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Schulstart-Tipp: Lernen von Papier ist effizienter als digital

Es wirkt altmodisch, doch es hat einige Vorteile: Laut einer Studie merken sich Lernende den Stoff leichter, wenn sie Bücher, Hefte oder Blätter verwenden. Warum eigentlich ist das so?
Sophie-Leonie Foidl-Widhalm  •  6. September 2025 Volontärin    Sterne  146
Lernen von Gedrucktem: Wer Seiten umblättert, statt zu scrollen, tut etwas für seinen Erfolg.. (Foto: Shutterstock)
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In einigen österreichischen Bundesländern hat diese Woche die Schule begonnen. Das Sonnen im Freibad mit Freunden ist vorbei, jetzt heißt es wieder Schulbank drücken. Auch an den Universitäten füllen sich die Hörsäle, und viele Studierende fragen sich: Wie gelingt ein Semester erfolgreich und welche Lernstrategie verspricht den größten Erfolg?

Gedruckte Lernunterlagen sind in Vorlesungssälen und Bibliotheken mittlerweile selten geworden. Studien zeigen jedoch, sie erleichtern das Lernen. Während früher für jede kleine Wissensfrage der Weg in die Bibliothek führte, genügt inzwischen ein Blick auf das Smartphone, um Antworten sofort zu finden. Die Digitalisierung macht Bildung flexibler, günstiger und leichter zugänglich: Skripten online, Vorlesungen am Laptop, Prüfungen digital. Doch wie wirken diese Veränderungen auf das Gehirn und auf den Lernerfolg?

Vergessene Vorteile des guten alten Papiers

Die Corona-Pandemie beschleunigte die Digitalisierung und die Schulen spüren den Wandel noch immer. Eine neue Studie des ÖBV in Kooperation mit der JKU School of Education zeigt, wie digitale Medien und KI den Unterricht prägen. Ende 2024 befragten Forschende 949 Lehrkräfte aus allen Schulformen.

 Digitale Hilfsmittel sind ein fester Bestandteil in österreichischen Klassenzimmern, 87 Prozent der Lehrkräfte nutzen sie regelmäßig. In Volksschulen geschieht dies seltener, während Mittelschulen, Allgemeinbildende höhere Schulen und insbesondere Berufsbildende höhere Schulen eine deutlich intensivere Nutzung aufweisen. Rund ein Drittel der Lehrkräfte bewertet digitale Medien als sehr hilfreich für den Lernerfolg, in Sonderschulen liegt dieser Wert sogar bei drei Vierteln, während AHS mit 20 Prozent den größten Anteil an Skeptikern aufweist.

Papier schlägt Bildschirm

 Wenn Kinder Seiten umblättern, statt zu scrollen, bleibt mehr im Kopf. Eine aktuelle Studie belegt, Papier schlägt den Bildschirm, wenn es um das Lernen geht. Aisha Futura Tüchler, Philologin und Kognitionswissenschaftlerin, untersuchte in ihrer Dissertation, wie Kinder Texte auf Papier und am Bildschirm verarbeiten. Für diese Arbeit erhielt sie im Oktober 2024 den „Young Researchers Award“ der Universität Linz.

In Wien arbeitet Tüchler an der Wirtschaftsuniversität an Projekten zur Wissenschaftskommunikation. Zusätzlich lehrt sie wissenschaftliche Methodik an der Johannes-Kepler-Universität und Statistik an der Universität Wien.

In der Studie zeigte sich, Kinder schnitten beim Lesen am Bildschirm etwas schlechter ab als auf Papier. Der Unterschied war zwar klein, doch er summierte sich. Wer regelmäßig digital liest, nimmt insgesamt weniger vom Inhalt mit. Besonders problematisch: das ständige Scrollen, das den Lesefluss stört und das Textverständnis hemmt.

Der „Screen Inferiority Effect“

Forschende sprechen hier vom „Screen Inferiority Effect“. Lesen am Papier führt demnach zu tieferem Verständnis, weil gedruckte Seiten Orientierung und visuelle Anker bieten. Sie erleichtern das Erinnern und fördern konzentriertes Lesen. Am Bildschirm hingegen überfliegen viele die Texte, statt sich intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen.

Kinder besonders betroffen

Alle Altersgruppen spüren den Effekt, Kinder jedoch am stärksten. Eltern können hier aktiv unterstützen, indem sie gedruckte Bücher im Alltag bereitstellen, feste Lesezeiten abseits von Bildschirmen einführen, Lernmaterialien für Prüfungen auf Papier wählen und selbst als Vorbild regelmäßig Bücher lesen.


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