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Suche nach Milliarden von Schah Reza Pahlavi in Wien

EXKLUSIV. Die von „campus a“ aufgedeckte Affäre rund um den Ex-FPÖ-Abgeordneten Walter Rauch zieht nach einem Bericht des deutschen Magazins „Focus Money“ weite Kreise. Ein der Redaktion vorliegendes Dokument der amerikanischen Zentralbank FED deutet darauf hin, dass Gelder, die Walter Rauch als Bevollmächtigter eines milliardenschweren iranischen Geschäftsmannes in Wien suchte, Teil eines von Schah Reza Pahlavi ins Ausland geschafften sagenhaften Schatzes sein könnten.
Bernadette Krassay  •  2. April 2025 CvD    Sterne  394
Paul Achleitner, damals Deutsche Bank-Aufsichtsratschef, traf sich mit einem Berater des Teams um Walter Rauch in Wien. „Dann lassen Sie sich das Geld doch auszahlen“, soll er dem Mann gesagt haben. (Foto: shutterstock)
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Der frühere FPÖ-Abgeordnete und -Gesundheitssprecher Walter Rauch war im Jahr 2022 als Mittelsmann eines mutmaßlichen iranischen Milliardenbetrügers auf der Suche nach 27,9 Milliarden Euro auf Geldpaletten und ebenso astronomischen Summen auf Bankkonten. Das deckte campus a am 18. März auf Basis eines umfangreichen Dossiers einschlägiger Dokumente mit diesem Beitrag auf. 

Jetzt schlägt die Causa grenzüberschreitende Wellen. Das deutsche Wochenmagazin Focus Money griff sie auf und wirft in seiner heute erschienenen Druckausgabe neue Fragen über Rauch auf. Der Ex-Politiker hatte gegenüber campus a angegeben, inzwischen als steirischer Landesbediensteter mit Tätigkeitsbereich Straßenbau und Brückenerhaltung zu arbeiten. „Nun gibt es Hinweise darauf, dass er nicht mehr dort arbeitet, aber ein kostspieliges Leben führt“, schreibt der Focus Money. Tatsächlich ist dem Land Steiermark auf campus a-Anfrage ein aktuelles Beschäftigungsverhältnis mit Walter Rauch „nicht bekannt“. 

Wovon bestreitet also der Mann, der sich mit seinem Team bei erfolgreicher Abwicklung seines Iran-Auftrages ein Milliardenhonorar teilen wollte, inzwischen seinen Lebensunterhalt? 

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Spurensuche in Wels

Mit campus a kommunizierte Rauch über eine E-Mail-Adresse, die auf das Unternehmen QR Invest GmbH hinweist, dessen Gründer und Eigentümer Rauch laut Firmenbuch ist. Geschäftszweck ist die Verpachtung und Vermietung von Immobilien. Rauch hat 35.000 Euro Stammkapital eingezahlt, was großzügig ist, denn vorgeschrieben ist nur die Hälfte. Geschäftstätigkeit hat das Unternehmen laut der jüngsten hinterlegten Bilanz vorerst keine entfaltet. Rauch ist allerdings als „PEP“ angegeben, als politisch exponierte Person, was vielleicht ein Grund dafür ist, warum er das Unternehmen nicht in der Steiermark sondern in Wels angesiedelt hat. An einer Adresse, an der er offenbar nicht anzutreffen ist, wie eine Nachfrage ergibt. Rauch, der zunächst telefonisch, via E-Mail und persönlich mit campus a in Kontakt stand, war dazu nicht mehr erreichbar. Eine schriftliche Anfrage der Redaktion ließ er unbeantwortet.

Recherchen im Iran

Dafür erklärte sich ein prominenter österreichischer Banker, der in der Causa in Österreich und im Iran recherchiert hat, zu einem Hintergrundgespräch bereit. Auch er tappt hinsichtlich der Existenz beziehungsweise des Verbleibes der von Rauch und seinem Team gesuchten Milliarden im Dunklen. Immerhin zeigt sich, dass die Affäre so absurd, wie sie erscheinen mag, nicht ist. 

Ihren Anfang könnte sie demnach bereits in der Zeit vor der iranischen Revolution des Jahres 1979 genommen haben. Damals häufte Mohammad Reza Schah Pahlavi, vorwiegend mit Erdölgeschäften, ein sagenumwobenes Vermögen an, das er spätestens im Zuge seiner Flucht auf ausländischen Konten parkte. Sein Verbindungsmann zur iranischen Verwaltung und zur amerikanischen Regierung war damals, vor mehr als vierzig Jahren, ein Iraner namens Ali Motlagh. Motlagh hatte demnach Zugriff auf die betreffenden Konten und schien als deren Eigentümer auf. 

