Blizzard erlebte eine schwierige Zeit rund um die Jahrtausendwende. 1996 meldete der Pinzgauer Skihersteller Insolvenz an, 2006 gingen alle Anteile an den italienischen Konzern Tecnica. Bis auf Mario Matts Olympia-Erfolg 2014 blieben Erfolge im Spitzensport weitestgehend aus. Doch das Traditionsunternehmen erlebt einen neuen Aufschwung. Das Jahrhunderttalent Lara Colturi fährt Blizzard. Seit 2020 rüstet die Marke auch wieder Athleten des ÖSV aus. Es weht ein frischer Wind durch die Täler des Pinzgaus.
Lara Colturi gilt als das größte Talent im alpinen Ski-Weltcup. Die Italienerin, die für Albanien startet, sorgt mit ihren gerade einmal 18 Jahren für Furore. Trotz ihrer Jugend erreichte sie in dieser Saison schon zwei Podestplatzierungen. Mehr erwarten Beobachter in Kürze. Ausgerüstet ist sie seit etlichen Jahren von Blizzard.
Wie kam es dazu? Blizzard-Marketingchef Thorsten Steiner führt es auf die enge Beziehung des Unternehmens zu Colturis Familie zurück. „Ihre Mutter, Olympiasiegerin Daniela Ceccarelli, ist Testimonial für Blizzard und ihr Vater, Alessandro Colturi, betreibt eine Skirennschule in Italien, mit der wir kooperieren.“ Die Zusammenarbeit zwischen der Läuferin und der Skifirma ist eng. „Lara ist unsere Nummer 1-Athletin”, betont Steiner, “dementsprechend unterstützen wir sie, und wir merken, dass sie zufrieden ist.“ Die Colturis würden viel Input liefern, und die Abstimmung zwischen ihnen und Blizzard verlaufe „gigantisch“.
Wer den Skizirkus kennt, weiß, wie kurzlebig Kooperationen zwischen Skifirmen und Athleten sein können. 2008 wechselte der bis dahin für Blizzard fahrende Marcel Hirscher zu Atomic. Wie sich Colturi verhalten wird, ist ungewiss, doch Steiner versichert: „Dass wir eng zusammenarbeiten, ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg.“
Es soll nicht nur bei Colturi bleiben. Mit Michael Matt und Franziska Gritsch fahren zwei namhafte ÖSV-Athleten für Blizzard. Sie bewegen sich zwar nur im Mittelfeld des Weltcups, aber ihr Potenzial war in der Vergangenheit schon zu sehen. Mit Kilian Prammstaller stattet Blizzard noch eine österreichische Nachwuchshoffnung aus.
Blizzard unterscheidet sich in manchem von anderen Skihersteller. Das Unternehmen will keine Topathleten von Konkurrenten abwerben, so wie es einst bei Marcel Hirscher geschah. Stattdessen geht es um gemeinsames Wachstum mit den Athleten. In den vergangenen Jahrzehnten war dieser Weg nicht immer erfolgreich. Toptalente waren kaum zu finden.
Wie können neue Talente im Skirennsport entdeckt werden? Ähnlich wie im Profifußball. Scouts beobachten Läufer bei Jugend- und Europacuprennen, um ihr Potenzial zu analysieren. „Am Ende ist es im Rennsport ein großes Netzwerk“, meint Steiner. Skifirmen pflegen Kontakte zu Trainern, Skimittelschulen, Skiclubs und Vereinen. Die geben Rückmeldungen. Anschließend bewerten Scouts das Potenzial der Talente. Letztendlich entscheidet oft die berühmte, aber häufig schwierige, Materialabstimmung darüber, ob eine Zusammenarbeit zustande kommt oder nicht. Blizzard beschränkt sich dabei nicht auf österreichische Talente. Die Pinzgauer beobachten weltweit potenzielle Nachwuchsathleten.
Blizzards sportliche Durststrecke spiegelte sich 2015 im Ausstieg aus dem österreichischen Skipool wider. Als Gründungsmitglied verpasste das Unternehmen damals eine Einigung mit dem ÖSV und verlor den Zugang zu österreichischen Athleten. Erst 2020 kehrte Blizzard in den Skipool zurück. „Jetzt macht es wieder Sinn, weil wir wieder Hoffnungsträger für uns gesehen haben“, erklärt Steiner. Der Rennsport habe nach wie vor eine große Bedeutung. “Er zieht nach wie vor viele Zuschauer an.“ Diese Aufmerksamkeit hilft bei der internationalen Vermarktung.
Dabei setzt Blizzard auf den High-End-Bereich. Hochleistungsski gehören zum Kerngeschäft. „Das sind Ski im Preissegment tausend Euro und aufwärts“, sagt Steiner. Konkrete Geschäftszahlen nennt er nicht, betont aber den kontinuierlichen Aufschwung des Unternehmens. Blizzard investierte zuletzt verstärkt in die Entwicklung neuer Modelle und den Ausbau der Fabrik in Mittersill. „Wir haben Geld nicht nur in die Produkte, sondern auch in die Fabriken, speziell in das Werk in Mittersill, gesteckt.“ Insgesamt stellte die Tecnica Group, zu der auch die Skimarke Nordica gehört, im Jahr 2024 rund 450.000 Ski her. Der Alpinskibereich erwirtschaftete 41 Prozent des Umsatzes. Die wichtigsten Märkte sind Nordamerika, Österreich, Frankreich und Italien.
Nun steht mit der Ski WM im Heimatbezirk Pinzgau ein besonderes Event vor der Tür. Zuletzt fand sie hier 1991 statt. Damals holte Petra Kronberger mit Blizzard Gold in der Abfahrt. Ob die Skifirma auch 34 Jahre später eine langersehnte Goldmedaille erreichen kann? Die Hoffnungen liegen auf einer Albanerin.
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