Statt hundert Gramm sind nur noch neunzig in der Verpackung, doch der Preis sank nicht etwa, er stieg sogar, von 1,49 auf 1,99 Euro. Milka brachte es damit zum Symbol für „Shrinkflation“.
Wenn die Hersteller, der Lebensmittelmulti Mondelez, gehofft hatte, die Aufregung würde sich bald legen, haben sie sich geirrt. Verbraucherschutzorganisationen sprachen von einer „Mogelpackung“. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer kündigte ein Gesetz gegen Shrinkflation an, mit verpflichtender Kennzeichnung bei Änderungen der Packungsgrößen.
Dank des medialen Hypes um die doppelte Preiserhöhung schleppt die lila Kuh weiterhin einigen Ballast an schlechtem Image mit sich. Auch bei uns in der campus a-Redaktion.
Weshalb wir uns die Frage stellten: Bekanntlich kommen die günstigen Eigenmarken der Handelsketten doch vielfach von den gleichen Konzernen, die auch hinter den bekannten Markenprodukten stehen. Könnte sich da nicht unter einer der eher austauschbaren Verpackungen der budgetschonenden Schokoladen eine echte Milkaverbergen? Oder sogar eine Tafel, die sie bei Gewicht, Preis und womöglich auch geschmacklich überbietet?
Wir entschlossen uns zu einer Blindverkostung. Vier Eigenmarken in Hundert-Gramm-Packungen zu rund einem Euro im Vergleich zur echten Milka. Die die S-Budget Milchschokolade von Spar, die Clever Alpenmilchschokolade von Billa, die Choceur Alpenvollmilchschokolade von Hofer und die Fin Carré Alpenmilchschokolade von Lidl. Alle Hersteller gaben auf Nachfrage an, die Rezepturen in den vergangenen zwei Jahren gleich belassen zu haben.
Zunächst warfen wir einen Blick auf die Zutaten. Beim Zucker- und Fettgehalt unterscheiden sich die Sorten kaum. Rund dreißig Gramm Fett pro hundert Gramm sind Standard. Nur die S-Budget-Schokolade fällt beim Zuckergehalt etwas aus der Reihe. Mit 61 Gramm pro hundert Gramm ist sie etwas süßer als ihre Konkurrenz. Was also sollte die günstigen Eigenmarken davon abhalten, der Milka-Kuh im Geschmackstest die Spitzenposition streitig zu machen?
Zwölf Testerinnen und Tester fanden sich ein, und sie hatten je zehn Punkte je Tafel zu vergeben. Sie probierten nacheinander je ein Stück, spülten mit Wasser nach und hielten ihre Eindrücke schriftlich fest.
Zunächst gingen wir davon aus, dass die Bewertungen weit auseinander liegen würden. Geschmack ist subjektiv, alle Schokolade-Fans bevorzugen eine andere Süße oder Kakaonote. Doch bereits nach wenigen Runden deutete sich ein klares Muster an. Alle zwölf Testpersonen setzten am Ende dieselbe Schokolade auf Platz eins. Noch klarer hätte das Ergebnis nicht ausfallen können.
Wir geben zu: Wir hatten gehofft, eine der Hundert-Gramm-Tafeln zu einem Euro als Sieger präsentieren und Milka damit für die Preissteigerung abstrafen zu können. Bloß wurde daraus nichts. Als „die cremigste“ und überhaupt beste Schokolade setzte sich mit einer durchschnittlichen Bewertung von acht Punkten die lila Kuhl klar von der Konkurrenz ab. Die Eigenmarken hinterließen zwar einen positiven Eindruck, doch keine reichte geschmacklich an den Klassiker heran.
Trotz aller Kritik bleibt den Schokoladenfans nichts anderes übrig, als weiterhin in den saureren Apfel, beziehungsweise in die süße Milka, zu beißen.
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