Die weltweite Konzert-Tour von Taylor Swift hätte im August vergangenen Jahres auch in Wien Halt gemacht. Wäre da nicht Beran A. gewesen, ein 19-Jähriger aus Ternitz (Bezirk Neunkirchen), der Tausende Swifties vor dem Ernst-Happel-Stadion mit in den Tod reißen wollte. Trotz seiner Festnahme fielen die drei Konzerte zum Leid der Fans aus.
Offiziell hieß es, die Absage sei durch den Veranstalter Barracuda Music erfolgt. Österreichische Behörden kritisierten dessen Entscheidung, da der Haupttäter inhaftiert und mutmaßliche Komplizen unter Kontrolle waren. Der Veranstalter und Taylor Swift hielten sich bedeckt. Nun zeigen sich die Vorgänge in einem neuen Licht. Barracuda Music war auf Anfrage von campus a nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Laut Gerald Fleischmann, damals Medienbeauftragter der österreichischen Regierungspartei ÖVP und Kanzlerberater, traf in Wirklichkeit Taylor Swift selbst beziehungsweise ihr Management die Entscheidung für die Absage der Konzerte. Das schreibt Fleischmann in einem am Samstag erscheinenden Buch mit dem Titel “Die Codes der Extremisten”. Entsprechende Passagen aus dem Buch liegen campus a exklusiv vor.
Auslöser für die vielfach als überschießend bewertete Absage waren demnach Swifts Ängste nach einem Attentat auf ein Ariana Grande-Konzert in Manchester 2017. Swift hatte zwei Jahre später in einem Gastbeitrag für das Magazin Elle erklärt, seither Angst vor Terroranschlägen zu haben. „Nach dem Bombenanschlag in der Manchester Arena und der Schießerei beim Konzert in Las Vegas hatte ich große Angst davor, dieses Mal auf Tournee zu gehen, weil ich nicht wusste, wie wir drei Millionen Fans sieben Monate lang schützen sollten“, schrieb Taylor Swift.
Fleischmann liefert in seinem Buch weitere Hintergründe zum Anschlagplaner und seinem Umfeld. Etwa zu einer “Teufelsaustreibung”, der sich Beran A. unterzogen hat und über die mehrere Medien berichteten. Laut Fleischmann soll er sich an den 30-jährigen, aus Syrien stammende Imam H. Zaher A., einen auf Exorzismus spezialisierten islamischen Prediger in der Al-Ramah-Moschee im fünften Wiener Bezirk gewendet haben. Während der Zeremonie soll Beran A. laut Augenzeugen „zu schreien begonnen“ haben. Dabei seien „sechs böse Dschinns“, Geister der islamischen Glaubenswelt, aus seinem Körper entwichen, wie der Imam hinterher erklärt haben soll.
Dieser Imam betreibt laut Fleischmann eine Facebook-Seite namens „Die Lehre der Ruqyah nach der Scharia“ mit knapp 100.000 Fans, die sich weltweit um Teufelsaustreibungen kümmert. Fünf Muslime betreuen die Seite, H. Zaher A. ist einer von ihnen, je zwei weitere leben in Saudi-Arabien und Ägypten. Auf der Seite finden sich Informationen zur Teufelsaustreibung und etliche Videos. In einem seiner Videos behauptet H. Zaher A., er sei als Betreuer der Ruqyah-Seite „von Sheikh Abu Abdullah hinzugefügt“ worden. Die Behörden würden nun prüfen, um wen es sich dabei handelt. „So gibt es etwa einen Abu Abdullah, der in der Salafistenszene einschlägig als Hassprediger bekannt ist. Er soll im Jahr 2021 an einem Treffen von Islamisten im deutschen Dortmund teilgenommen haben“, schreibt Fleischmann. Laut einem Bericht soll er dort junge Männer dazu aufgefordert haben, in den bewaffneten Kampf nach Syrien und Ägypten zu ziehen.
Fleischmann schildert, dass H. Zaher A. ursprünglich eine Karriere als Fußballer in Österreich verfolgte, sie jedoch abbrach, weil sie seinem Glauben widersprochen hätte. „Die Spieler ziehen sich aus, nehmen nackt ein Bad, Frauen massieren Spieler, und Alkohol wird konsumiert“, habe der Imam erklärt. Daher habe er sich entschlossen, seine Karriere zu beenden und sich spirituellen Aufgaben zu widmen.
“Die Codes der Extremisten” ist bereits Fleischmanns zweites Buch. Zuletzt publizierte er den Bestseller “Message Control”, in dem er Details über die Kommunikationsstrategien während seiner Zeit an der Seite von Ex-Kanzler Sebastian Kurz verriet. “Der Kommunikationsexperte und langjährige
Regierungsberater Gerald Fleischmann analysiert die Codes und Techniken von Rechtsextremen, Islamisten, Linksextremen und Autokraten, die von innen wie außen unsere Gesellschaftsordnung ersetzen wollen”, heißt es nun zu dem neuen Werk auf der Homepage seines Verlages. “Er gibt Einblicke in die höchsten Kreise der Politik und erzählt, wie weit die Feinde der Demokratie bereits gekommen sind, wie sie sich gegenseitig unterstützen und was zu tun ist, um unsere Freiheit zu verteidigen.
Compliance-Hinweis: Zwischen Gerald Fleischmanns Verlag „edition a“ und „campus a“ besteht ein wirtschaftliches Naheverhältnis.
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