
Peter Herrmann, 25 Jahre alt, studiert gerade Politikwissenschaften im Master. Er arbeitet beim Wiener Wirtschaftsbund und ist zuletzt vor allem für die Kampagnen für die Wirtschaftskammerwahlen mitverantwortlich gewesen. Politisch engagiert er sich seit Mitte Jänner 2018, mittlerweile also seit mehr als sieben Jahren. Zunächst war er für die Junge ÖVP tätig, kandidierte 2020 bei den Bezirksvertretungswahlen. Im April des Vorjahres konnte er schließlich auf den Posten des Bezirksrates nachrücken. Seither ist er Hauptmitglied in der Kulturkommission, in der Kommission für Soziales, Gesundheit und Senioren, sowie Ersatzmitglied des Bauausschusses.
In einem Post, den du auf Instagram geteilt hast, steht, dass du der jüngste Bezirksrat in der ÖVP Döbling bist. Wie fühlt sich das an?
Es gibt noch zwei Kollegen von den NEOS, die eine Spur jünger sind als ich. Aber in meiner Fraktion bin ich der Jüngste. Es gibt aber auch Leute, die sind nur zwei Jahre älter als ich. Dann gibt es natürlich auch Personen, die Mitte dreißig sind und ein paar, die Mitte vierzig sind. Es gibt aber auch sehr viele ältere Damen und Herren, die auch schon in der Pension sind und sich noch immer für Döbling engagieren. Meistens, weil sie schon viele Jahre in Döbling wohnen oder beruflich in Döbling tätig waren. Und wenn du fragst, wie das so ist, der Jüngste zu sein… Es ist gut, wenn man auch als Jüngster fragen kann: “Na wie habt’s ihr das damals gemacht?” Man kann sich also Expertise holen von Leuten, die schon länger dabei sind. Also es ist eigentlich nicht so, dass man ins kalte Wasser geworfenwurde, mit damals noch 24 Jahren, sondern es ist gut, wenn man der Jüngste ist. Dann kann man sich viel gute Ratschläge von älteren Personen holen. Die Kombination aus der Expertise von Personen, die länger dabei sind und der eigenen Sicht ist sehr vorteilhaft. Und das funktioniert auch gut, denn die Jüngeren rennen schneller, aber die Erfahrenen kennen die Abkürzungen, wie es unsere Seniorenbundpräsidentin sagen würde.
Wie hast du das erreicht? Wie kommt man dazu, Bezirksrat zu werden?
Wie kommt man da dazu… Naja, natürlich, es geht nicht so, dass man anklopft bei einer Fraktion und vor der Wahl sagt “ah, ich würd übrigens gern bei euch kandidieren”. Also da gehört schon dazu, dass man sich vorher hauptamtlich oder ehrenamtlich für eine Partei engagiert. Einfach mithelfen, Inhalte zu entwickeln, aber auch die Arbeit auf der Straße. Flyer verteilen, Menschen ansprechen, also man sollte davor das politische Handwerk kennen. Schnipp, und da bin ich, so spielts nicht.
Wir kennen uns ja von früher, aus der Schule, und du hast dich ja damals auch schon politisch geäußert, dich für Politik interessiert und dich engagiert. Was hat dich dazu motiviert?
Das stimmt. Ist ja nicht so häufig. Das tut mir auch ein bisschen Leid, dass Leute, die gerade mit der Schule fertig werden, die im Studium sind, sich nicht für Politik interessieren. Was hat mich dazu bewegt… Es ist öfters das Thema aufgekommen man kann ja nicht immer nur im Fernsehen zuschauen, wie es in der Politik läuft, sondern sollte auch mitgestalten. Wir haben einen schönen Bezirk. Wir wollen auch, dass dieser lebenswert bleibt für künftigeGenerationen. Da ist es dann gut, wenn man sich auch schon im jungen Alter dafür interessiert. Man möchte natürlich den Bezirk so zurück geben, wie man ihn selbst bekommen hat. Gleichzeitig will man auch darauf achten, dass er mit der Zeit geht. Dass öffentliche Verkehrsmittel ausgebaut werden, es Freizeit- und Sportangebote für junge Leute gibt, und auch ein pulsierendes Kulturleben im Bezirk aufrecht bleibt. Das sind sozusagen die Hauptmotive, warum ich mich dazu entschieden habe, mich politisch zu engagieren.
