Ihre Hauptanbaugebiete liegen im Mittelmeerraum, doch auch Österreich befindet sich aktuell inmitten der Feigensaison. Während die meisten ihre Feigen im Supermarkt kaufen, erntet Ilyas Rumanus seine eigenen Früchte.
Seit 1992 ist er Inhaber einer kleinen Änderungsschneiderei in der Favoritenstraße 66 im vierten Wiener Gemeindebezirk. Die Feigenbäumchen im Schaufenster deuten es bereits an, neben der Schneiderei ist Rumanus Leidenschaft der Feigenanbau.
Der Empfang ist freundlich. Er führt vorbei an Nähmaschinen und bietet sogleich eine Schale frisch gepflückter Feigen zum Probieren an. „Wäre ich nicht Schneider, wäre ich bestimmt Gärtner geworden“, erzählt er.
Von seiner Leidenschaft profitieren auch seine Kunden. Neben seinen Diensten bietet er eine Vielfalt von Feigen an, die das Sortiment jedes Supermarktes übertreffen.
Rumanus und seine Feigen haben eine Sache gemeinsam. Beider Wurzeln liegen im Gebiet des alten Mesopotamiens. Vor 11.400 Jahren domestizierten die dortigen Hochkulturen die Feige. Rumanus wuchs als Angehöriger einer christlich-orthodoxen Minderheit im türkisch-syrischen Grenzgebiet auf. Sein Familienname Rumanus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „der letzte Römische Soldat“.
Armut prägte seine Kindheit. Das Leben als Selbstversorger war eine Herausforderung. In der Umgebung wuchsen Feigen in unzähligen Sorten. Ihre Früchte symbolisieren für Rumanus eine tiefere Verbindung zu seiner Heimat und seiner Kultur.
Schon seit seiner Kindheit hatte er einen besonderen Wunsch. „Ich habe mir immer gewünscht, wenn ich mal ein Grundstück habe, dass ich wieder Feigen anbaue.“ Über die Jahre bewahrte er sich diesen Traum.
Nach dem Erhalt seiner österreichischen Staatsbürgerschaft und dem abgeleisteten Wehrdienst, wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete seine Schneiderei. Vor etwa zehn Jahren erfüllte er sich den Traum vom eigenen Garten.
Er erwarb ein Grundstück im 23. Bezirk und pflanzte seine eigenen Feigenbäume. Von jeder Urlaubsreise brachte er Feigen-Stecklinge mit nach Hause. Grünlich bis lila, rund bis länglich, egal ob aus Dubrovnik, Korfu oder Mallorca. Aus allen Ecken des Mittelmeers fanden Feigen ihren Weg in seinen Garten.
„Die wärmeren Temperaturen der vergangenen Jahre erleichterten den Anbau hierzulande“, fügt er hinzu.
Ilyas Rumanus im Gespräch mit campus a-Redakteurin Emma Sehic. (Foto: Robert Gafgo)
Während in der Nachbarschaft dichte Hecken entlang der Gärten stehen, umringen Feigenbäume Rumanus Grundstück. Zehn ausgewachsene Bäume sind es mittlerweile.
Wie die meisten Feigenarten tragen auch seine Bäume zweimal im Jahr Früchte. Jede Sorte zu einem etwas anderen Zeitpunkt. Das ermöglicht von Mitte Juli bis in den November eine beinahe durchgehende Ernte. „Wenn sie reif sind, rinnt ein süßer Saft an den Früchten herab. Dann ist es ideal“, weiß der Schneider. Darin liegt die Besonderheit seiner Früchte.
Im kommerziellen Anbau geschieht die Ernte dagegen vor der vollen Reife. So verderben die Feigen nicht während des Transports. Ein Unterschied, der sich in der Qualität bemerkbar macht. „Reifen Feigen am Baum, ist ihr Geschmack viel saftiger und aromatischer. Kommen sie aus dem Supermarkt, sind sie nicht so süß. Ihre Beschaffenheit ähnelt der von Gummi“, so Rumanus.
Ilyas Rumanus bleibt auch in Zukunft seiner Leidenschaft für den Feigenanbau treu. Doch er beschränkt sich nicht darauf. Granatäpfel, Trauben, Zucchini, Melanzani und Tomaten gedeihen in seinem Garten ebenfalls.
„Das ist halt Hobby“, sagt er mit einem Lächeln. Sein Appell an alle, die selbst einen kleinen Anbau im Garten starten möchten, ist klar: „Ich würde jedem raten, an einer sonnigen Ecke einen Feigenbaum zu pflanzen. Das schadet nicht. Der Feigenbaum ist eine gute und robuste Pflanze.“
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