
Mitten in der Stadt, umgeben von Wohnhäusern und stark befahrenen Straßen, entdecken die Wiener*innen sie immer häufiger: die grünen Oasen Wiens. Während größere Parks sich oft auf bestimmte Stadtteile beschränken, tauchen diese grünen Rückzugsorte mittlerweile in allen Ecken der Stadt auf. Sie bieten nicht nur eine erholsame Abkühlung an heißen Sommertagen, sondern steigern auch die Lebensqualität der Anrainer durch gemeinschaftliche Gärten. Die Begrünung fördert darüber hinaus das harmonische Zusammenspiel von urbanem Raum und Natur. Diese kleinen, grünen Inseln bieten nicht nur eine Quelle der Erholung, sondern symbolisieren auch die nachhaltige Entwicklung Wiens. Eine moderne Stadt, die sowohl den Bedürfnissen der Menschen als auch den Erfordernissen der Umwelt gerecht wird.
2018 gründete die Stadt Wien die Initiative „Wien wird WOW“, die sich unter anderem aktiv für die Begrünung der Stadt einsetzt. Seit 2021 planen die Verantwortlichen 320 „Raus aus dem Asphalt“-Projekte, einige konnten sie bereits umsetzen. Dabei handelt es sich um umweltfreundliche Konzepte, die alle Wiener Bezirke betreffen. Im zweiten Bezirk schuf die Stadt beispielsweise eine zusätzliche Grünfläche von 8.000 Quadratmetern und pflanzte 101 Bäume. Am Naschmarkt im sechsten Bezirk erfolgt der Umbau des bisher vollständig asphaltierten Parkplatzes zu einer Grünfläche. Derzeit ist geplant, das Projekt bis 2027 fertig zu stellen. Aus der gesperrten Autobahnausfahrt im zehnten Bezirk entstanden sechs Hektar Parkfläche, inklusive Teiche, sowie Spiel- und Sportmöglichkeiten. Die Stadtregierung setzt jedoch nicht nur selbst Projekte um, sondern fördert auch private Initiativen. Für eine Dachbegrünung gibt es pro Projekt Förderungen in Höhen von bis zu 30.000 Euro. Ist ein Pflanzen von Bäumen oder eine Begrünung von Dächern an bestimmten Orten nicht möglich, so ist eine Fassadenbegrünung eine finanziell geförderte Alternative. Bis zu 10.000 Euro Mitfinanzierung durch die Stadt ist für das Bauen von Vertikalbegrünungen möglich. Auch die Wiener Stadtgärten unterstützen Initiativen für Gemeinschaftsgärten, und bieten Förderungsgelder von maximal 3.600 Euro an.
Der Begriff Urban Gardening beschreibt das Gärtnern im städtischen Bereich. Dies geschieht meist auf kleinen und bis dahin noch unbenutzten Flächen. Die Stadt Wien fördert derartige Projekte bereits seit 2010 unter dem Motto „gemeinsam garteln verbindet“. Den Trend des urbanen Gärtnerns gibt es in Wien jedoch schon länger. Seit rund 20 Jahren besteht er, und ist somit vielen anderen Städten deutlich voraus. Die Ziele des Urban Gardening sind dabei vielfältig. Ein wichtiges Ziel ist es mehr Naturflächen in der Stadt zu schaffen. Zusätzlich dienen die Projekte der Selbstversorgung und Nachhaltigkeit. Dies fördert außerdem die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den Stadtbewohnern, da es sich bei urbanen Gärten meist um Gemeinschaftsgärten handelt. Der dadurch entstehende soziale Kontakt kann besonders für allein lebende oder einsame Personen wichtig sein. Ebenso verstärkt sich die intergenerationale Kommunikation, da Menschen jeden Alters die Gärten bewirtschaften können.
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Inmitten des Augartens befindet sich die City Farm. Dabei handelt es sich um einen Erlebnisgarten in der Stadt. Auf 4.000 Quadratmetern ist das Gärtnern seit 2018 dank einer Privatinitiative möglich. Schulklassen und Kindergärten erhalten Beete zur Verfügung gestellt. Das Ziel ist, bereits den Jüngsten Garten und Natur näher zu bringen. Erwachsene können ebenfalls diverse Workshops in Anspruch nehmen. Im Sommer befindet sich auf dem Areal die größte Paradeiser Sammlung der Stadt, im Winter ist es möglich Gemüse wie Grünkohl oder Lauch zu ernten. Im elften Stadtbezirk ist der 11er Garten zu finden, eine 1.700 Quadratmeter Gartenfläche vor den Gasometern. Interessierte können hier je fünf Quadratmeter Anbaufläche pachten, und nach Lust und Laune bewirtschaften. Ähnliche Gemüsepachtparzellen bietet der Verein Ackerhelden, der Zentralverband der Kleingärtner und Siedler Österreichs, der Pflückgarten Haschahof oder die Wilde Hummel – StadtErnte an. Sie decken die Bezirke 10 bis 14, sowie den 18. Bezirk und die Bezirke 21 bis 23 ab.
Der Anbau von Obst und Gemüse im urbanen Raum leistet einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Transportwegen und damit verbundenen CO₂-Emissionen. Durch den Anbau von Lebensmitteln direkt in der Stadt – etwa in Gemeinschaftsgärten, auf Balkonen oder Dachflächen, entfällt der übliche Transport vom landwirtschaftlichen Betrieb über Zwischenhändler bis hin zum Supermarkt. Stattdessen gelangen die Produkte ohne Umwege zu den Verbraucher*innen. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern bringt auch einen weiteren entscheidenden Vorteil mit sich: die Frische. Obst und Gemüse ernten die Gärtner*innen genau dann, wenn die Lebensmittel ausgereift sind – was sich positiv auf Geschmack, Nährstoffgehalt und Qualität dieser auswirkt.
Die größte Herausforderung für den Obst- und Gemüseanbau in der Stadt stellt der Platzmangel dar. Obwohl bereits große Flächen für Urban Gardening zur Verfügung stehen, gibt es dennoch Grenzen. Innerhalb der Stadt existieren nur begrenzte Ressourcen, die sich bei steigendem Interesse erschöpfen könnten. Weiters kann es trotz der Förderungen finanzielle Hindernisse geben. Private Initiativen für Anbauflächen sind nicht kostenlos, und könnten für einige Personen unerschwinglich sein. Der gewünschte Ausbau von Grünflächen in der Stadt kann jedoch auf eine Erhöhung der Förderungen hoffen lassen. Trends wie vertikale Gärten und die Begrünung von Fassaden bieten eine mögliche Abhilfe für die Platzproblematik. Aufgrund des steigenden Umweltbewusstseins ist außerdem damit zu rechnen, dass eine Berücksichtigung von Grünflächen, sowie Gemeinschaftsgärten künftig bereits bei der Stadtplanung erfolgt. Gerade durch das Einplanen von grünen Erholungszonen in der Stadt, können die Bewohner*innen Wiens noch an Lebensqualität gewinnen.