
Betül Büsra hatte genug von der Selbstdarstellung auf Dating-Apps wie Tinder, Bumble und Hinge. Mit Kennt ihr schon…? startete sie ein neues Dating-Format in Veranstaltungssälen. „Pitchen statt Swipen“ ist das Motto ihrer Idee. Ein Freund stellt dabei seinen Single-Freund vor und „pitcht“ ihn oder sie auf einer Bühne in einer Kneipe vor rund 250 Besuchern. Wie im richtigen Leben, wo es auch oft die besten Freunde der Singles sind, die sie an den Mann oder die Frau bringen.
Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. „Eine Frau hat ihre Freundin jüngst im Stil einer Uni-Vorlesung vorgestellt. Ein anderer hat ein Gedicht über seinen Kumpel vorgetragen“, sagt Büsra. Nach der Vorstellung können die Besucher den Kontakt zu den vorgestellten Singles suchen. Es ist aber auch erlaubt, andere aus dem Publikum anzusprechen. „Die Veranstaltung soll generell Menschen zusammenbringen. Es gibt keine Regeln, wer wen ansprechen darf“, so die 33-jährige Initiatorin. Im Publikum sitzen sowohl Singles auf der Suche als auch glücklich Vergebene, die zur Unterhaltung dort sind.
Um Verwirrungen über den Beziehungsstatus der Zuschauer zu vermeiden, gibt es Armbänder in verschiedenen Farben. Das blaue Bändchen signalisiert, „Ich bin Single und auf der Suche nach einer festen Beziehung“. Das grüne Armband steht für „Ich bin Single und offen für neue Bekanntschaften“. Für Vergebene gibt es ein rotes Bändchen.
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Als Büsras Idee für das neue Dating-Format ausgereift war, fragte sie bei ihrer Lieblingsbar als Veranstaltungsort an. Der Barbetreiber war erfreut und gab ihr einen Termin am 28. Oktober des Vorjahres. Nun fehlten nur noch die Singles und ihre Freunde und das Publikum. Also verteilte Büsra Flugblätter in den Uni-Mensen, in Bars und auf der Straße. Am Ende fand sie zwölf Männer und Frauen, die bereit waren, ihren besten Freund oder ihre beste Freundin auf einer Bühne vorzustellen. Die Veranstaltung war ein Riesenerfolg. Die 250 verfügbaren Tickets waren ausverkauft.
Büsra moderiert die Veranstaltungen selbst. (Foto: „Kennt ihr schon…?“)
Seither findet das Dating-Event einmal pro Monat in einer Bar in Köln statt. Zu Beginn jedes Kennt ihr schon…?-Abends heißt Büsra als Moderatorin Publikum und Vortragende willkommen. „Da reiße ich immer ein paar Witze, um gleich zu Beginn der Veranstaltung das Eis zu brechen.“ Der dreizehnte Pitch gilt jeweils Büsra selbst. „Ich habe das Dating-Format ja gestartet, um meinen Mister Right zu finden.“ Tickets sind derzeit kaum noch zu kriegen.
Das Event schlug Wellen in ganz Deutschland. Veranstalter in Hamburg, München und Leipzig zeigen sich von dem Offline-Dating-Format begeistert und wollen es auch in ihrer Stadt haben. „Eine schrittweise Ausweitung auf andere deutsche Städte und in der Folge auf den gesamten DACH-Raum ist geplant“, so Büsra. Dafür benötigt sie Menschen, die gerne organisieren und moderieren. „Die Veranstalter in den verschiedenen Städten sollten auch bereit sein, das Dating-Format an die Gegebenheiten der jeweiligen Städte und die Mentalität ihrer Bewohner anzupassen.“
Bisher ist die Veranstaltung offen für alle Altersklassen und Gesellschaftsschichten. Künftig soll sich das jedoch ändern. Die 33-Jährige möchte die Event-Abende mit einem Motto verbinden. „Es soll einen Abend für zwanzig- bis dreißigjährige Singles geben, einen für die Altersklasse 50 plus und einen für alleinerziehende Eltern“, sagt sie. So sollen Gleichgesinnte leichter aufeinandertreffen.
Weitere Spezial-Veranstaltungen sind in Planung. So etwa ein Salsa-Abend. „Ich liebe Salsa und finde Tanzen ist eine tolle Möglichkeit, um neue Kontakte zu knüpfen. Ich suche einen Weg, um meine Liebe fürs Tanzen mit der Veranstaltungsreihe kombinieren zu können“, erzählt die Frau. Im Sommer möchte Büsra in der Nähe von Köln ein Kennt ihr schon…?-Festival veranstalten. Das Event soll einen ganzen Tag lang unter freiem Himmel stattfinden. „Statt zwölf gibt es dann fünfzig oder siebzig Pitches.“ Die Kölnerin hat bereits mit der Planung begonnen.
Büsra geht mit ihrem Format Kennt ihr schon…? zurück in eine Zeit des Offline-Datings, denn die Online-Dating-Frustration ist groß. In Köln entscheiden sich immer mehr Singles fürs „Pitchen“ statt fürs „Swipen“. Ob Offline-Formate den Dating-Apps Bumble und Hinge langfristig Konkurrenz machen können, bleibt abzuwarten.