Wien | Gesundheit | Meinung | Chronik | Kultur | Lifestyle | Wirtschaft | Politik | Panorama
WirtschaftVereinigte StaatenFakten

Der Amerikaner, der mächtiger als Trump und Musk ist

Alle reden über Jeff Bezos, Elon Musk und Mark Zuckerberg, während der mächtigste Unternehmer der USA im Schatten bleibt. Laurence Fink ist CEO des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock. Er kontrolliert mit 11,55 Billionen Dollar eine Summe, die 22 Mal größer ist als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Österreichs. Nur das BIP der USA und Chinas ist noch größer. Anders als die Tech-Milliardäre muss er vor Trump nicht auf die Knie fallen. Doch das ist nicht unbedingt eine gute Nachricht.
Julia Ehrensberger  •  9. April 2025 Redakteurin    Sterne  78
Too big to bow: Larry Fink ist als CEO von BlackRock zu mächtig, um sich noch beugen zu müssen, vor wem auch immer. (Foto: APA picturedesk)
X / Twitter Facebook WhatsApp LinkedIn Kopieren

Er ist seit 1973 mit seiner Highschool-Liebe Lori Wieder verheiratet und lebt mit ihr auf einer ruhigen, abgelegenen Farm in North Salem, New York. Der Vater von drei Kindern gilt als eher medienscheu und genießt aufgrund seiner Diskretion einen exzellenten Ruf in der Politik. Öffentlich tritt er nur auf, wenn er etwas Substanzielles zu sagen hat und nichts an ihm weist auf einen protzigen Lebensstil hin, wie Elon Musk, Jeff Bezos oder Mark Zuckerberg ihn pflegen.

Dabei ist Larry Fink als Fädenzieher im internationalen Finanzgeschäft mächtiger als jeder der drei Tech-Milliardäre. Als Chef der von ihm mitbegründeten Vermögensverwaltung BlackRock hat er die Hoheit über die sagenhafte Summe von 11,55 Billionen (11.550 Milliarden) Dollar, die Anleger ihm zur tunlichsten Vermehrung überlassen haben. Mit diesem Geld ist BlackRock an 282 der 300 größten westlichen Konzerne beteiligt und kann über deren strategische Ausrichtung mitreden.

Dennoch oder gerade deshalb war der Mann, dessen Vater ein Schuhgeschäft betrieb und dessen Mutter Englischlehrerin war, nicht in der Schlange jener Wirtschaftsstrategen zu finden, die sich nach der Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten für den Kniefall anstellten. Dabei redete er politisch gerne mit, allerdings auf seine Weise.

Fink gilt privat als lebenslanger Förderer der Demokraten und spendete unter anderem für Barack Obama, Hillary Clinton und Joe Biden, was ihn beruflich nicht von politischen Grenzüberschreitungen abhält. Als Großaktionär kann BlackRock nicht nur Einfluss auf Konzerne wie Apple, Amazon, Google, Microsoft, Tesla, Sony oder Samsung sowie auf entscheidende Player der Transport-, Nahrungsmittel-, Rüstungs-, Energie- oder Pharmaindustrie ausüben, sondern auch auf linke ebenso wie auf rechte Medien.

BlackRock besitzt Anteile am rechtspopulistischen „Trump-Sender“ Fox New oder etwa an CBS , einem der größten und ältesten Fernseh- und Rundfunknetzwerke in den USA. Dazu kommen direkte und indirekte Beteiligungen etwa an der Sky-Mediengruppe, an CNN, ABC News oder USA Today. Wenn also jemand zum Kniefall käme, dann wohl eher Donald Trump zu Larry Fink, und nicht umgekehrt.

Wer ist dieser Mann, der seine Fäden so gerne im Hintergrund zieht und der die globalen Finanzmärkte beherrscht wie kein anderer? Worauf begründet sich seine Macht und wie genau hält er es mit dem amerikanischen Präsidenten?

Klassisches Geschäftsmodell

BlackRock verwaltet Kapitalanlagen für institutionelle Anleger wie Pensionsfonds, Versicherungen und Staatsfonds, aber auch für private Investoren, die in die Fonds und die anderen Finanz-Produkte des Unternehmens einzahlen. Die Portfoliomanager von BlackRock betreuen sogenannte Assets Under Management. Das heißt, sie investieren das ihnen anvertraute Geld in Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe. Ihren Gewinn ziehen sie dabei aus Gebühren und Provisionen, nicht aus Zinsen. Zudem bietet BlackRock Beratungsdienstleistungen an. Regierungen und Zentralbanken vertrauen bei der Veranlagung ihrer Gelder auf die Expertise des Unternehmens.

