US-Präsident Trump wird nicht müde, öffentlich über seine politischen Gegner herzuziehen. 2020 taufte er seinen demokratischen Rivalen Joe Biden noch „Sleepy Joe“, in Anspielung auf dessen fortgeschrittenes Alter und vermeintliche gesundheitliche Schwächen. Über die US-Demokratin Jasmine Crockett sagte er zuletzt, sie habe „einen niedrigen IQ“.
Vergangene Woche bestand Trump einen Test, den er als „kognitiv besonders schwierig“ bezeichnete, mit Bravour und prahlte vor laufenden Kameras mit seinem Ergebnis. Es sei ein IQ-Test gewesen, sagte Trump, der seine Intelligenz unter Beweis stellen sollte. Voller Selbstvertrauen forderte er daraufhin die US-Demokratinnen Alexandria Ocasio-Cortez und Jasmine Crockett heraus, denselben Test am Walter Reed Medical Center zu absolvieren, so wie er. Überschwänglich behauptete er, die Politikerinnen würden den Test nicht so erfolgreich bestehen wie er, ihr „IQ sei zu niedrig“.
Auf die Frage, welche Aufgaben der Test enthalte, antwortete der US-Präsident: „Tiger, Elefant, Giraffe. Du weißt schon.“ Damit wurde klar: Trump hatte den Montreal Cognitive Assessment-Test, kurz MoCa-Test, absolviert. Ein Verfahren, das früh Anzeichen von Demenz erkennen soll. „Der Test hat nichts mit Intelligenz zu tun, es ist ein einfacher Demenz-Test“, erklärte der Allgemeinmediziner Thomas Kurscheid gegenüber ntv. Der MoCa-Test überprüft Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und visuell-räumliche Fähigkeiten. Dabei soll der Geprüfte unter anderem eine Uhr zeichnen, Tiere benennen, Zahlenfolgen wiederholen oder einfache Rechenaufgaben lösen.
Der MoCa-Test: Eine Aufgabe besteht in der Benennung der drei Tiere. (Foto: MoCa-Webseite)
Der Plot-Twist dieser Test-Verwechslung sorgt für Schmunzeln. Doch noch peinlicher wird die Geschichte vor dem Hintergrund, dass Trump im Wahlkampf 2020 wiederholt Bidens kognitive Fähigkeiten verspottet hatte. Nun steht er selbst im Zentrum einer Debatte über geistige Leistungsfähigkeit. Eine Lachnummer auf eigene Kosten, die er ganz allein entfacht hat.
Zwei Tage zuvor hatte Trump erklärt, eine dritte Amtszeit nicht ausschließen zu wollen. Zu deren Beginn wäre er exakt so alt wie Joe Biden, als der 2020 gegen ihn antrat. Damals war Trumps schärfste Waffe Joe Bidens Alter. Während er sich also noch selbst auf die Schulter klopfte, tappte er in jene Altersfalle, die er einst für seinen Rivalen ausgelegt hatte.
Nachdem es mit dem Friedensnobelpreis in diesem Jahr nicht geklappt hat, könnte Trump nun vielleicht den Nobelpreis für Medizin ins Auge fassen. Als Anerkennung für seine außergewöhnliche Fähigkeit, eine Giraffe zu erkennen.
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