
Die Herrenmode von Phil Petter ist im gehobenen Premiumsegment angesiedelt. Poloshirts kosten zwischen 150 und 250 Euro, Strickpullover können bis zu 400, Strickjacken sogar 600 Euro kosten. Die Preise sind mit jenen der Marken Hugo Boss und Ralph Lauren vergleichbar. Während die internationalen Premium-Brands ihre Ware in Osteuropa, der Türkei, China und Peru anfertigen lassen, schreibt Phil Petter mit Rohstoffen aus Europa und der fast ausschließlichen Produktion der Kleidungsstücke in Österreich Erfolgsgeschichte.
Die Geschichte begann vor mehr als fünfzig Jahren bei einem Skirennen. Gründer Kurt Petter nahm in einem selbstgemachten schockfarbenen gelben Pullover mit grünen Bündchen und rotem Kragen Teil. Im ersten Durchgang lag er weit zurück, im zweiten schied er aus. Petter blieb zwar nicht aufgrund seiner Leistung, dafür aber wegen der skurrilen Farbe seines Pullovers in Erinnerung.
„Jeder wollte diesen Pulli haben. Da reifte in ihm der Gedanke, eine eigene Kollektion zu gründen“, erzählt Marketing- und Produktleiterin Barbara Dreher. Gesagt, getan. Ohne große finanzielle Mittel machte Petter seine Garage zu einer Näh-Werkstatt. Als die ersten Strickpullover fertig waren, verkaufte er sie an Boutiquen in Vorarlberg. Bei den Kunden fand die regionale Mode Gefallen. Die Nachfrage wuchs. So auch der Umsatz. Nach ein paar Jahren zog Kurt Petter mit seiner Modemarke um zum heutigen Produktionsstandort, einem unscheinbaren Gebäude in einer Ruhelage in Dornbirn.
Dort stricken, nähen und besticken mittlerweile 27 Angestellte jährlich rund 20.000 Artikel. Der Weg zu Drehers Büro führt durch die kleine Produktionswerkstatt, an Strick-, Näh-, und Stickmaschinen vorbei und eine schmale Treppe hinauf. Dort liegen Schnitte in gedeckten Farbtönen für die nächste Winterkollektion und Vorlagen für die Sommerware 2026 auf den Bürotischen. Pastelltöne in rosa, himmelblau und dottergelb. Vom neongelben Strickpullover hat sich die Modemarke verabschiedet.
Auch bei der Unternehmensführung fanden kleine Veränderungen statt. Kurt Petter ist mittlerweile in Pension, Tochter Anja Petter hat die Firma vor zwei Jahren übernommen. Dieses Jahr stieg sie aus dem Firmengeschäft aus. Daraufhin zog das Unternehmen den früheren Wolford-CEO Axel Dreher als Beirat hinzu. Mehrheitseigentümer ist nun die Alps Business Partners AG. Phil Petter liegt heute also nicht mehr in den Händen der Familie Petter. Das Unternehmen hält aber an familiären Strukturen, schlichten Modestücken in dezenten Farbtönen und Rohstoffen aus Europa fest.
Seit Kurt Petter die Marke 1973 gründete, machte sich das Unternehmen mit seiner Spezialisierung auf Strickmode aus Österreich einen Namen. Die regionale Herstellung mit dem Anspruch, ein langlebiges Produkt mit Naturmaterialien wie Merinowolle, Kaschmir oder Bio-Baumwolle zu garantieren, ist nach wie vor das wichtigste Verkaufsargument. „Made in Austria“ funktioniert, vor allem auf dem internationalen Markt. Die Exportquote liegt bei 86 Prozent.
Neben Österreichs Image als Exporteur hochwertiger Qualität, profitiert Phil Petter auch vom wachsenden Nachhaltigkeitsbewusstsein der Kunden. Mit Blick auf den Schutz der Umwelt hat sich das Unternehmen bereits bei der Gründung dem Prinzip der „Slow Fashion“ verpflichtet, einem Gegenmodell zur „Fast Fashion“. Die Herstellung dauert länger und die Kleidung soll sich über Jahrzehnte halten, anstatt nach einer Saison im Altkleider-Container zu landen. Das soll Umwelt und Ressourcen schonen.
Bei den Rohstoffen sind dem Unternehmen kurze Transportwege wichtig. Knöpfe, Reißverschlüsse, Viskose und Leder bezieht es aus Österreich und Deutschland, das Garn aus Italien. Die Kleidungsstücke produziert Phil Petter zu neunzig Prozent in der eigenen Produktion in Dornbirn. Selbst Accessoires wie Bänder stellen die Mitarbeiter in Dornbirn her. Lediglich die Produktion von T-Shirts lagerte das Unternehmen nach Portugal aus. „Die Portugiesen sind bei der Herstellung von Jersey-Artikeln sehr gut und wettbewerbsfähiger, als wir es hier sein können. Sie haben da unser volles Vertrauen“, so Dreher.
Rohstoffe aus Europa kosten mehr. Die Gehälter der Angestellten sind höher als etwa in Bangladesch oder China. Die Produktion ist zeitaufwändiger. Während ein Strickpullover der chinesischen Fast Fashion-Marke Shein in der Produktion nur wenige Sekunden benötigt, sind es bei Phil Petter rund zwanzig Minuten. Die lange Produktionszeit spielt neben der Qualität der Materialien und der Ressourcengewinnung in Europa beim Verkaufspreis eine Rolle.
Trotz gestiegener Preise und einem pandemiebedingten Umsatz-Einbruch erfreut sich das Unternehmen seit Jahren an wachsender Beliebtheit. Darüber freut sich auch Dreher. „Die Pandemie-Jahre und der darauffolgende Umbruch in der Mode-Branche waren nicht einfach für uns. Als die Boutiquen, die wir beliefern, schließen mussten, hat uns das hart getroffen.“ Phil Petter gehörte zu den ersten Marken, die danach wieder lieferfähig waren. „Das verdanken wir unseren rein europäischen Lieferketten“, so Dreher. Seit 2022 geht es wieder bergauf. Das Unternehmen wächst stetig weiter. Bei den Umsatzzahlen hält sich der Betrieb jedoch bedeckt. Der Jahresumsatz liegt jedenfalls bei weniger als zehn Millionen Euro, sonst müsste ihn die Firmenleitung im Firmenbuch bekanntgeben, was sie nicht tut. Das Unternehmen ist also kleiner, als jemand, der sich in den urbanen Herrenmodetempel umsieht, vermuten würde. In den kommenden Jahren möchte das Unternehmen nach Nordeuropa weiterwachsen. Bislang beliefert es dort noch keine Boutiquen.
Österreichische Abnehmer zeigen sich mit dem Verkauf der Premium-Marke zufrieden. „Wir freuen uns, neben Marken aus Italien, Frankreich und den USA nun auch die heimische Mode unterstützen zu können. Unsere Kunden sind begeistert. Sie loben immer wieder den Tragekomfort von Phil Petter“, sagt etwa Marcel Sandberg, Leiter der Boutique Sandberg in Wien.
Die Marke möchte Mediziner, Anwälte und Geschäftsführer ansprechen, die einen Mittelweg zwischen elegant und sportlich suchen. Mit einem minimalistischen, zeitlosen Design und dezentem Logo versucht das Unternehmen Seriosität mit Lockerheit zu verbinden. Phil Petter-Kunden mit Hang zur Klassik dürfen sich auf den Winter 2026 freuen. Dreher zieht einen Strickpullover hervor, im bewährten navy-blau.
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