Dieses Geschäftsmodell bedeutet auch, dass Fink nicht Eigentümer der Billionen ist, über die er verfügt, er steuert sie nur. Sein privates Vermögen beläuft sich Schätzungen zufolge auf „nur“ eine Milliarde Euro. An seinem Einfluss ändert das nichts. Fink ist unbestritten der mächtigste Mann der Wall Street, wenn nicht des gesamten globalen Wirtschaftsuniversums.

Wachsender Einfluss in Europa

Laurence Douglas „Larry“ Fink gründete mit sieben Mitstreitern BlackRock im Jahr 1988 und ist auch heute noch, als Siebzigjähriger, CEO der Firma. Mit Hauptsitz in New York unterhält der Konzern weltweit siebzig Standorte, darunter auch in Frankfurt, München (mit jeweils mehr als 140 Mitarbeitern) und Wien (neun Mitarbeiter). Weltweit ist BlackRock mit 19.800 Mitarbeitern in mehr als hundert Ländern aktiv. Am stärksten investiert ist BlackRock in den USA und in Kanada, am expansivsten zeigt sich das Unternehmen derzeit aber in Großbritannien, Deutschland und Frankreich.

In Deutschland hält BlackRock signifikante Anteile an großen Firmen wie Bayer, BASF und Allianz, sowie an zahlreichen wichtigen Unternehmen in den Bereichen Energie, Transport, Finanzen und Nahrungsmittel. Bei jedem zweiten DAX-Unternehmen ist BlackRock bereits größter Einzelaktionär. Auch in Österreich hält die Gesellschaft Anteile an fast allen ATX Firmen, etwa an der Erste Bank, an Andritz oder an der voestalpine.

Unaufhaltsamer Aufstieg

Ein entscheidender Wendepunkt im Aufstieg von BlackRocks war das Jahr 2008. Damals befand sich die Wall Street mitten in der Weltwirtschaftskrise. Sogenannte Mortage-Backed-Securitys, also Hypothekenanleihen, verloren drastisch an Wert. Die Finanzwelt brauchte einen Retter mit jahrelanger Erfahrung in riskanter Portfolioanalyse. Larry Fink war der Mann der Stunde.

Die US-Regierung unter Barack Obama beauftragt BlackRock, das verfallene Anlagenportfolio des größten US-Versicherungskonzerns AIG zu übernehmen. Auch die private Investmentbank Bear Stearns, die mit im Mittelpunkt des fatalen Geschehens stand, wandte sich an Fink. Zudem beriet er zahlreiche andere staatliche und private Unternehmen, Banken und Investoren. Er kassierte dafür nicht nur enorme Gebühren, sondern erwarb sich auch den Ruf eines technokratischen Krisenlöser. Das machte ihn zur Schlüsselfigur des Rettungskapitalismus mit anhaltendem Einfluss auf die Finanzarchitektur.

Larry Finks i-Moment

2009, nur wenige Jahre nachdem Steve Jobs das iPhone auf den Markt brachte, erlebte Fink auch seinen eigenen „i-Moment“. BlackRock übernahm mit dem Kauf von Barclays Global Investors auch iShares und etablierte sich mit inzwischen 37 Prozent Marktanteil als größter Anbieter sogenannter ETFs. Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein börsengehandelter Fonds, der einen Index wie den DAX oder den S&P 500 nachbildet. Er bündelt das Kapital vieler Anleger und investiert es automatisch in die im Index enthaltenen Unternehmen. ETFs gelten als kostengünstig, transparent und eignen sich gut für langfristigen Vermögensaufbau. Doch für BlackRock bedeutet das nicht nur Gebühren. Die Kontrolle über den ETF-Markt verstärkte den weltweiten Einfluss der Gesellschaft auf Kapitalströme und Unternehmensfinanzierungen weiter, und damit auch den auf wirtschaftliche, volkswirtschaftliche und politische Agenden.

Ganz nach dem Grundsatz „Let’s make the rich richer“ hilft BlackRock längst auch superreichen Kunden, Steuerlasten zu minimieren. Mit dem rechtlichen Sitz in der US-Finanzoase Delaware betreibt der Vermögensverwalter hunderte von Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen wie den Cayman Islands, Hongkong und der Schweiz. Fink ermöglicht es damit Unternehmen wie Apple, Amazon, Google und Microsoft, Steuern zu umgehen. Doch was ist das Erfolgsgeheimnis von Larry Fink?

