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Wie Konzernvereine die Deutsche Bundesliga zerstören

Fußball war Jahrzehnte lang ein Grundstein der Deutschen Kultur. Turniere wie EMs und WMs waren Events die Millionen in ihren Bann zogen. Und wenn diese Events vorüber waren, nutze die Deutsche Bundesliga dieses Interesse aus, um ganze Generationen von Kindern und Jugendlichen in ihren Bann zu ziehen. Doch dieses selbe Interesse ist heutzutage fast nirgendswo mehr aufzufinden. Was ist der Grund dafür?
Jonas Stritzinger  •  16. Mai 2025 Volontär    Sterne  26
Die Heimspielstätte des VfL Wolfsburg: Sinnbild eines Konzernklubs: Gegründet als Werksteam von VW, prägt der Autokonzern bis heute das Gesicht des Vereins. (Foto: Titgemeyer,Michael / Action Press)
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Bayern stand zwei Spieltage vor Schluss der Liga zum zwölften Mal in 13 Jahren als Deutscher Meister fest. Zwar spielte Bayer Leverkusen in der vorherigen Spielzeit eine noch nie dagewesene Saison, in der auch die Zuschauerzahlen in die Höhe gingen. Doch jetzt scheint alles wieder beim Alten zu sein und das Interesse an der Liga schwindet.

Eine Studie von Sport1 stellte einen Trend fest: 70 Prozent der Teilnehmenden gaben an, ihr Interesse an der deutschen Bundesliga habe „eher abgenommen“ oder „stark abgenommen“. Etwa 50 Prozent erklärten zudem, die generelle Attraktivität der Liga sei „gesunken“ oder „sehr gesunken“. Zugleich erreichen die englische Premier League und Champions League weltweit neue Zuschauerrekorde.

Währenddessen verliert die Bundesliga international den Anschluss an die Premier League und die spanische La Liga. Sinken die Zuschauerzahlen weiter, drohen den Vereinen erhebliche Einnahmeverluste, insbesondere bei den TV-Geldern. Langfristig führt das zum Abwandern von Top-Spielern und schadet damit der Attraktivität der Liga. Doch warum kann die Bundesliga im internationalen Wettbewerb nicht mithalten?

Kosten für Fans

Die Negativentwicklung der Liga begann schon vor über einem Jahrzehnt. Der Pay-TV-Sender Sky sicherte sich die Übertragungsrechte an den Bundesligaspielen und fortan mussten Fußballfans zahlen, um ihren Lieblingsclub zu sehen.  Sky und Online-Konkurrent DAZN bieten der Liga mehr Geld, damit kann das Free TV nicht mithalten. Das geht auf Kosten der Deutschen. Wenn ein Fan sich alle Bundesligaspiele anschauen will, muss er für beide Streaming-Plattformen 65 Euro hinblättern.

Junge Fans wachsen nicht mehr durch Free-TV-Übertragungen mit dem Fußball auf, sondern müssen in teure Abos investieren. Es überrascht daher nicht, wenn sie sich stattdessen für andere Arten von Entertainment, wie zum Beispiel YouTube oder Twitch, entscheiden.

Doch auch Fans, die dem Sport schon seit Jahren folgen, verlieren nach und nach Interesse. Ein Grund dafür ist die zu große Anzahl von Spielen. Top Teams spielen teilweise 70 Matches pro Saison, wodurch die Qualität vieler dieser Spiele zwangsläufig sinkt.

Konzernvereine

Ein Vorteil, den die Bundesliga über viele der anderen Ligen in Europa hat, ist die phänomenale Fankultur. Viele der Topklubs in der Liga können ihr Stadion jede Woche problemlos ausverkaufen und sorgen für eine Atmosphäre, die es nirgendwo anders gibt.

Diese besondere Fankultur hat ihren Ursprung in der 50+1-Regel. Diese Vorschrift sichert den Vereinen mindestens 50 Prozent plus eine Stimme der Anteile. Ein bewusster Schutzmechanismus gegen die vollständige Übernahme durch Investoren, wie sie in Englands Premier League oder Spaniens La Liga regelmäßig vorkommt.

Obwohl diese Regel existiert, gibt es einige Klubs, sogenannte „Konzernklubs“, die sie geschickt umgehen. Klubs wie Leipzig (Red Bull), Wolfsburg (VW), Hoffenheim (SAP) und Leverkusen (Bayer) umgehen die 50+1 Regel. Dafür übertragen sie Stimmrechte an firmeneigene Mitarbeiter und behalten so die Kontrolle über den gesamten Verein.

Negative Auswirkungen auf die Liga

Konzernklubs scheitern am Aufbau einer echten Fanbasis. Ihre leeren Ränge schaden der Liga, während Traditionsvereine wie Köln, Hamburg oder Schalke selbst in der 2. Bundesliga höhere Zuschauerzahlen erreichen.

Konzernklubs verstecken ihre schwache Stadionauslastung mit geschickten Tricks: RB Leipzig etwa verkauft Kombitickets, die unattraktive Spiele mit Top-Spielen bündeln. So lassen die Vereine auch Begegnungen gegen schwächere Gegner statistisch gut besucht erscheinen, obwohl in Wirklichkeit Tausende Plätze leer bleiben.

Als Beispiel dient der Red-Bull Klub RB Leipzig. Die offizielle Auslastung des Vereins liegt bei 92 Prozent. Jedoch belegt X-User @WareZuschauer, dass tatsächlich nur 42 Prozent der Plätze besetzt sind. Wenn einer der besten Klubs Deutschlands es nicht schafft sein Stadion zu füllen, ohne den Namen anderer Topklubs zu nutzen, ist das eine Alarmbotschaft für die Liga. Besonders für eine Liga, die sich mit ihrer Fankultur schmückt.

Es gibt nur eine Lösung für dieses Problem: der DFB muss hart durchgreifen. Wenn Klubs, die so klar gegen Regeln verstoßen, ungestraft bleiben, werden sich andere Klubs dieses Modell abschauen. Am Ende des Tages lebt und stirbt die Liga mit ihren Fans und sie sind kurz davor, das Interesse zu verlieren.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Projektes „Die Paris-Lodron-Universität Salzburg macht Journalismus“.
Es ist ermöglicht mit freundlicher Unterstützung durch dm drogerie markt und Salzburg AG.

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