Normalerweise ist Humor ein politischer Hebel. Er macht nahbarer und komplexe Strukturen verständlicher. Während Witze, Satire und Memes über sämtliche politische Akteure im Internet kursieren, kommt US-Präsident Donald Trump bisher glimpflich davon. Warum ist das so?
Der Witz ist einfach, pointiert und politisch klar verortet. Er greift Trumps Obsession mit seinem Vorgänger auf und spielt damit auf sein Bedürfnis an, sich ständig von Barack Obama abzugrenzen. Normalerweise funktioniert politischer Humor genau so. Er reduziert Macht auf eine menschliche Schwäche, macht sie greifbar und nahbar. Doch viele andere Pointen scheitern, weil Trump selbst so grotesk spricht und handelt, dass Übertreibung oder Absurdität nicht mehr als satirische Mittel taugen.
Trump ist ein Politiker, der seit Jahren die Mittel des Entertainments nutzt. Seine Rhetorik ist schlicht, überzogen, voller Übertreibungen. Wo andere Staatsmänner eine Ausstrahlung der Seriosität haben, bietet Trump eine permanente Selbstkarikatur.
Ein Witz lebt davon, Realität zu verzerren. Bei Trump hat diese Verzerrung längst versagt, da er selbst für seine Verzerrung sorgt. Weitere Übertreibung wirkt redundant oder weniger lustig als das Original. „Hat er das wirklich gesagt?“ Ein Satz, der längst selbst zur Pointe selbst geworden ist, da das Publikum zwischen Fassungslosigkeit und Entsetzen schwankt.
Das Publikum spielt bei Humor eine wichtige Rolle. Politischer Humor setzt eine gemeinsame Grundlage voraus. Das Publikum lacht, weil es stillschweigend anerkennt, dass die Regeln der Politik noch gelten, auch wenn über „Die da oben“ gewitzelt wird. Bei Trump jedoch ist genau diese Basis brüchig. Wenn ein Präsident gesellschaftliche Normen und medizinisches Wissen in Frage stellt, Verschwörungstheorien verbreitet und Gewalt relativiert, verliert das Lachen seine Leichtigkeit. Der Witz kippt ins Unbehagen. Auch Satiriker stehen vor einem Dilemma. Eine Gesellschaft, die nur noch über das Original lacht, witzelt nicht mehr, sie dokumentiert.
Trumps Immunität gegen klassische Pointen ist keine Revolution, sondern sie zeigt, wie die Grenze zwischen Politik und Unterhaltung verwischen. Humor kann ihn nicht mehr bändigen, weil er ihn bereits einkalkuliert. Als Teil seiner Inszenierung.
Jimmy Kimmel griff in seiner gleichnamigen Late-Night-Show im Mai 2025 auf einen viralen Spitznamen zurück: TACO, was für „Trump Always Chickens Out“ steht. Diese Wortschöpfung kritisiert Trumps wechselhafte Zolldebatten. Er kündigt hohe Zölle an, nur um sie später rückgängig zu machen. Statt Stärke zeigt er Schwäche, statt Konsequenz Wankelmut. Dabei spricht er laut und konfrontativ, während seine Taten leise, inkonsequent und verschwommen wirken.
Jimmy Kimmels Abkürzung wirkt, weil es zum einen kurz und prägnant ist. Der Begriff steht nicht mehr für fettiges Fastfood, sondern erinnert an die Kimmels Witz über Trumps Zölle. Die Benennung des Staatsoberhaupts nach Fast Food verharmlost dessen Drohungen, macht ihn weniger bedrohlich.
Vielleicht muss sich der politische Witz deshalb neu erfinden. Statt das Groteske noch grotesker zu machen, müsste er die leisen, unbequemen Fragen stellen.
Die Pointe, so scheint es, liegt diesmal nicht im Witz, sondern in der bitteren Erkenntnis. Über Trump zu lachen ist leicht. Ihn mit Humor zu entmachten, ist nahezu unmöglich.
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