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Kleinkinder in der Psychiatrie

In Wien gibt es in der Klinik Hitzing eine Ambulanz, die sich der psychiatrischen Betreuung von Kleinkindern widmet. Besonders Kinder, belastet durch Entwicklungsrisiken, profitieren laut Wiener Gesundheitsverbund von diesen Angeboten. Ein Schwerpunkt liegt auf der Betreuung von Kindern substanzabhängiger Mütter, die oft von Geburt an besonderen Herausforderungen gegenüberstehen.
Bernadette Krassay  •  3. März 2025 CvD      350
Mit spielerischen Ansätzen behandeln Ärzte Kinder mit psychischen Problemen. (Foto: pixabay)

Ein Kind, das seinen Eltern droht. Ein Kind, das durch die Suchterkrankung der Eltern unter großem emotionalem, psychischem und sozialem Druck steht. Fälle wie diese, behandelt ein Team von Ärzten in der Klinik Hietzing in Wien.

Vom Säuglings- bis ins Vorschulalter

Die sogenannte Entwicklungsambulanz ist Teil eines 2013 gegründeten Netzwerks mit der Kinder- und Jugendhilfe, dem Anton-Proksch-Institut für Sucht- und Drogenhilfe, der Sucht- und Drogenkoordination für Wien sowie den Abteilungen für Geburtshilfe und Psychiatrie des Wiener Gesundheitsverbundes. Ärzte behandeln hier jährlich etwa hundert Kinder zwischen null und sechs Jahren, ausschließlich aus suchtbelasteten Familien.

Die Patienten sind komplexen gesundheitlichen oder entwicklungsbezogenen Gefahren ausgesetzt, die vor oder nach der Geburt auftreten können. In enger Zusammenarbeit mit anderen Institutionen begleitet ein Team aus Ärzten und Sozialarbeitern die Kinder in ihrer Entwicklung. Ein weiterer Fokus sind entwicklungsneurologische Untersuchungen, die sich vom Säuglings- bis ins Vorschulalter erstrecken.

Spielerische Therapieansätze

Doch wie wird ein Kleinkind behandelt, das sich noch nicht artikulieren kann? Laut einer Gesundheitsverbund-Sprecherin kommen je nach Alter und Bedarf unterschiedliche Therapieansätze zum Einsatz, darunter Verhaltenstherapie, Spieltherapie und systemische Therapie. Da viele Kinder noch nicht in der Lage sind, ihre Gefühle verbal auszudrücken, setzen Experten verstärkt auf nonverbale Methoden wie Spiel oder Kunst, um Zugang zu den jungen Patienten zu finden. Bei der Spieltherapie nutzen Therapeuten freies oder angeleitetes Spielen, um Kindern zu helfen, ihre Gefühle auszudrücken, Ängste zu bewältigen und soziale Fähigkeiten zu entwickeln. Die Therapeuten verwenden dafür etwa Puppen, Figuren oder Bauklötze. Beliebt ist auch die Kunst- und Maltherapie, bei der Kinder durch Zeichnen oder Modellieren ihre Gefühle ausdrücken und verarbeiten können, ohne direkt darüber sprechen zu müssen.

Kleinkinder diagnostizieren?

Diagnosen im Kindesalter sind allerdings anspruchsvoll, da sich Persönlichkeit und Verhaltensmuster noch mitten in der Entwicklung befinden. Dennoch seien Diagnosen wichtig, um gezielte Unterstützung und Therapie anzubieten, erklärt eine Sprecherin des Gesundheitsverbunds, denn: „Sie helfen, spezifische Probleme zu erkennen und interventionelle Maßnahmen zu entwickeln, die an die jeweilige Entwicklungsphase angepasst sind.“

Neben psychiatrischen Behandlungen stehen betroffenen Kindern therapeutische Angebote zur Verfügung, darunter Physiotherapie, Ergotherapie, Musiktherapie und Logopädie. Auch die Familien werden in den Behandlungsprozess integriert. Dadurch sollen Eltern lernen, die Bedürfnisse ihrer Kinder besser zu verstehen.

Die Bedeutung der Mutter-Kind-Beziehung

Ein zentraler Fokus der psychiatrischen Betreuung liegt darüber hinaus auf der Mutter-Kind-Beziehung, die als entscheidender Faktor für die kindliche Entwicklung gilt. Daher erhalten Eltern individuelle Beratungen, um das familiäre Umfeld zu stabilisieren und langfristig zu stärken. Ziel ist es, die gesamte Familie nachhaltig zu entlasten.

Eine weitere psychiatrische Behandlung von Kindern in der Klinik Hietzing erfolgt stationär für Zwei- bis Zwölfjährige. „Es werden hauptsächlich Kinder ab 5 Jahren aufgenommen, da jüngere Kinder in ambulanten oder anderen spezialisierten Strukturen versorgt werden. Die häufigsten Diagnosen dieser Patient*innen sind Autismus, Bindungsstörungen, frühe und komplexe Traumatisierungen, ADHS und Verhaltensstörungen, die durch Entwicklungsdefizite entstehen (sprachlich, motorisch, psycho-emotional)“, heißt es aus dem Gesundheitsverbund.

Mit der frühzeitigen Intervention wollen Ärzte und Therapeuten verhindern, dass sich psychische oder entwicklungsbedingte Probleme im späteren Leben manifestieren.

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