Es ist Anfang April, als an einem Gymnasium in Wien die Maturavorbereitungen auf Hochtouren laufen. Die Schüler arbeiten an Portfolios, Fragenkatalogen und Referaten. Während die meisten dabei Gebrauch von KI-Werkzeugen machen, lehnt die 17-jährige Roksana die Verwendung von ChatGPT und ähnlichen Modellen für schulische Zwecke großteils ab. Sie gehört einer Gruppe an Schülern an, die ihren Schulalltag so weit wie möglich ohne KI bewältigen.
Ende 2022 hat die kalifornische Firma OpenAI mit ChatGPT ihr beliebtestes KI-Modell veröffentlicht. Dieses hat für Schüler wie Roksana seitdem einen beträchtlichen Teil seines Ansehens verloren. „Früher dachte ich, KI ist ein Werkzeug, das völlig selbstständig verlässlich arbeitet. Vollkommen, weil es ein Computer ist“, erzählt die Schülerin. Heute empfindet sie die Arbeit der KI als häufig fehlerhaft und unzuverlässig. Darüber hinaus lohne es sich nicht, sie für Hausaufgaben zu verwenden, da die generierten Texte leicht als solche identifizierbar seien. „[Die KI] lässt sich sehr leicht an ihrer Sprache erkennen. Ich persönlich würde nie etwas abgeben, das einfach von ChatGPT geschrieben wurde, aber ich weiß, dass das andere machen.“
Andere Schüler teilen ihre Meinung. Oliwia, 18, meint, ChatGPT gegen Ende ihrer Schulkarriere nur noch zum Zusammenfassen komplizierter Texte verwendet zu haben. „Ich würde allerdings nichts von KI zusammenfassen lassen, das ich mir nicht davor selbst durchgelesen habe.“ Einige Schüler mit ähnlichen Meinungen verwenden die KI unter Anderem, um sich den Stoff ihrer Tests und Schularbeiten erklären zu lassen.
Trotzdem verwenden die meisten Schüler ChatGPT häufig, Schüler wie Oliwia bilden in dieser Hinsicht eine Ausnahme. In einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter rund 500 Schüler im Alter von 14 bis 19 Jahren gaben zwei Drittel an, KI für schulische Zwecke zu nutzen.
Andere Schüler sind der Verwendung von künstlicher Intelligenz völlig abgeneigt. Leo, 18, gibt an, KI noch nie verwendet zu haben. „KI ist für mich das Gegenteil von Menschlichkeit. Ich will nichts statt mir arbeiten lassen, das keine Seele hat. Das finde ich eklig.“
Darüber hinaus sorgen sich Schüler, sich womöglich an die KI gewöhnen zu können. „Wenn ich es verlerne, ohne KI etwas zu machen, dann kann ich nicht mehr ohne. Dann komm ich früher oder später nicht weiter, das bringt mir ja nichts“, sagt Lisa, 17. „Außerdem kann ich alles, was die KI kann, selbst schneller und besser machen. Ich kann dem nicht vertrauen.“
Die wenigsten Schüler glauben, das Aufkommen von KI könne das Lernen im Klassenzimmer zunichte machen. Dazu fehlt nicht nur das Vertrauen in die Fähigkeiten der KI, sondern auch die fehlende Bereitschaft zur Teilnahmslosigkeit am gesellschaftlichen Geschehen. Lisa fügt hinzu: „In einigen Bereichen vielleicht. Aber ich glaube, dass es auf jeden Fall Sachen gibt, die KI den Kindern nicht beibringen kann.“
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