
Donald Trump liefert der Welt täglich eine neue Folge eines schrägen, aber faszinierenden Politthrillers. Doch auch die beste Serie wird irgendwann langweilig. Wenn Staffel drei immer noch dieselbe Thematik behandelt, ist die Spannung raus und die Leidenschaft weg. Die Serie wird abgesetzt, oder eine neue kommt an ihren Platz. Wird es Trump irgendwann auch so ergehen?
Donald Trump ist ein Entertainer. Es ist immer etwas Neues los, immer ein neues Drama, immer ein neuer Streit. Fast wöchentlich macht er eine Aussage, die Wellen der Empörung schlägt. Trumps Rhetorik ist eine Mischung aus Politthriller, Reality-TV und Comedy. Er hat sein eigenes Vokabular, seine eigenen Witze und eine unverwechselbare Art. Laut Andreas Höferl, ehemaliger Politiker und Politikberater, kann er durch dieses Gehabe einen Kult um sich herum generieren. Trump macht die Themen, er schreibt den Thriller selbst. Die anderen reagieren nur.
Angst und Hass sind einschneidende Emotionen. So machen Horrorfilme und Thriller oft mehr mit dem Publikum als seichte Romantikfilme oder trockene Dokumentationen. Auch Trump baut auf diese emotionale Wirkung und arbeitet daher überwiegend mit Angst und Hass. Er weiß genau, wie er die Masse an sich bindet, und zwar mit Emotion und einem gemeinsamen Feind. Die Dramatik von Trump ist dabei weniger Ablenkung von seiner Politik als ein zentrales Werkzeug, mit dem er seine politische Macht festigt und Politik greifbarer macht. Das ist erstmal sehr spannend.
Theaterwissenschaftler Georg Döcker zieht Vergleiche zur Bühne. Trumps Politik zeichne sich, wie auch das Theater, durch spektakuläre Inszenierungen aus. Das Stück ist dabei interaktiv. Trumps Fans sind dabei keine passiven Zuschauer, die sich durch ihren Anführer täuschen und manipulieren lassen. Laut Döcker sind sie eine eigenständige Masse, die selbst performt, und in der Theatralik der amerikanischen Politik mitspielt. Döcker nennt dies „ein Investieren der eigenen affektiven Energie“. Damit ist der Masse ebenfalls eine Form von Handlungsmacht zuzuschreiben. Und dieses gegenseitige Anstacheln von Trump und seinem Publikum wird, laut Döcker, so schnell nicht wieder aufhören. Wenn die Möglichkeit zum Mitwirken und Mitschreien besteht, wenn der gemeinsame Feind nie verschwindet oder wandelbar ist, wird auch die schlechteste Serie nie langweilig.
Trumps theatrales Schauspiel trifft einen Nerv. Ob das Gesundheitssystem, die Inflation, das Schulsystem oder das Sozialsystem – viele Amerikaner fühlen sich unsicher und hilflos. Genau da setzt Trump an. Er gibt ihnen einen Führer, jemanden, der verspricht, dass er für sie kämpft. Und zwar jetzt. Er baut die Mauer jetzt, morgen beendet er den Krieg in der Ukraine, Eier kosten bald nicht mehr so viel.
Trump verspricht viel. So viel, dass er damit davon ablenkt, wie wenig er eigentlich erreicht. Nach Politikwissenschaftler Höferl ist das möglicherweise ein Grund, warum sich manche irgendwann doch von ihm abwenden. Warum er vielleicht doch noch langweilig wird.
Trump ist schon Monate im Amt, und die wenigsten seiner Versprechen hat er eingelöst. Seine Theatralik, wie sein öffentlicher Streit mit Elon Musk, lenken davon ab, aber das ist keine Dauerlösung. Seine Superlative und selbstbewussten Versprechungen könnten ihn gerade deshalb früher oder später unbeliebt machen. Wenn sich die Lebensrealität der Wähler nicht ändert, die Inflation immer weiter steigt, und ein Beinbruch weiterhin in die Schuldenfalle führt, hilft auch Trumps Rhetorik nicht mehr weiter. Dann ist sie immer nur derselbe, langweilige, Unsinn. Wie eine Serie, in der die Guten denselben Bösewicht immer wieder erneut erfolglos bekämpfen. Dann ist es Zeit für etwas Neues.
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