Ab Jänner 2026 droht italienischer Pasta in den USA ein Rekordzoll von fast 107 Prozent. Das US-Handelsministerium hat mehrere italienische Nudelhersteller des Dumpings beschuldigt und einen neuen Strafzoll von 91,74 Prozent verhängt, zusätzlich zu den bereits bestehenden 15 Prozent auf EU-Agrarprodukte. Damit würde sich der Preis für importierte Pasta in den USA mehr als verdoppeln. Doch wie genau rechtfertigt Trump diese Maßnahme?
US-Präsident Donald Trump möchte ab Jänner 2026 italienischen Pasta-Herstellern ein Rekordzoll von fast 107 Prozent aufzwingen. (Foto: Unsplash)
Der „Super-Zoll“ ist Teil einer Anti-Dumping-Maßnahme, die offiziell den fairen Wettbewerb schützen soll. Dumping bedeutet den Export einer Ware unter ihrem Inlandspreis, um damit einen ausländischen Markt zu erobern. Die Italiener sehen darin vor allem puren amerikanischen Protektionismus und einen Angriff auf eines der bekanntesten Exportgüter ihres Landes.
Italiens Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida zeigte sich besorgt. „Ein derartiger Mechanismus gegen unsere Pasta-Produzenten ist weder notwendig noch in irgendeiner Weise gerechtfertigt“, sagte er gegenüber der Tageszeitung Kurier.
Rom hat inzwischen diplomatische Schritte eingeleitet. Das Außen- und das Landwirtschaftsministerium sowie die italienische Botschaft in Washington versuchen, die US-Regierung zum Einlenken zu bewegen. Unterstützung kommt auch aus Brüssel. Die Maßnahme betrifft nicht nur Italien, sondern den gesamten europäischen Agrarsektor.
Auch die Branchenverbände schlagen Alarm. Ettore Prandini, Präsident des Bauernverbands Coldiretti, spricht von einem „tödlichen Schlag“ für Italiens Pasta-Hersteller. „Ein Zoll von 107 Prozent würde den Preis eines einfachen Nudelgerichts für amerikanische Familien verdoppeln.“ Dies hätte Produkte mit ‘Italian sounding’-Namen zufolge. Imitate, die italienisch klingen, es aber nicht sind. „Das würde unsere Unternehmen benachteiligen und einen strategischen Markt zerstören. 2024 erreichte der Exportwert italienischer Pasta in die USA 671 Millionen Euro“, warnte Prandini.
Eine Packung italienischer Spaghetti, die heute zwei Dollar kostet, könnte bald vier oder fünf kosten. (Foto: pexels)
Die Zahlen unterstreichen die Dimension. Italien exportiert jährlich Pasta im Wert von 671 Millionen Euro in die USA. Das entspricht rund 17 Prozent der gesamten Pasta-Exporte. Die Branche produziert insgesamt über vier Millionen Tonnen Nudeln pro Jahr, wovon rund 60 Prozent ins Ausland gehen.
Für US-Konsumenten dürfte die Maßnahme spürbar finanzielle Folgen haben. Eine Packung italienischer Spaghetti, die heute zwei Dollar kostet, könnte bald vier oder fünf kosten. Feinkostläden und Supermärkte müssten ihre Preise drastisch anheben, Restaurants auf günstigere Alternativen ausweichen.
Donald Trump ist ein Fan der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni. Bei ihrem Besuch im Weißen Haus im April 2025 schwärmte Trump noch. „Eine großartige Leaderin“ und eine „fantastic person“, betitelte er die Regierungschefin. Auch Meloni betont, wie eng sie dem US-Präsidenten verbunden sei, politisch und menschlich. Umso größer der Schock, als aus Washington die Nachricht kam, die Trump-Regierung würde neue Zölle auf Pasta verhängen.
Donald Trump ist ein Fan der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni. (Foto: shutterstock)
Donald Trump hat vermutlich nichts Persönliches gegen Pasta. Sie ist einfach ein ideales Symbol. Ein Lebensmittel, das fast jeder liebt, das aber zugleich wirtschaftlich greifbar ist. Strafzölle auf Pasta zeigen amerikanischen Wählern: „Wir schützen unsere Produzenten.“ Und Italien? Das ganze Land fürchtet, dass aus einem kulinarischen Symbol ein politischer Spielball geworden ist.
Beobachter erinnern daran, dass Trump in der Vergangenheit schon mehrfach von „Fantasiezöllen“ wieder abgerückt ist. Doch die bisherigen 15 Prozent Zölle haben bereits Wirkung gezeigt. Laut dem Bauernverband CIA Agricoltori Italiani sind die italienischen Lebensmittelexporte in die USA allein in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres um 600 Millionen Euro gesunken. Besonders betroffen waren Wein, Käse, Tomatenkonserven und eben Pasta.
Für Italien steht also viel mehr auf dem Spiel als ein paar Nudeln. Es geht um ein Kulturgut, um wirtschaftliche Interessen und um ein politisches Bündnis, das zu wanken droht.
Und was sagen italophilen amerikanischen Gourmets dazu? Exklusive Gourmetläden und High-End-Restaurants mit Originalimporten aus Italien sind in den USA tendenziell stärker von einem eher liberalen, urbanen Publikum frequentiert, also von Menschen, die oft auch den Demokraten nahestehen.Donald Trump wird daher die Kritik von Restaurants wie Carbone in New York, Il Mulino in Miami oder Osteria Mozza in Los Angeles ebenso egal sein wie die Haltung von italienischen Gourmetläden wie Eataly in Chicago oder Di Palo’s Fine Foods in New York. Ihre Gäste bilden nicht seine Kernwählerschaft, und ihre kulinarische Kultur spiegelt eher die Werte der Metropolen wider als jene der Regionen, in denen er politisch besonders stark ist.
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