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Innenpolitik Österreich Fakten

„Biologische Fakten“ am FPÖ-Frauentag in Wien

Am Donnerstag fand im Wiener Palais Epstein der Frauentag des Freiheitlichen Bildungsinstituts und der Initiative Freiheitlicher Frauen statt. Es ging um Feminismus sowie Gender- und Frauenpolitik. Rund fünfzig Gäste, überwiegend Frauen zwischen 40 und 70 Jahren, kamen. Außer campus a waren keine anderen Vertreter unabhängiger Medien vor Ort, nur jene der parteieigenen Plattform „FPÖ TV“. – Von Anna Katharina Patsch und Sophia Tiganas
Sophia Tiganas  •  8. März 2025 Redakteurin      340
FPÖ-Frauen- und Gleichbehandlungssprecherin Rosa Ecker: Die Rettung der „echten“ Frauen.

Vor dem Palais Epstein, nur einen Steinwurf vom Österreichischen Parlament entfernt, begrüßen sich an diesem sonnigen Donnerstagnachmittag mehrere Frauen mittleren Alters. Sie lächeln, umarmen sich und spazieren in den Prunkbau. Zwei Tage vor dem Weltfrauentag haben sie sich hergerichtet und sind zur Veranstaltung „FRAU. ECHT. STARK.“ gekommen. Rund fünfzig Gäste treffen in den darauffolgenden Minuten ein. Organisatoren sind das Freiheitliche Bildungsinstitut und die Initiative Freiheitlicher Frauen. Vor Ort sind auch die campus a-Redakteurinnen Anna-Katharina Patsch und Sophia Tiganas.

Ankunft im Palais Epstein

Um 15.30 Uhr betreten wir den Saal. Er ist bereits gut gefüllt, überwiegend mit Frauen zwischen vierzig und siebzig. Einige scheinen ihre Ehemänner dabei zu haben, eine Handvoll Nationalratsabgeordnete sind auch da. Es herrscht die Atmosphäre einer geschlossenen Veranstaltung.

Wir packen trotzdem unsere Mikrofone aus und stoßen mit unserer Bitte um Interviews auf Ablehnung. Die Angesprochenen flüstern untereinander. Wenig später spricht uns eine junge Frau aus dem Organisationsteam an. Aufnahmen seien verboten, meint sie freundlich aber bestimmt. Medienvertreter scheinen unerwünscht zu sein. Außer uns ist nur FPÖ-TV da.

Rosenkranz begrüßt das Publikum

Nationalratspräsident Walter Rosenkranz ist der Ehrengast des Abends. Kurz vor dem offiziellen Beginn betritt er den Saal und geht auf das Publikum zu. Fast allen Anwesenden gibt er die Hand, einige begrüßt er mit ihrem Namen. Die Stimmung ist locker, fast familiär. Rosenkranz wirkt souverän und zugänglich. Er sei paranoid gegenüber Kameras und Mikrofonen, scherzt er, weil die Qualitätsmedien „alles, was die FPÖ macht, schlecht finden“. Das Publikum lacht. Die Anwesenden fühlen sich wohl, schon bevor es los geht.

Echte Frauen und biologische Fakten

Die Veranstaltung beginnt mit zehnminütiger Verspätung. Zuvor verteilen Mitarbeiter ein Druckwerk mit dem Titel Löwenstark-Kinderheft an die Gäste. Es enthält Rezepte, Rätsel, Witze und eine Kurzgeschichte aus der Steiermark.

Die Eröffnungsrede der FPÖ-Gleichbehandlungs- und Frauensprecherin Rosa Ecker drehte sich vor allem um die Frage, was eine „echte Frau“ ausmacht. „Echte Frauen sind vor allem eines: biologisch echte Frauen“, meint sie. „Echte Frauen haben nichts mit Transgender oder dergleichen zu tun.“ Ecker betont die Besonderheiten des weiblichen Körpers und die Notwendigkeit einer Frauenpolitik, die sich nicht nur mit Geschlechtergleichstellung beschäftigt.

Nach ihr tritt Rosenkranz ans Rednerpult. Er rechnet mit linker Frauenpolitik ab und fragt, ob der Weltfrauentag überhaupt noch seine Berechtigung hat. In vielen Bereichen hätten Frauen bereits Gleichstellung erreicht. Allerdings seien „neue Gefahren“ entstanden, womit er vor allem die Gender-Debatte meint. Kritik an der Genderpolitik bedeute nicht Frauenfeindlichkeit, sagt er, die Gesellschaft müsse den Feminismus getrennt davon betrachten.

