An der Magdalenenstraße in Wien, Mariahilf liegt ein Buchladen, der sich auf Krimis spezialisiert hat: der Krimisalon. Beim Eintritt schlägt eine Glocke an. Links und rechts reihen sich weiße Regale, gefüllt mit Büchern und handgemachten Produkten. Es ist Nachmittag und natürliches Licht erhellt den Raum. In einer Ecke steht ein Tisch mit drei Stühlen und ein mit geblümten Stoff tapezierten Lehnstuhl. Der Geruch von Papier liegt in der Luft.
Nach vielen Jahren als Sekretärin bei einem Unternehmen erfüllte Elisabeth Schippel sich ihren Wunsch und eröffnete einen eigenen Buchladen. Dass österreichische Literatur gefragt ist, zeigt sie mit ihrem sorgfältig ausgewählten Sortiment. „Mein Laden ist klein, deshalb musste ich mich für etwas entscheiden, und damals habe ich viele Krimis gelesen.“ Ein vergleichbares Angebot gab es damals nicht. Inzwischen führt sie auch Kinderbücher und Werke anderer Genres.
Zunächst musste die damals 54-Jährige den Laden renovieren, neuer Strom-, Wasser- und Gasleitungen. Die Kosten, die sie aus eigenen Mitteln und mit Unterstützung der Wirtschaftsagentur Wien stemmte und die nun erst wieder zurückverdient sein wollen. Als Folge der gesetzlichen Buchpreisbindung ist der Gewinn je verkauftem Buch eher gering, sagt sie. „Ich muss viel verkaufen, um überleben zu können.“ Der Krimisalon lebt von Stammkunden aus der Nachbarschaft sowie etwas Laufkundschaft. Die Magdalenenstraße ist zwar keine Shoppingmeile, aber ein bisschen was tut sich.
Für die Auswahl hat Elisabeth Titeln zusammengestellt, die sich durch ihre psychologische Tiefe, gesellschaftliche Relevanz oder ihrer brillanten Sprache auszeichnen:
Für Fans der Krimiliteratur ist die Auswahl umfangreich. (Foto: Amin Zaazou)
Bei Lesungen räumt Elisabeth die gemütliche Sitzecke beiseite und reiht mehrere Stühle auf. Sie erzählt campus a, dass Autoren ihre Werke hinter der Theke vorstellen. „Wir sind ein Treffpunkt mit regelmäßigen Lesungen im intimen Rahmen, das ist der Mehrwert meines Ladens“, fasst sie ihr Geschäftsmodell zusammen. Gerade einmal 25 Besucher haben normalerweise Platz. Wenn einmal fünfzig kommen, räumt sie den hinteren Teil aus. Eins ihrer Highlights war ein Sommerfest bei perfektem Wetter, bei dem Gäste auch aus eigenen Texten lasen. „Manche unterhielten sich auf der Straße, aber wenn jemand las, war es still“, erinnerte sie sich.
Die Sorgen gäbe es schon länger, wie die „Online-Geschichten“ und die großen Buchhandlungen“, wie die Inhaberin campus a erzählt. Dennoch zeigt sie sich heute etwas zuversichtlicher. Im letzten halben Jahr sei ihr aufgefallen, dass wieder mehr junge Menschen den Krimisalon besuchen, durch die Regale stöbern oder Bücher kaufen. Eine U-Bahn-Haltestelle habe sich zwar negativ auf das Geschäft ausgewirkt, ebenso andere Faktoren, aber: „Das Buch lässt sich durch nichts ersetzen. Die Leute brauchen schon das Buch, das sie in der Hand halten, die Haptik, den Geruch. Das ist schon für viele Menschen wichtig. Das Papier zu spüren – ein Buch ist etwas Schönes und ich glaube nicht, dass das verschwinden wird.“
Freunde und Familie besuchen regelmäßig Elisabeth im Laden. Neben Büchern verkauft sie hand- und hausgemachte Produkte wie Reisetaschen und ihre Besucher wissen es zu schätzen, dass sie immer dort anzutreffen ist. Viele neue Freundschaften seien im Laden entstanden.
„Auf alle Fälle der Wackelkontakt von Wolf Haas. Das ist ein Buch, das man unbedingt lesen muss, weil es sehr vergnüglich ist und das liest sich leicht, ist aber anspruchsvoll und sehr spannend. Bei diesem Buch kann man sagen, dass es auch in einer Geschichte zwei Geschichten gibt.“ Haas habe einen eigenen Schreibstil, der sich „über alle Grenzen hinwegsetzt“.
Passend zur Reisezeit empfiehlt sie außerdem die Krimi-Trilogie von Edith Kneifl: Wellengrab, Dünenzorn und Klippensturz. Die Protagonisti reist darin nach Griechenland, auf die Kanarischen Inseln und nach Istrien. „Die Leute mögen das recht gern, wenn sie auf Urlaub fahren, einen Krimi von dieser Gegend mitnehmen und dort zu lesen. Da ist dann so, wenn es einen schaurigen Schauplatz gibt, macht es dann gleich ein bisschen interessanter.“ Kneifl beschreibe nicht nur spannende Plots, sondern auch das jeweilige Land – inklusive gesellschaftlicher, politischer du historischer Aspekte.
Für Fans historischer Krimis empfiehlt Elisabeth Wettlauf in Triest von Günther Neuwirth: „Das spielt im Jahr 1908 in Triest, und es geht um ein Derby, also um ein Pferderennen. Eine Frau wird ermordet, und er (Anm.: der Protagonist) ermittelt im Umfeld von der Rennbahn. Er (Anm.: der Autor) kann das immer recht gut. Er stellt die Stadt sehr schön dar. Und diese Problematik oder das Besondere, das Triest immer ausgemacht hat, wird in diesen Krimis immer sehr gut dargestellt.“
Als leichte Sommerlektüre nennt sie Tödliches Gspusi von Angela Szivatz. „Es geht darum, dass die Chefinspektorin auf Kur fährt, und in diesem Kurhotel passiert dann ein Mord, und sie ermittelt dort heimlich.“ Das Buch sei nett geschrieben und leicht zu lesen.
Der Krimisalon ist online unter https://www.krimisalon.eu/ zu finden.
Der äußere Bereich des Wiener Krimisalons. (Foto: Amin Zaazou)
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