Das Jahr 2025 begann mit einer bitteren Überraschung: Einer erheblichen Preissteigerung von Kakao aufgrund von Ernteausfällen in Afrika, Süd- und Lateinamerika. Die Lieblingsmilkaschokolade war mit einem Schlag kein Genussmittel mehr. Denn die Lust auf Süßes verschwand beim Anblick des Preises. Die Jahre zuvor lag der durchschnittliche Kakaopreis bei rund 3000 Euro pro Tonne. Von Mitte 2024 bis Anfang 2025 verdreifachte er sich auf 9600 Euro pro Tonne. Ein historischer Höchststand, wodurch Schokoladenmarken wie Milka zu drastischen Mitteln griffen. Nur die klein abgedruckten Nummern auf der Rückseite einer Vielzahl von Milkaschokoladen wiesen auf die veränderte Gewichtsmenge hin. 90 Gramm statt 100 Gramm. Während der Preis von 1,49 Euro auf 1,99 Euro stieg. Ein Schokozug der Milka den „goldenen Windbeutel“ für die dreisteste Werbelüge bescherte.
Die Teuerung der massenproduzierten Schokolade betrifft auch die traditionellen Weihnachtssüßigkeiten. Besonders schlimm erwischt es den väterlich schmunzelnden Schokonikolaus. Teilweise kommt es bis zu einer Verdoppelung des Preises. „Ich kaufe ihn. Mit geschlossenen Augen“, erklärt eine Kundin resigniert. „Weihnachten ist schließlich nur einmal im Jahr.“ Eine Ansicht, die weitere befragte Kunden teilen. Die Rede ist von „ein Muss“ und „den Kindern zuliebe.“ Denn was wäre Weihnachten ohne dem traditionellen, im Schuh steckenden Schokonikolaus? Die Angst vor enttäuschten, traurigen Kinderaugen ist größer als die des Nikolauspreises. Eine Angst, die die Süßwarenindustrie eiskalt ausnutzt?
Eine berechtigte Frage beim Blick auf den derzeitigen Kakaopreis an der Börse. Keine Spur von Höchstwerten. Still und heimlich sind die Kakaopreise den Kamin hinabgerutscht. Blieb die Preissenkung dabei stecken oder warum verharren die Schokoladenpreise weiterhin himmelhoch?
Das ist auf mehrere Gründe laut Nicolas Schobesberger, Operation Manager des Schokoladen Fachgeschäftes Xocholat, zurückzuführen. Der Kakaopreis stellt nur einen Faktor für die Entstehung des Schokoladenpreises dar. Personalkosten, Heizkosten, Energiekosten und Rohstoffkosten, wie die von Kakaobutter, Früchten oder Nüssen, sind ebenso zu berücksichtigen. Da all diese Faktoren gestiegen statt gefallen sind, bleibt der Preis von Schokolade trotz gesunkenem Kakaopreis bis auf Weiteres auf Rekordhöhe.
Wenn sich schon der Preis von Billigschokolade verdoppelt, wie teuer ist dann hochwertige manufakturell hergestellte Schokolade? Im Gespräch mit Schobesberger von Xocholat, Susanne Luef, Marketingleiterin von Zotter und Christoph Haag, Chocolatier der Tiroler Edle zeigt sich, von einer preislichen Verdoppelung kann nicht die Rede sein. „Eine Verdoppelung ist in unserem Sortiment nicht der Fall“, berichtet Schobesberger. 40 unterschiedliche hochwertige Schokoladenmarken führt das Schokoladenfachgeschäft. Keine Spur von skandalösen Preissteigerungen. Stattdessen entsprechen die Preise der Zotter Weihnachtsprodukte jenen des Vorjahres. Die Weihnachtseditionen der Tiroler Edle sind um nur 25 Cent teurer geworden und der Preis des Adventkalenders von Xocholat stieg dieses Jahr von 41,90 Euro auf 45, 90 Euro, also um 10 Prozent. Warum liegt hier keine Verdoppelung vor?
„Wir haben in den letzten vier Jahren zweimal unsere Preise angepasst, um sieben bis acht Prozent“, verdeutlicht Luef von Zotter. Durch die schrittweise Erhöhung blieb eine derart schockierende Preissteigerung wie bei Billigschokolade aus. Zusätzlich fluktuiert der Preis von Fairtrade und Premiumschokolade nicht so stark wie der von massenproduzierter Schokolade, erklärt Haag von Tiroler Edle. Der Preis von Billigschokolade hängt stark von den aktuellen Weltmarktpreisen für Kakao ab. Steigt der Kakaopreis bei der Börse, schnellen auch die Preise für Billigschokolade unkontrollierbar in die Höhe.
Fairtrade- oder Premiumschokoladenhersteller zahlen grundsätzlich durch die direkte Zusammenarbeit mit Bauern einen höheren Kakaomindestpreis. Dadurch entsteht der höhere Grundpreis für Fairtrade- und Premiumschokolade. Diese feste Preisstruktur sorgt dafür, dass die Kosten für die Hersteller stabiler bleiben. Auch wenn die Weltmarktpreise für Kakao stark schwanken, sind die Preise für Premium- und Fairtradeschokolade weniger betroffen. Die Zusammenarbeit mit den Bauern schützt vor plötzlichen Preissprüngen, sorgt für Planungssicherheit und garantiert gleichzeitig faire Einkommen für die Kakaobauern.
Schlagzeilen über zu hohe Schokoladenpreise sorgen für Proteste und Unverständnis bei Kunden. Viele fragen sich: Wann geht der Preis wieder runter? Wann ist das Schlemmen von qualitativ minderwertiger, billiger und massenhaft produzierter Schokolade wieder möglich? „Das ist meiner Meinung nach nicht so schnell lösbar“, meint Schobesberger. Womöglich normalisiert sich in Zukunft der derzeitige Schokoladenpreis.
Aber was, wenn das vorweihnachtliche Schokoladenfieber eine besinnliche Fragestellung beinhaltet? Vielleicht sollten wir uns zurückbesinnen. Nicht auf den Preis, sondern die Qualität von Schokolade. Nicht auf die Anzahl der geschenkten Schokonikoläuse, sondern deren Wert. Nicht den preislichen, sondern menschlichen Wert, der bei Fairtrade und Premiumschokolade im Vordergrund steht. Vielleicht zeigt es, dass wir, ganz im Sinne von Weihnachten, auch beim Kauf von Schokolade an andere denken sollten. Uns nicht auf die Jagd nach den billigsten Schokonikoläusen und Weihnachtseditionen machen sollten, sondern auf die Suche nach den besten.
Verfasse auch du einen Beitrag auf campus a.