Glück ist eine subjektive Empfindung. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse und empfinden Glück in verschiedenen Situationen. Bestimmte Faktoren sollen sich jedoch allgemein auf die Zufriedenheit im Job auswirken. Das ergaben Studien zu dem Thema. So sollen besonders Tätigkeiten zu langfristigem Glück im Job führen, in denen die Menschen viel mitbestimmen und selbständig arbeiten können.
Gleichzeitig sollen besonders Berufe, die Raum für Kreativität geben, das Wohlbefinden steigern wie etwa Gärtner und Floristen, die mit einer Zufriedenheitsquote von 87 Prozent in ihrem Job am glücklichsten scheinen. An zweiter Stelle folgen Friseure und Kosmetiker. 79 Prozent der in diesem Feld tätigen Menschen sind in ihrem Job glücklich. Bei den Klempnern und Installateuren sind es 76 Prozent. Auch diejenigen, die im Bereich Marketing und PR arbeiten und Wissenschaftler erzielen hohe Zufriedenheitswerte.
Zu diesem Ergebnis kam die Harvard-Langzeitstudie Good Work Project. Über mehrere Jahre führten die Forscher Interviews mit verschiedenen Berufsgruppen. Dabei fragten sie Aspekte wie etwa Sinn, Autonomie, soziale Beziehungen und Wertschätzung ab.
Berufe, die Raum für Kreativität und Selbstbestimmung geben, machen besonders glücklich. (Foto: Picturedesk)
Auch der Psychologe und Glücksforscher Michael Mitterwallner beschäftigt sich mit Glücklichsein im Job. „Meine Forschung hat ergeben, dass vor allem das Erleben von „Flow“ für die Zufriedenheit im Job maßgeblich ist“, sagt er im Gespräch mit campus a. Setzt das „Flow“-Phänomen ein, entspricht das Anforderungsniveau genau der Kompetenz des Arbeitnehmers, die Bezahlung stimmt und der Grad der Selbstbestimmung ist hoch.
Auch bei der Fließbandarbeit kann ein Flow-Zustand entstehen. (Foto: Shutterstock)
„Gerade Menschen, die sich in ihrer Tätigkeit selbst verwirklichen können, haben das Gefühl oft“, sagt Mitterwallner. Besonders häufig ist das bei Kreativschaffenden wie Künstlern, Musikern, Designern und Schriftstellern der Fall. Das Phänomen kann aber in nahezu jedem Tätigkeitsfeld auftreten. „Sogar Fließbandarbeiter können in den „Flow“-Zustand kommen. Zwar ist das bei ihnen seltener der Fall als bei Managern, aber es kommt vor“, sagt Mitterwallner. Bei Managern stelle sich das Erlebnis durch die Kombination aus Verantwortung und Kontrolle ein, bei Fließbandarbeitern durch das Optimieren der Ausführung der Arbeitsschritte. Dabei treten sie in Wettbewerb mit sich selbst.
Wenngleich Mitterwallner das „Flow“-Phänomen als das höchste der Gefühle in der Berufswelt beschreibt, kann ein zufriedener Arbeitsalltag auch ohne gelingen. „Ein freundschaftliches Verhältnis mit Arbeitskollegen, flexible Arbeitsmodelle und flache Hierarchien können im Arbeitsleben glücklich machen, auch wenn die Tätigkeit selbst nicht erfüllend ist“, sagt der Glücksforscher. Besonders soziale Beziehungen spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, ob sich jemand am Arbeitsplatz wohlfühlt.
Zwar spielen Selbstbestimmung, Gehalt, soziale Beziehungen eine Rolle für die im Job erlebte Zufriedenheit, ein großer Faktor ist aber auch der Mensch selbst. „Die Gene beeinflussen das Glücksempfinden eines Menschen zu 35 bis 40 Prozent. Das wirkt sich auch auf die Zufriedenheit im Job aus“, sagt Mitterwallner. Menschen, die von Grund auf einen Hang zu Optimismus aufweisen, sind auch im Job eher zufrieden, unabhängig von der Tätigkeit selbst.
Aber auch ein grundsätzlich zufriedener Mensch kann in einem toxischen Arbeitsumfeld unglücklich werden. Gleiches gilt für tendenziell schlecht gelaunte Menschen. „Auch ein pessimistischer Mensch kann bei seiner Tätigkeit Freude empfinden oder durch ein angenehmes Verhältnis mit Arbeitskollegen in seinem Job zufrieden sein“, sagt Mitterwallner. Wichtiger als die Gene ist, wie der Arbeitnehmer den Job individuell gestaltet und wie Persönlichkeit und Tätigkeit zusammenpassen.
Neben der individuellen Persönlichkeit hat auch die jeweilige Generation einen Einfluss darauf, was Glück im Job bedeutet. Während sich die Babyboomer noch über die langjährige Zugehörigkeit zu einem Unternehmen definieren und sich Glück durch Stabilität und Sicherheit im Job versprechen, sieht das die Generation Z anders. Arbeit ist nicht mehr der primäre Lebenssinn, sondern gilt als Mittel zum Leben. „An oberster Stelle steht für die meisten eine gesunde Work-Life-Balance, Flexibilität und Wertschätzung. Glück finden sie vor allem durch Sinnstiftung“, so Mitterwallner.
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