Superwaffe Aladin

Der Mann, der über legendäre Fähigkeiten im Risikomanagement verfügt, hob sich früh von seinen Mitbewerbern ab, indem er als First Mover seiner Branche auf Big Data setzte. Bereits in den 1990er-Jahren entwickelte er die Software Aladin, die das macht, was heute alle Tech-Konzerne in Sozialen Medien machen. Daten sammeln. Von Bruttoinlandsprodukten, Arbeitslosenzahlen, Börsenkursen über Satellitenbilder bis hin zu Kreditkartendaten. Aladin anonymisiert und nutzt diese Daten für Handelsentscheidungen und Risikomanagement. Mit dieser Strategie war Fink seinen Konkurrenten immer einen Schritt voraus. Jede noch so kleine Marktbewegung landet in dem Analysesystem. Findet zum Beispiel eine Aktie in den sozialen Medien besonders häufig Erwähnung, fließt diese Information ebenfalls ein.

Aladin erlaubt es BlackRock, Prognosen und Marktentwicklungen präzise abzuschätzen, das Risiko von schlechten Investitionen zu minimieren und Investitionskosten gering zu halten. Die Software führt pro Woche 200 Millionen Kalkulationen durch, gibt Aktientipps und warnt vor schlechten Papieren. Etwas derartiges existierte zuvor nicht. Dank der BlackRock-Erfolgsbilanz setzten bald auch Zentralbanken und Unternehmen auf Aladin.

Um zu verstehen, was die Verarbeitung derart großer Datenmengen bedeutet, lohnt sich ein Blick nach Wenatchee, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Washington nahe der Grenze zu Kanada. Dank ihres warmen Klimas und der zahlreichen Apfelplantagen gilt Wenatchee als „Welthauptstadt des Apfels“. Zwischen den weitläufigen Obstgärten stoßen Spaziergänger aber auf ein unerwartetes Objekt, auf ein Firmengebäude von BlackRock. Der Standort profitiert vor allem von den geringen Stromkosten durch den nahegelegenen Columbia-Staudamm. Hier durchsuchen riesige Rechneranlagen täglich die digitale Welt nach allem, was für die Finanzindustrie von Bedeutung sein könnte. Auch Microsoft und Yahoo betreiben hier Niederlassungen.

Geopolitische Kooperationen

In Berührung mit Donald Trump kam BlackRock zuletzt im Zusammenhang mit dem Panamakanal. Im März 2025 verfasste das Unternehmen einen Vertrag mit CK Hutchison Holdings Limited, einem multinationalen Mischkonzern mit Sitz in Hongkong. Ziel ist der gemeinsame Kauf von 43 Häfen in 23 Ländern, darunter der strategisch kritischen Balboa- und Cristobal Häfen an beiden Enden des Panamakanals.

China versucht, den Verkauf zu blockieren, um Einfluss in Lateinamerika zu behalten, doch der Abschluss des Vertrages ist noch für April geplant und er ist ganz im Sinne Trumps. Denn der US-Präsident stufte die chinesische Beteiligung am Panamakanal als potenzielles Sicherheitsrisiko ein. Seit 2017 forderte er offen die “Rückeroberung” der Kontrolle über den Panamakanal und drohte sogar mit militärischen Maßnahmen. Larry Finks Panama-Deal ist letztlich ein diplomatischer Sieg für Trumps America-First-Politik.

Für Trump ist er ein Grund mehr für den Kniefall vor Fink, doch für BlackRock ist er ein doppelter Coup. Fink telefonierte im Vorfeld persönlich mit Trump und festigte damit seine Beziehungen zum Weißen Haus. Immerhin verschaffte er den USA mehr geopolitischen Einfluss über eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt. Gleichzeitig stärkte BlackRock einen seiner Fonds, den Global Infrastructure Partners-Fonds. Denn die Konzessionen der Häfen laufen bis 2047. Der Deal ist also ein Garant für langfristige und stabile Einnahmen.

Als Zugeständnis Finks an Trump lässt sich hingegen der Austritt von BlackRock Anfang 2025 aus der Net Zero Asset Managers Initiative (NZAMI) bewerten. Die NZAMI ist eine internationale Gruppe von Vermögensverwaltern, die sich verpflichtet haben, das Ziel von Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis spätestens 2050 zu unterstützen, im Einklang mit globalen Bemühungen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Viel mehr als eine Geste gegenüber Trump scheint das aber nicht gewesen zu sein. Denn im Hintergrund, wo sich Fink am liebsten aufhält, setzte er nachhaltige Investitionsstrategien unbekümmert fort.