Wenn wir schon bei der Politikverdrossenheit der Jugend sind, nimmst du das immer noch so wahr? Wenn ja, was könnte man dagegen tun?
Was ich schon wahrnehme, ist dass viele Leute nicht mehr interessiert sind. Auch nicht im kleinen Rahmen. Viele gehen auch nicht mehr wählen. Man sollte versuchen möglichst breit Angebote zu schaffen. Ich versuch sehr viel im Heurigen bei den Stammtischen zu sitzen. Den Leuten die sich vielleicht nicht mehr so für Politik interessieren, einfach von meiner Arbeit zu berichten. Es kommt nicht von selbst, dass sich jemand um Dinge wie das Motivieren von Verkehrsschildern kümmert. Es gibt auch viele Veranstaltungen im Bezirk. Da nehm ich meine Aufgabe sehr ernst, und versuch die bestmöglich zu unterstützen. Im Rahmen der Möglichkeiten, die man im Bezirk hat. Es gibt so einen Spruch, “Durchs Reden kommen die Leute zam”. Ich glaube alle, die sich politisch engagieren müssen einfach reden. Über die Arbeit erzählen, was sie schon Positives bewirkt haben, was sie noch umsetzen wollen. Ich glaube so kann man vielen Leuten die Politikverdrossenheit nehmen. Wichtig ist auch, bei meiner Generation – unserer Generation, dass man versucht die Sachen auchin sozialen Netzwerken zu teilen. Du hast es schon angesprochen, du hast auf Instagram gesehen, was ich mache. Das ist auch ein wichtiges Instrument, um viele junge Leute zu erreichen.
Du hast hier mit dem Heurigen, in dem wir gerade sitzen, auch eine ganz besondere Position, mehr mit den Leuten ins Reden zu kommen.
Ja, genau, das muss ich auch dazu sagen. Da bin ich schon sehr dankbar und stolz, dass ich die Möglichkeit habe, mir durch die Gäste, die wir hier haben, ein bisschen eine Bühne zu schaffen. Wo ich die Sachen, die mir wichtig sind, versuche zu teilen. Man kann aber auch wenn man studiert, und sich politisch engagiert, mit Studienkollegen darüber reden, was man vor hat im Bezirk, und was man schon umgesetzt hat. Ich glaub, das Wichtigste ist einfach mit den Leuten im Gespräch zu bleiben.
Du hast gesagt du studierst noch, du arbeitest, und du bist in der Lokalpolitik tätig. Wie schaffst du das alles? Wie geht sich das mit dem Privatleben aus?
Wie geht sich das aus… Ja, das Wichtige ist, man muss es planen. Man muss sich am Ende der Woche hinsetzen und schauen, was hat man denn vor für die kommende Woche. Schaut man im Terminkalender nach, denkt sich “ok, Montag um neun Uhr hab ich eine Verhandlung, weil irgendwo etwas saniert oder gebaut wird”. Da macht ein neues Geschäft im Bezirk auf, da hab ich eine Betriebsanlagengenehmigung. Da sind dann Leute von diversen Magistratsabteilungen oder der Wirtschaftskammer anwesend. Das sind so die Dinge, die man sich einplanen muss im Kalender. Wenn man noch studiert muss man schauen, dass man sich seine Kursepassend legt. Sie dürfen halt nicht den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Vielleicht Kurse nehmen, die eher in der Früh stattfinden, oder am Abend. Ja, die Zeit die dann noch übrig bleibt, verwend ich gern, um laufen zu gehen. Das ist gut, weil ich dann schauen kann, was sich so tut im Bezirk.
