombination mit künstlicher Intelligenz gewinnt auch das Feld der Robotik wieder an Relevanz. Sowohl international als auch in Österreich finden momentan die ersten Testphasen zu KI-gestützten Robotern statt. Egal ob beim Schlichten der Regale, beim Abservieren im Restaurant oder beim Reinigen der Gänge, was vor wenigen Jahren noch nach Science-Fiction klang, könnte bald zur Realität werden.
„Bei neuen Technologien ist es uns wichtig, die richtige Balance zu finden und uns an den Komfort und die Kultur unserer Kundschaft anzupassen“, sagt Kranabitl. Ob und wann Roboter in österreichischen Spar-Märkten flächendeckend zum Einsatz kommen, lässt er offen. Sicher ist nur: Der Supermarkt der Zukunft ist keine Vision mehr, sondern oft nur eine Pilotphase von der Wirklichkeit entfernt.
Compliance-Hinweis: Die Handelskette Spar Österreich ist Sponsor des Wirtschaftsressorts von campus a. Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Führung der Redaktion in der Spar-Niederlassung in St. Pölten.
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