Ein Komparse auf Abwegen

Doch nicht nur mit wirtschaftlichen sowie geo- und gesellschaftspolitischen Strategien machte das Innenverhältnis zwischen BlackRock und Donald Trump zuletzt Schlagzeilen. Ein Komparse in einem BlackRock-Werbevideo aus dem Jahr 2022 war zwei Jahre später der Schütze beim Attentat auf Donald Trump im Juli 2024 in Pennsylvania. BlackRock ließ die Szenen an der Bethel Park High School drehen, genau dort, wo der Täter einst seinen Schulabschluss machte. BlackRock reagierte sofort, distanzierte sich von jeder Verbindung und löschte das Video. Eine Bezahlung an den Mann habe es laut dem Unternehmen nie gegeben.

Too big to bow – Zu groß, um sich zu beugen

Es ist naheliegend, dass einander der wohl mächtigste Politiker und der wahrscheinlich mächtigste Manager und Unternehmer der Welt auf vielen Ebenen regelmäßig begegnen. So etwa kaufte BlackRock heuer 2,2 Millionen Aktien der Trump Media & Technology Group, allerdings vorwiegend über sogenannte passive Indexfonds, weshalb sich das Investment nicht als direkte politische Unterstützung interpretieren lässt.

Fink gehörte auch dem wirtschaftspolitischen Beratergremium an, das Trump im Dezember 2016 gründete. Laut Trump war dessen Ziel „Jobs zu schaffen und Regulierung abzubauen“. Das Forum löste sich allerdings bereits 2017 wieder auf.

Fink und Trump führen seither quasi eine symbiotische Zweckbeziehung der Giganten. Noch während Fink Trump mit dem Panama-Deal um den Finger wickelte, warnte er eindringlich vor dessen Zollpolitik. Eine politische Chamäleon-Taktik, die nicht ideologisch geprägt, sondern strategisch ist. Finks wichtigstes Ziel dabei ist immer der wirtschaftliche Vorteil für BlackRock. Fink gibt zwar gerne den Brückenbauer zwischen Demokraten und Republikanern, passt seine politischen Interventionen aber immer so an, dass sie mit geschäftlichen Vorteilen für BlackRock einhergehen. Auf unmittelbarer monetärer Ebene, aber auch auf strategischer. Egal, ob ein Republikaner oder ein Demokrat an der Macht ist, das Unternehmen soll gut positioniert sein. Selbst wenn einmal ein amerikanischer Präsident nicht verstehen sollte, dass BlackRock „too big too bow“ (zu groß, um sich zu beugen) ist.

Zwischen Finanzwelt und Politik

Fink bewegte sich immer schon geschickt am glatten Parkett zwischen Finanzwelt und Politik. Was auch für die Akteure in seinem Umfeld gilt. Ein Beispiel dafür ist Brian Deese, der zunächst Haushaltsdirektor unter Barack Obama, dann Leiter für nachhaltige Investments bei BlackRock und schließlich Chef des Nationalen Wirtschaftsrates unter Joe Biden war. Deese trieb bei BlackRock ESG-Strategien, also Anlagestrategien, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien berücksichtigen, voran, die Biden später regulatorisch verankerte.

Ein weiterer klingender Name der früheren US-Administration ist Adewale Adeyemo, der als Kanzleichef von BlackRock-Chef Larry Fink begann, Berater von Barack Obama wurde und dann als Vizefinanzminister für Biden arbeitete. Er gestaltete unter anderem die Sanktionspolitik gegen Russland und China.

Auch Michael Pyle steht in dieser Reihe von BlackRock-Leuten, die in der Folge politische Rollen übernahmen oder den umgekehrten Weg gingen. Unter Obama zuständig für Internationale Finanzen, wechselte er später in die Führungsetage von BlackRock und war dann Chefökonom bei Kamala Harris. Pyle verhandelte die G7-Sanktionen gegen Russland. Er kehrte September 2024 zu BlackRock zurück.

Sogar in Deutschland gibt es ein prominentes Beispiel für politische Akteure mit BlackRock-Vergangenheit. Der neue deutsche Kanzler Friedrich Merz war von 2016 bis 2020 bei BlackRock Deutschland Aufsichtsratsvorsitzender. Schon da dürfte er sich um politischen Einfluss zumindest bemüht haben. BlackRock gibt in Deutschland jährlich 650.000 bis 660.000 Euro für Lobbying aus, um bei der Regulierung der Finanzwirtschaft mitreden zu können.