Jahrzehnte später tauchte Ali Motlaghs Sohn, Farzin Mothlag, als dessen Bevollmächtigter Rauch nun auftrat, in Erscheinung. Ali Motlaghs Name findet sich wie berichtet auf zahlreichen Frachtpapieren für Geldtransporte durch die US-Firma-Brink’s. Wieso Mothlag das Geld nachweislich auf Paletten quer durch Europa und wahrscheinlich rund um die Welt schickte, ist ungeklärt. „Für manche Menschen gilt auch in diesen Dimensionen, nur Bares ist Wahres“, sagt der Banker. Möglich, dass Mothlag, dem ein Spannungsverhältnis mit dem iranischen Geheimdienst und dem FBI nachgesagt wird, unter Druck gehandelt und Fehler gemacht hat.

Diskretes Treffen in Wien

Auf mehreren campus a vorliegenden Papieren taucht auch der Name der Deutschen Bank auf. Tatsächlich traf sich ein campus a namentlich bekannter Berater aus Rauchs Team mit dem damaligen Aufsichtsratspräsidenten der Bank, Paul Achleitner. Der Berater legte Achleitner, der zu diesem Zeitpunkt gerade in Wien war, bei einem Frühstück in dessen Hotel ein Papier der Fed (Federal Reserve System), dem amerikanischen Zentralbankensystem, vor. Darauf genannt ist als Bankverbindung unter anderem die Deutsche Bank, samt Kontonummern und der „bestätigten“ Eigentümerschaft durch Ali und Farzin Motlagh. „Dann fordern Sie doch die Auszahlung“, soll Achleitner, ein Österreicher, mit einem Schulterzucken gesagt haben. 

Das Dokument der FED, das campus a vorliegt, ist tatsächlich eindeutig. Darin heißt es im Wortlaut: „Gemäß dem Vertrag, der bei der Federal Reserve Bank von Washington D.C. (FRB.WA) in Anwesenheit von Farzin Koroorian Motlagh und Musa, dem Großvater von Farzin Koroorian Motlagh, unterzeichnet wurde, wurden alle Vermögenswerte und das Eigentum von Musa – darunter wertvolle Güter, Gold, Juwelen, Diamanten, US-Dollar, Euro und jede andere Währung in Paletten sowie elektronische Konten und Fonds – seinem Enkel Farzin Koroorian Motlagh übertragen.“

Im Folgenden „bestätigt“ das Papier drei Bankverbindungen der Motlaghs samt Angabe der Kontonummern, eine davon lautend auf die Deutsche Bank

Deutsche Bank verweigert Auszahlung

Zu einer Auszahlung an Motlaghs Bevollmächtigte in Wien kam es trotzdem nie. Was nicht zwangsläufig bedeutet, dass ein solches Konto entgegen den Angaben auf dem FED-Papier nie existiert hat. Die Wirtschaftsgeschichte, auch die jüngere, ist reich an Fällen, bei denen Banken die Existenz von Konten abgestritten und die Auszahlung von Geldern verweigert haben. Teils auch noch, wenn Inhaber ihre Besitzansprüche bereits gerichtlich nachgewiesen hatten.

Rauchs Berater, der die Gespräche mit Achleitner führte, war ebensowenig wie Rauch selbst zu einer Stellungnahme bereit. Die Deutsche Bank verwies gegenüber campus a auf das Bankgeheimnis. Aus ihrem Umfeld heißt es, Farzin Motlagh sei als Urkundenfälscher bekannt. Das stimmt, wie campus a berichtete.

Existenz des Milliardenschatzes wird wahrscheinlicher

Rauch dürfte in eine Affäre geraten sein, die für ihn und sein Team um einige Nummern zu groß war. Sollte das Geld je existiert haben, worauf Vieles hindeutet, fehlte es den Glücksrittern an Möglichkeiten, es sich zu verschaffen. Wer immer die Milliarden jetzt besitzt, hat sein Geheimnis gut abgesichert und tut sich damit leicht, die Causa ins Reich der Legenden zu verweisen.   

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1 Kommentar
​Milliarden-Affäre um Ex-FPÖ-Politiker Walter Rauch weitet sich aus | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

[…] Der frühere FPÖ-Abgeordnete und -Gesundheitssprecher Walter Rauch war im Jahr 2022 als Bevollmächtigter eines milliardenschweren dubiosen iranischen Geschäftsmannes auf der Suche nach 27,9 Milliarden Euro auf Geldpaletten und ebenso astronomischen Summen auf Bankkonten. Diese vom österreichischen Online-Magazin „campus a“ aufgedeckte Affäre zieht nach einem Bericht des deutschen Magazins „Focus“ nun grenzüberschreitende Kreise. Ein campus a vorliegendes Dokument der amerikanischen Zentralbank FED deutet darauf hin, dass die Gelder, die Rauch in Wien suchte, Teil eines von Schah Reza Pahlavi ins Ausland geschafften, sagenhaften Schatzes sein könnten. Teile davon waren demnach unter anderem auf Konten der Deutschen Bank geparkt, mindestens 27,9 Milliarden Euro sollen in bar in Wien gelandet sein. Neue Rätsel tauchen um die aktuellen Einkommensverhältnisse Rauchs auf. Er hatte zunächst angegebenen, inzwischen als Bediensteter des Landes Steiermark tätig zu sein, wovon man dort nichts wissen will. Zum ganzen Artikel geht es hier. […]

02 April 2025 Antworten



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