Das ist dann eigentlich auch wieder Arbeit…
Ja, also man arbeitet ein bisschen entgrenzt sozusagen.
Kannst du mal einen typischen Arbeitstag eines Bezirksrats beschreiben?
Naja, es ist so, dass ich in der Früh, um halb sieben zirka aufstehe. Mir einen Kaffee nehm, und dann fahr ich meistens mit dem Auto meinen Neffen abholen, bring den in die Schule, weil sich das ab und zu ganz gut anbietet. Dann kommt es vor, dass ich um acht Uhr dreißig, neun Uhr, eine Verhandlung habe. Später geh ich ins Büro, oder hab auch erst am Nachmittag die Verhandlung, je nachdem. Man hat auch seine Sitzungen. In der Kulturkommission gehts primär um Kulturveranstaltungen im Bezirk, sich zu beraten, wie hoch die angesuchte Förderung sein könnte. Die Kommission besteht dabei aus Vertretern von allen Fraktionen. Es gehört aber auch dazu, während des gesamten Tages mit offenen Augen durch den Bezirk zu gehen. Schauen, was könnte man besser machen. Bei gefährlichen Verkehrszonen, ob es da Sinn macht, einen Zebrastreifen einzurichten. Das sind Ideen, die sammelt man. Ichbespreche das mit dem Klubobmann unserer Fraktion. Wir loten dann die Möglichkeiten aus und haben alle zwei, drei Monate eine Sitzung. In der präsentieren alle Fraktionen ihre Anträge. Die findet meistens am Donnerstag um 16 Uhr statt. Davor gibts Klubsitzungen, bei denen man abstimmt, welche Anträge soll man einbringen, wie stimmt man bei Anträgen anderer Fraktionen ab. Die bekommt man vorab. Stimmt man mit, oder dagegen. Weist man das einem Ausschuss zu. Das sind die Sachen, die man als Bezirksrat so macht. Ich durfte auch schon bei einer Vernissage im Bezirksmuseum den Herrn Bezirksvorsteher vertreten. Das macht auch sehr viel Spaß.
Du bist in Döbling aufgewachsen, es ist dein Heimatbezirk. Welche Themen liegen dir hier besonders am Herzen?
Ganz wichtig ist mir, dass wir unsere Kultur, unsere Heurigenkultur erhalten. Wir müssen schauen, dass wir eine florierende Wirtschaft im Bezirk haben. In Geschäftsstraßen schaut man, dass man genügend Parkplätze schafft. Aber auch, dass die öffentliche Verkehrsanbindung gut bleibt. Intervalle, die vielleicht verdichtet werden können, Busstrecken, die man verlängern kann. Aber auch für meine Generation ist es wichtig, dass es genügend Sport und Freizeitangebote im Bezirk gibt. Wir haben jetzt zum Beispiel drei Fußballkäfige in Döbling saniert. Haben neue Fußballtore, neue Tischtennisplätze gemacht. Also, dass sich jede Generation wohl fühlt im Bezirk.
Das haben wir noch gar nicht besprochen, ist aber ein wichtiges Thema: Welche Rolle spielt für dich der Umwelt- und Klimaschutz, in der politischen Arbeit? Speziell auch hier in Döbling.
Wir haben in Döbling den Wienerwald, da haben wir geschaut, dass der Biosphärenpark Wienerwald von der UNESCO geschützt wird. Damit man da nichts verbauen darf. War vor meiner Zeit, aber ich find´s trotzdem wichtig. Umweltschutz betrifft auch die Weinberge in Döbling, das sag ich auch ganz klar. Unsere Weinberge, die wir in Döbling haben sind nicht verhandelbar. Das ist mir ganz wichtig, dass weiterhin unsere Landwirtschaft florieren kann. Auch weil Weinberge in Döbling massiv zum Umweltschutz beitragen. Was wir auch gemacht haben, war ein Wiener Wäldchen im Strauß-Lanner-Park. Das ist ein gewisser Bereich, in dem man verschiedene Pflanzenarten anbauen kann. Neben dem Park ist nicht alles grün. Man schaut da auch, dass man auf lokaler Ebene etwas zum Umweltschutz beiträgt.
