Es ist kein gewöhnlicher Döner-Stand. Vor dem kleinen Restaurant mit der orange und weiß gehaltenen Aufschrift „Ferhat Döner“ in der stets frequentierten Wiener Favoritenstraße steht eine Menschenschlange. Die Wartenden machen Fotos. Es duftet schon vor der Tür nach frisch gebackenem Brot und durch das Fenster fällt der Blick auf mehrere geschäftige Köche.
Trotzdem heißt es warten. Als kleine Aufmerksamkeit bringt Yilderim persönlich den Geduldigen Tee. Bei 7,90 Euro für einen Döner mit Rindfleisch nehmen sie ihn ohne schlechtes Gewissen an. In Wien kostet ein Döner je nach Fleischart, Größe und Lage des Ladens durchschnittlich zwischen vier und sechs Euro.
2015 eröffnete Yilderim seinen ersten Wiener Standort. Seither hat er sich einen Namen gemacht. „Der bester Döner der Welt“, nennt er selbst sein Standardprodukt vollmundig. So weit ist er damit von der Einschätzung der Wiener gar nicht entfernt. Sein Luxus-Döner gilt seit einer Weile als der beste der Stadt und der Wirt, der glaubhaft von sich behauptet, Tag und Nacht zu arbeiten, braucht sich trotz allgegenwärtiger Billig-Konkurrenz keine Umsatz-Sorgen zu machen. Bloß reicht ihm das nicht mehr.
Offerte aus dem Ausland, etwa aus Dubai, hat er zwar abgelehnt, weil er dort kaum Möglichkeiten zur Qualitätssicherung sieht. Doch in Wien will er nun expandieren. „Zwei Standorte sollen dazu kommen“, bestätigt Yilderim im Gespräch mit campus a. Auch ein Start in den Bundesländern erwägt er, wobei Vorsicht beim Tempo geboten ist. „Jeder neue Standort kostet rund eine Million“, sagt er. Auch ein Franchise-System kommt für ihn infrage, wobei hier noch die konkreten Pläne fehlen. Yilderim: „Entscheidend ist, dass die Philosophie überall die gleiche ist.“
Gute Laune bei der Arbeit im Kulu: Inhaber Ferhat Yilderim wählt sein Personal bedacht aus. (Foto: Patricia Schock)
Die hat ihn bekannt und beliebt gemacht. Das Fleisch kommt täglich frisch von regionalen Bauern, dafür nimmt er auch eine Öffnungszeit erst ab 11 Uhr in Kauf. Während herkömmliche Döner-Stände sich die Spieße morgens tiefgekühlt und vakuumverpackt von spezialisierten Fleischereien liefern lassen, verarbeiten seine Köche das Fleisch selbst. Auch das Brot ist hausgemacht, aus steirischem Mehl.
„Ein Mangel an Qualität wäre Rufschädigung für Ferhat Döner“, sagt Yilderim. Andere Döner-Ketten würden schnell expandieren, doch er brauche Zeit, um das Niveau zu halten, auch bei der Auswahl des Personals. Zwischen 2015 und 2020 probierte Ferhat Yilderim täglich ein neues Döner-Rezept aus, bis er seine perfekte Mischung gefunden hatte. Seither ist das Rezept gleichgeblieben.
Yilderim hat schon als Kind auf dem türkischen Dorf lokale Produkte schätzen gelernt, und schon damals arbeitete er in der Küche. „Ich erkenne den Geschmack von Geschmacksverstärkern, Aromen und Tiefkühlware. Das wollte ich nie in meinem Laden haben.“ Was eine Kostprobe im Yilderims Restauran Kulu, zehn Meter neben seinem Dönerladen, bestätigt. Frisch gebackenes Brot, zartes Fleisch, kein künstlicher Nachgeschmack. Mit dem Kulu hat der Gastronom heuer schon einmal bewiesen, dass er mehr will. Dort setzt er er im modernen Ambiente auf türkische Tradition. Der erste neue Ferhat Döner-Standort soll 2026 in Betrieb gehen.
Kostprobe im Kult: Yilderim präsentiert eine seiner Delikatessen (Foto: Patricia Schock)
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