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Affäre um verschwundene Google-Bewertungen bei DPD

Was wurde aus 100.000 fast durchwegs positiven Online-Bewertungen des Paketdienstleisters DPD-Österreich, die praktisch über Nacht verschwanden?
Robert Gafgo  •  08 Dezember 2024 Redakteur      124
Vorübergehend hatte DPD-Österreich auf Google mehr Bewertungen als der Wiener Stehpansdom . Den Google-Algorithmen kam das verdächtig vor.

Das war rekordverdächtig. Noch im März 2024 konnte sich die österreichische Unternehmenszentrale des Paketdienstleisters DPD mit Sitz in Leopoldsdorf bei Wien laut einem Forenbeitrag der Social-News-Plattform Reddit über mehr als 123.000 Google-Rezensionen freuen. Das Ganze bei hervorragenden 4,9 von 5 Sternen. Ähnlich gut schneiden nur Sehenswürdigkeiten wie das Schloss Schönbrunn ab. Doch praktisch über Nacht war alles anders. Jetzt sind es nur noch 8.700 Bewertungen, bei denen DPD Österreich mit gerade einmal 3,3 Sternen auch noch deutlich schlechter abschneidet. Was war da los? Was steckt hinter dem mysteriösen Verschwinden von mehr als 100.000 Bewertungen? Und was wurde aus der Begeisterung der DPD-Kunden?

Das Geschäft mit dem guten Ruf

Bewertungen von vier oder mehr Sternen sind für die meisten Unternehmen Voraussetzung für gute Umsätze. Kunden meiden Produkte und Online-Shops, die schlechter abschneiden oder nur auf wenige Bewertungen kommen. Dementsprechend entstanden Agenturen, die gute Bewertungen liefern und schlechte unter dem juristischen Deckmantel der Geschäftsschädigung entfernen. Plattformen wie Amazon oder Google haben darauf reagiert und löschen inzwischen Bewertungen automatisch, wenn ihre Algorithmen verdächtige Aktivitäten registrieren. Ein Schwarzmarkt existiert freilich weiterhin. Eine einfache Google-Suche genügt, um Anbieter zu finden. Waren die phänomenalen DPD-Bewertungen also gekauft?

Widersprüchliche Stellungnahmen

„Unsere Empfänger haben nach jeder Paketlieferung die Möglichkeit, uns auf Google zu bewerten“, heißt es in Leopoldsdorf auf Anfrage. „Aus Gründen der Einfachheit bieten wir für die Bewertungen den Standort der Unternehmenszentrale an, was deren hohe Zahl erklärt.“ Die Frage nach deren wundersamen Verringerung ließ die Pressestelle des Unternehmens mit einem Schulterzucken offen. Eine Benachrichtigung über die Löschung von Google sei bisher jedenfalls nicht eingegangen.

Vielleicht ist die Benachrichtigung bei DPD ja im Spam-Ordner gelandet. Denn Google erklärt, DPD Austria sehr wohl über die Löschung von Rezensionen in Kenntnis gesetzt zu haben. Grund für die Löschung sei ein Verstoß gegen die geltenden Nutzungsrichtlinien gewesen. Wie DPD gegen die Google-Richtlinien verstoßen hat, wollte die Pressestelle aus Datenschutzgründen nicht sagen. Den Kauf positiver Bewertungen schließen die Richtlinien jedenfalls aus.

 

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