Es trägt ja auch zur Biodiversität bei.
Genau! Da haben auch viele Bezirke mitgemacht. Das sind so die Aufgaben, die man auf lokaler Ebene umsetzen kann. Auch zu schauen, dass der Bus fährt. Ist natürlich auch Umweltschutz, dass die Intervalle passen. Damit viele Menschen auch die Möglichkeit haben, dass sie die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Ich bin niemand, der jemandem das Auto verbieten will oder so. Wenn jemand aber wählen möchte, dann soll er beide Möglichkeiten haben.
Du hast es schon kurz gesagt, du hast geholfen bei der Erneuerung von Fußballtoren, hast Sachspenden für ukrainische Flüchtlinge gesammelt, und hast Schulsachen für bedürftige Kinder gesammelt. Gibt es ein Projekt, auf das du besonders stolz bist?
Ja, das Projekt Schulsachen zu sammeln für bedürftige Kinder. Das hab ich 2018 zum ersten Mal federführend für Döbling geleitet. Das war ein Projekt von der Jungen ÖVP in ganz Österreich, hat geheißen JVP macht Schule. Da haben Orts- und Bezirksgruppen in ganz Österreich gesammelt. Ich hab das Projekt von 2018 bis 2023, also insgesamt sechs Mal, übernehmen dürfen. Es sind immer einige Sachspenden zusammengekommen, und das hat mich sehr gefreut. Ich hab´s die paar Male, wo ich die Koordination übernehmen durfte, sehr gerne gemacht.
Gibt es etwas, das du jetzt als Bezirksrat besonders erreichen oder verändern möchtest?
Wofür ich mich wirklich einsetze persönlich… Naja, mir ist wichtig, dass sich unsere Döblinger Bevölkerung auch weiterhin in Döbling sicher fühlt. Wir haben derzeit ein Problem mit der Roadrunnerszene in der Gegend rund um Heiligenstadt. Hier sind erste Maßnahmen auf der Heiligenstädterstraße im Bereich der Privatklinik geplant. Also es ist mir wichtig, dass die Menschen sich auch zukünftig in Döbling wohl fühlen.
Was ist eigentlich dein Lieblingsort in Döbling?
Oh, da gibts viele. Können wir eine Liste machen? Ich bin gerne an Orten, von denen man auf Döbling sieht. Zum Beispiel am Kahlenberg, oder am Leopoldsberg. Oder wenn ich ins Q19 einkaufen fahr, dann fahr ich immer ganz hinauf, in den letzten Stock, um einen schönen Blick über meinen Bezirk zu haben. Im Sommer geh ich sehr gerne in der Obkirchergasse auf ein Eis zum Salvo. Sitz nicht nur gerne bei mir beim Heurigen, sondern auch bei andern netten Lokalen. Wo ich mich auch sehr gerne aufhalte, ist inNussdorf, das Donauufer. Das hat ein großes Potential, es noch ein bisschen schöner zu gestalten.
Wo siehst du dich politisch in fünf, in zehn Jahren?
Wir haben ja am 27. April wieder Wahlen. Da kandidiere ich wieder, diesmal auf einem aussichtsreicheren Listenplatz. Eine Periode dauert fünf Jahre, also würde ich gerne auch in den nächsten fünf Jahren noch Bezirksrat sein und bleiben. In Döbling. Was die Zukunft bringt, werden wir noch sehen. Mir macht die Aufgabe auf regionalpolitischer Ebene viel Spaß.
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tolles Interview!
19 April 2025