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Wie altes Speiseöl neue Karriere macht

Aus der Pfanne in den Tank: Altes Speiseöl verwandelt sich in Biodiesel und trägt zur Energiewende bei. Rund zehn Prozent der österreichischen Haushalte sammeln ihr verbrauchtes Öl, während der Großteil es weiterhin im Müll entsorgt.
Patricia Schock  •  15. Juli 2025 Volontärin    Sterne  296
Die „Ölibox“: erst zehn Prozent der österreichischen Haushalte sammelt ihr altes Speiseöl. (Foto: Shutterstock)
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Etwa zehn Prozent der österreichischen Haushalte sammeln ihr verbrauchtes Speiseöl aus eigenem Privathaushalt. Der vermeintliche Küchenabfall wird zu Biodiesel und damit zum Teil der Energiewende.

Frittieröl, Bratrückstände, das Fett vom Raclette-Abend: In den meisten Haushalten landet altes Speiseöl immer noch im Ausguss oder im Müll. Dabei steckt darin großes Potenzial. Für die Umwelt und für die Energieversorgung. In mehreren europäischen Städten laufen Pilotprojekte, um den Küchenabfall systematisch zu erfassen und in nachhaltigen Treibstoff zu verwandeln.

Ein Wertstoff mit Zukunft

Gebrauchtes Speiseöl gilt als sogenannter „fortschrittlicher Rohstoff“ für die Herstellung von Biodiesel der zweiten Generation. Im Gegensatz zu Energiepflanzen wie Raps oder Soja konkurriert Altöl nicht mit der Nahrungsmittelproduktion. Das Öl verursacht in der Weiterverarbeitung weniger CO₂. Laut Studien ergibt ein Liter gebrauchtes Speiseöl rund 0,9 Liter Biodiesel.

Etwa vier Millionen Häusern in Österreich nutzen bereits die sogenannten „Öliboxen“. Kleine Sammelbehälter, die Bürger zuhause anwenden können. Abzugeben sind sie an speziellen Stationen oder Recyclinghöfen. Der Aufwand für Verbraucher ist gering, der Gewinn groß: Neben einer verbesserten Abwasserqualität entsteht ein nachhaltiger Treibstoff, den bereits kommunale Busflotten oder Müllfahrzeugen einsetzen.

Abwasserproblem und Umweltvorteile

Ein einziger Liter Altöl kann bis zu 1.000 Liter Wasser verschmutzen, wenn er in die Kanalisation gelangt. Kläranlagen sind dafür nicht ausgelegt. Die Folgen sind hohen Kosten und Umweltbelastungen. Die getrennte Sammlung ist daher doppelt sinnvoll. Sie schützt Gewässer und schafft eine alternative Energiequelle.

Trotz der ökologischen Vorteile fehlt es vielerorts noch an Infrastruktur und an Bewusstsein. Laut Umfragen wissen nur rund 30 Prozent der Haushalte von den Recycling-Möglichkeiten ihres Speiseöls. Informationskampagnen und niedrigschwellige Angebote sind daher entscheidend für den Erfolg. Einige Städte belohnen die Abgabe sogar mit Rabatten oder Gewinnspielen.

Recycling mit System und Zukunft

Wie aber funktioniert dieser Recyclingprozess konkret? In Österreich etwa sammelt die Firma Münzer Bioindustrie altes Speiseöl aus Haushalten und verarbeitet es zu Biodiesel ohne chemische Zusätze. Das Sammelsystem ist bewusst einfach gehalten. Das gesammelte Fett wandert in Küchenboxen oder in spezielle Kanister. Anschließend gehen die Boxen an Rückgabestellen. Statt Rohre zu verstopfen, fließt es so in die Energieversorgung der Zukunft.

In Deutschland geht die Firma Jeder Tropfen zählt einen ähnlichen Weg. Dort schmilzt das angelieferte Altfett in einer firmeneigenen Recyclinganlage. Es erhitzt und wandert anschließend getrennt in einem Drei-Phasen-Dekanter in Fett, Wasser und Feststoffe. Der gewonnene Fettanteil wird zu Biodiesel, ein kleiner Teil fließt in die Kosmetik- und Reinigungsmittelindustrie. Der Betrieb nutzt das gereinigte Fett auch im eigenen Blockheizkraftwerk, das Strom und Wärme für die Produktion liefert. Ein Beispiel für geschlossene Energiekreisläufe in der Praxis.

Damit das Potenzial der „Öliboxen“ voll ausgeschöpft wird, braucht es jedoch mehr Aufklärung, flächendeckende Infrastruktur und Anreize für Haushalte. Jeder Tropfen zählt, im doppelten Sinne.

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