“Von oben nach unten verordnet”

Die Hauptrednerin des Nachmittags ist die deutsche Publizistin und Buchautorin Birgit Kelle. Die öffentliche Debatte entferne sich immer weiter von biologischen Fakten, erklärt sie in ihrer emotionalen Rede. „Das Wort Gender fällt mir auf die Füße.“ Genderpolitik sei „von oben nach unten“ verordnet und nicht durch demokratische Prozesse legitimiert.

Sie kritisiert den Zugang von Transfrauen zu Frauenräumen wie Umkleidekabinen und die Boxerin Imane Khelif, die bei den Olympischen Spielen in Paris eine Goldmedaille holte. Die Algerierin hatte eine Geschlechtsüberprüfung nicht bestanden. „Frauenschlagen ist jetzt olympisch“, kommentiert Kelle und bezeichnet Khelif als Mann (siehe dazu Faktencheck unten). Das Publikum reagierte mit Lachen und Zustimmung. Die Zahl der Mädchen, die sich als Trans-Männer identifizieren, sei in den vergangenen Jahren um 2.000 oder sogar 5.000 Prozent „explodiert“, setzt Kelle fort (siehe Faktencheck).

Als nächstes kritisiert sie Frauenquoten am Arbeitsplatz. Die habe sie bereits vor zehn Jahren kommen gesehen. „Wenn das mit den Frauenquoten kommt, meine Herren, streifen Sie sich einen Rock über und bewerben Sie sich als Frau. Sie werden den Platz bekommen“, habe sie den Männern damals geraten.

Familie, Gewalt, Migration

Zum Abschluss stellen einige Teilnehmerinnen Fragen zu Themen wie Familie und Gewalt gegen Frauen. Vor allem geht es um die Rolle der Migration. Kelle äußert sich skeptisch zur Zuwanderung als Lösung für die niedrige Geburtenrate. Zudem hätten in den vergangenen Jahren Muslime mehr als 8.000 Frauen vergewaltigt (siehe Faktencheck). Die Diskussion verläuft einseitig, kritische Stimmen fehlen.

Fazit: Eine geschlossene Veranstaltung

Insgesamt bot die Veranstaltung eine Plattform für konservative und linkskritische Positionen zur aktuellen Frauenpolitik. Kritische Fragen aus dem Publikum kamen nicht auf. Am Ende bleibt der Eindruck einer geschlossenen Veranstaltung, die wenig Raum für kontroverse Debatten lässt.

Faktencheck:

  1. Imane Khelif: Die algerische Boxerin, von der Hauptrednerin Kelle als Mann bezeichnet, ist tatsächlich weiblich und als Frau geboren. Ein im November 2024 veröffentlichtes medizinisches Gutachten wies allerdings darauf hin, dass Khelif biologische Merkmale aufweist, die typischerweise mit Männern assoziiert werden, was zu Verwirrung über ihr Geschlecht führte. Trotz dieser Unterschiede identifiziert sie sich als Frau und wurde als solche erzogen. Khelif lebt rechtlich und persönlich als Frau. Die Diskussionen um ihre Geschlechtsmerkmale haben jedoch zu Debatten über Geschlechtsidentität und Fairness im Sport geführt. ​
  2. Anstieg von Transidentitäten: Für die von Kelle genannten Zahlen bezüglich des Anstiegs von Transpersonen konnte die Redaktion keine Bestätigung finden. Allerdings ist laut einer im Jahr 2024 veröffentlichten deutschen Studie die Diagnose “Störung der Geschlechtsidentität” bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 5 bis 24 Jahren innerhalb von zehn Jahren auf das Achtfache angestiegen. Das entspricht einem Anstieg um 700 Prozent.
  3. Gewaltstatistiken: Für die Aussage, 8.000 Vergewaltigungen seien „nur durch muslimische Männer“ begangen worden, konnte die Redaktion ebenfalls keine Bestätigung finden. Deutschland, auf das sich Kelle bezieht, dokumentiert in der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) bei den Daten zu Sexualdelikten wie Vergewaltigungen zwar die Staatsangehörigkeit der Tatverdächtigen, nicht aber die Religionszugehörigkeit, sodass keine spezifischen Statistiken darüber vorliegen.​ Es ist jedoch festzustellen, dass der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger bei bestimmten Sexualdelikten überproportional hoch ist. Eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Deutschland zeigt allerdings, dass Diskriminierungserfahrungen in verschiedenen Lebensbereichen, einschließlich des Justizsystems, auftreten können und sich potenziell auf Anklagen sowie die Strafzumessung auswirken könnten.

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