Einfluss in Brüssel

BlackRock übt auch in Brüssel erheblichen Einfluss aus. Ein Beispiel ist die Kooperation mit der Europäischen Zentralbank (EZB) im Rahmen des ABS-Kaufprogramms, einem geldpolitischen Instrument der EZB, bei dem sie von Banken gebündelte Kredite (Asset-Backed Securities) kauft, um die Kreditvergabe und Inflation in der Eurozone anzukurbeln. Darüber hinaus beriet BlackRock bei nationalen volkswirtschaftlichen Schieflagen, etwa in Griechenland und Zypern. Mit EU-Kommissar Jonathan Hill, zuständig für Finanzmärkte, Kapitalmarktunion, Finanzdienstleistungen und Banken, steht BlackRock dem Vernehmen nach in regelmäßigem Austausch.

Zwölf Mitarbeiter des Unternehmens sind in Arbeitsgruppen der Europäischen Kommission aktiv und nehmen regelmäßig an Treffen mit Kommissionsmitgliedern und Abgeordneten teil. Zwischen 2014 und 2023 dokumentierte BlackRock vierzig Gespräche mit Mitgliedern der EU-Kommission.

Grün wenn Grün Rendite bringt

Die lukrativen Beratungsaufträge, die dabei für BlackRock abfallen, stoßen manchmal auf Unverständnis. So etwa beriet BlackRock für ein Honorar von 280.000 Euro beim Green Deal. Wieso durfte das ausgerechnet ein Unternehmen, das Aktionär bei Klimasündern der Kohleindustrie wie RWE und Glencore ist und immer wieder Vorwürfen des Greenwashings ausgesetzt war? Das fragten sich Viele. Denn unter anderem lehnte BlackRock Berichten zufolge in rund achtzig Prozent der Fälle klimabezogene Investitionsvorschläge von Aktionären ab. Obwohl Nachhaltigkeit auf der Firmen-Website als zentrale Unternehmensstrategie vermerkt ist.

Teurer Vermieter

Einfluss hat BlackRock auch auf das tägliche Leben von Bürgern, die den Namen des Unternehmens noch nie gehört haben. Etwa beim Thema Wohnen. Als größter Investor am europäischen Wohnungsmarkt gehört BlackRock zu den führenden Anteilseignern bei Playern wie Vonovia, Deutsche Wohnen, LEG, Vivawest, TAG oder Grand City Properties. 2021 übernahm der Immobilienkonzern Vonovia die Wohnbaugesellschaft Deutsche Wohnen und damit 49.000 Wohnungen in Österreich, was BlackRock auch hier zum führenden Akteur auf dem privaten Immobilienmarkt machte. Das ist kein gutes Omen für Österreichs Mieter. Denn in Berlin zum Beispiel stiegen die Mieten in den vergangenen zehn Jahren um mehr als hundert Prozent, unter anderem durch aggressive Mieterhöhungen von Vonovia und Deutsche Wohnen. Mieter bezahlen also für die Renditeerwartungen der allgegenwärtigen Finanzkrake BlackRock.

Ein Imperium im Schatten der Finanzwelt

All das kulminiert in einer brisanten Frage. Wie viel Macht darf ein einzelner Akteur im globalen Finanzsystem besitzen? Der Aufstieg von Larry Fink und BlackRock ist nicht nur eine Geschichte des wirtschaftlichen Erfolgs, er zeigt auch, wie Kapital zum ultimativen Machtinstrument geworden ist. Während Billionen über seine Schreibtische fließen, zieht Larry Fink im Verborgenen die Strippen, berät Regierungen, lenkt Märkte und formt ganze Branchen. In einer Welt, in der Reichtum längst nicht mehr nur Wohlstand bedeutet, sondern auch direkten Einfluss auf Politik, Medien und Gesellschaft, stellt sich dringlicher denn je die Frage: Wer darf „too big to bow“ sein? Wer kontrolliert Unternehmen wie BlackRock noch und wie wäre eine solche Kontrolle überhaupt möglich? Was wollen sie wirklich, die Larry Finks dieser Welt, und wer hätte dem etwas entgegen zu setzen?

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Projektes „Die Paris-Lodron-Universität Salzburg macht Journalismus“.
Es ist ermöglicht mit freundlicher Unterstützung durch dm drogerie markt und Salzburg AG.

dm Salzburg AG
Das Ressort Wirtschaft ist ermöglicht mit freundlicher Unterstützung durch SPAR Österreich.
SPAR Österreich

campus a-Preis für Nachwuchsjournalismus

Werde Teil der campus a-Redaktion!

Verfasse auch du einen Beitrag auf campus a.

Empfehlungen für dich

Kommentar
0/1000 Zeichen
Advertisement