In der U6 passiert es schnell. Wer sich nicht gut festhält, kann beim Einfahren in die Station den Halt unter den Füßen verlieren. Der Zug bremst abrupt ab, deutlich spürbarer als auf den Linien U1 bis U4. Der Grund dafür liegt in der Technik. Die U6 ist die einzige Wiener U-Bahn-Linie, auf der der Bremsvorgang vollständig manuell erfolgt, erklären die Wiener Linien auf Nachfrage.
Zwar müssen auch die Fahrerinnen und Fahrer der anderen Linien aktiv bremsen, doch ein halbautomatisches System hilft dabei, das Tempo sanft zu reduzieren. Der U6 fehlt diese Unterstützung. Hier liegt die komplette Kontrolle über das Abbremsen beim Fahrpersonal.
Warum das so ist, hat historische Gründe. Anders als die Linien U1 bis U4 nutzt die U6 noch heute Teile der alten Stadtbahnstrecke entlang des Gürtels. Sie fährt mit schmäleren Garnituren und bezieht ihren Strom nicht über die Schienen, sondern über eine Oberleitung. Außerdem erfolgt die Signalgebung entlang der Strecke optisch und nicht digital. Ein automatisiertes Zugbeeinflussungssystem, das Tempo und Haltepunkt mitregelt, gibt es auf der U6 nicht.
Trotz der fehlenden Technikunterstützung betonen die Wiener Linien, dass die U6-Fahrerinnen und -Fahrer die Strecke genau kennen. Die Bremsmanöver haben sie durch tägliche Routine im Gefühl, auch wenn so mancher Fahrgast bisweilen anderes berichtet.
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