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Wenn die Welt flimmert: leben mit Migräne mit Aura

Plötzlich flimmert das Blickfeld, die Hände beginnen zu kribbeln, Worte verschwinden aus dem Kopf. Übelkeit steigt auf und dann wird es schwarz. Menschen mit Migräne mit Aura erleben genau solche Momente regelmäßig.
Sophie-Leonie Foidl-Widhalm  •  26. November 2025 Volontärin    Sterne  146
Foto: Pixabay
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Migräne mit Aura ist eine besondere Form der Migräne, bei der neurologische Symptome auftreten, noch bevor der eigentliche Kopfschmerz beginnt. Diese Anzeichen entwickeln sich meist langsam über mehrere Minuten, dauern in der Regel bis zu einer Stunde, können jedoch auch länger andauern. Die Ausprägung der Aura unterscheidet sich deutlich von Patientin zu Patientin. Häufig beginnen die Beschwerden mit Sehstörungen wie Flimmern, Lichtblitzen oder Gesichtsfeldausfällen. Weitere mögliche Symptome sind Kribbeln, Taubheitsgefühle, Probleme beim Sprechen oder Schwindel.

„Eine elektrische Welle breitet sich vom Hinterkopf in Richtung Stirn aus. Diese Welle verursacht zuerst Sehstörungen, später Sprachstörungen und anschließend Gefühlsstörungen. Viele Betroffene erleben nur die visuellen Symptome, andere durchlaufen mehrere Stadien“, erklärt Gudrun Goßrau, Generalsekretärin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft.

Wenn die Aura einsetzt, stoppt der Alltag

Wie drastisch eine Migräne mit Aura verlaufen kann, zeigt die Geschichte einer 21-jährigen Studentin aus Wien. Seit ihrem vierten Lebensjahr lebt sie mit der Diagnose und damit mit regelmäßigen neurologischen Attacken, die ihren Tag abrupt zum Stillstand bringen können.

Ihre Migräne kündigt sich meist Stunden vorher an, manchmal sogar einen ganzen Tag zuvor. Dann fühlt sie sich ungewöhnlich müde, sieht verschwommen und bemerkt erste flimmernde Punkte im Sichtfeld. Wenn die Aura beginnt, startet sie häufig auf der rechten Seite und breitet sich wie ein bunter, flimmernder Schleier über das gesamte Blickfeld aus. Etwa eine Stunde dauert es, bis diese Störung einmal vollständig „durchgezogen“ ist, erst dann setzt der eigentliche Schmerz ein.

Der Kopfschmerz baut sich hinter der Augenpartie auf, zieht über den Kopf bis in den Nacken. Gleichzeitig verschlechtert sich das Sehen, die Übelkeit nimmt zu und im Magen macht sich ein kaltes, ziehendes Gefühl breit. Oft kommt es zum Erbrechen; jede Bewegung, Aufstehen, Hinsetzen, selbst ein Drehen im Bett, verstärkt die Übelkeit. Essen und Trinken bleiben kaum im Körper. Die Schmerzen werden so stark, dass Weinen, Hyperventilation und kurze Ohnmachtsmomente auftreten können. Eine einzelne Attacke dauert bei ihr meist zwischen 8 und 16 Stunden.

In solchen Situationen muss sie Hilfe holen oder vielmehr: Jemand anderer muss das übernehmen. „Ich bin dann nicht mehr in der Lage dazu“, erzählt sie. In der Vergangenheit kamen Hausärzte zu ihr nach Hause, um Schmerzmittel zu geben. Im Krankenhaus erhält sie Infusionen, die sowohl Flüssigkeit als auch stärkere Medikamente liefern.

Besonders belastend sind die neurologischen Ausfälle. Manchmal kann sie keine klaren Sätze mehr bilden, Wörter fallen ihr nicht ein oder sie erkennt Personen kurzfristig nicht wieder. Solche Symptome wirken bedrohlich und ähneln einem Schlaganfall, können aber bei schweren Migräneattacken mit Aura auftreten.

Während eines solchen Anfalls ist sie auf Unterstützung angewiesen. Sie braucht jemanden, der bei ihr bleibt und im Notfall den Rettungsdienst ruft. Migräne mit Aura ist nicht nur ein Kopfschmerz, sondern eine komplexe neurologische Attacke, die Körper, Sprache, Wahrnehmung und Kraft vollständig aus dem Gleichgewicht bringt.

Medikamente helfen kaum, kleine Strategien dafür umso mehr

Sie hat im Laufe der Jahre zahlreiche Medikamente ausprobiert, „von A bis Z“, wie sie sagt. Wirklich zuverlässig geholfen hat ihr davon nur wenig. Stattdessen hat sie eigene Methoden entwickelt, die ihr helfen.

Eine heiße Wärmflasche oder ein warmes Körnerkissen auf Augen und Stirn, ein abgedunkelter Raum, absolute Ruhe. Kleine Maßnahmen, die für sie zu wichtigen Hilfsmitteln geworden sind.

Wie Außenstehende helfen

„Außenstehende entlasten Betroffene, indem sie ihnen einen ruhigen Rückzugsort ermöglichen und zusätzliche Verpflichtungen im sozialen oder beruflichen Umfeld abnehmen.“, erklärt Goßrau. Jede Form von Druck verschlimmert die Situation, während Ruhe und Sicherheit die Attacke erträglicher machen.


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