
Dem Standard-Hipster, wie er sich auf der Neubaugasse oder dem Yppenplatz herumtreibt, darf neben einer Flasche Club-Mate und Adidas Samba-Sneakern vor allem eines nicht fehlen: Die Zigaretten, vorzugsweise natürlich zum selbst wutzeln. Aus kostentechnischen Gründen, versteht sich. Laut älteren Generationen und den Statistiken sei Rauchen jedoch super „out“ bei GenZ.
Es ist nicht zu leugnen, die jungen Menschen scheinen Wert auf sich und ihre Gesundheit zu legen. Influencer posten es überall: Sie gehen Rennrad fahren und joggen, halten gesundes Essen, Nahrungsergänzungspillen und Skincare in die Kameras. Aber was man, jedoch wohl bemerkt, vermehrt off- als online sieht: Zigaretten.
Im Café mit Freunden angekommen, wird neben den Spielkarten immer dazu der Tabak auf den Tisch geschmissen. „Raus eine Rauchen?“ Keine Frage, eher das offizielle Initiieren einer Tätigkeit, die unsere Jugend verbindet wie spaltet. Der inkognito konsumierende „Partyraucher“ ist stets froh, wenn dieser Part von jemand anderem übernommen wird, der seinem Konsum bereits ins Auge geblickt hat und sich zur Sucht bekennt, sie nicht mehr durch Ausreden verschönert. Auf ihn kann im Nachhinein die getätigte Sünde geschoben werden, um den eigenen Konsum zu rechtfertigen.
Das Aufhören ist vor allem dann schwer, wenn es der restliche Freundeskreis nicht tut, und entspannt weiterpafft, alle 15 Minuten vor der Club-, Cafe- oder Balkontür verschwindet, um den Nikotinkonsum wie eine rituelle Handlung zu vollziehen.
Für GenZ ist Rauchen keine normale Tätigkeit mehr, es ist ein Lifestyle. Der Prozess einer Zigarette, je nachdem ob sie noch gedreht werden muss, beinhaltet neben dem handwerklichen Drehaspekt auch emotionale Gespräche in Raucherbereichen und neue Bekanntschaften, aus denen Freundschaften, vielleicht große Lieben entstehen. Eine Zigarette verbindet, und zwar nicht nur den konsumierenden Körper mit dem Suchtmittel, sondern die suchenden Seelen mit Gleichgesinnten. Rauchen erinnert Konsumenten an die Endlichkeit des Lebens, und wie egal sie für diese fünf Minuten sind, die es zum Rauchen benötigt.
Es gibt keinen größeren Mittelfinger der dem Leben gezeigt werden kann, und in manchen Situationen tut diese Geste gut, hilft das Tief dieses in dem Moment so fragil wirkenden Lebens zu überwinden. Wenn es nicht so läuft wie es soll, der Student nach acht Stunden stickiger Bibliothekluft alles infrage stellt, und den Fesseln dieser ganzen Welt entkommen will, zündet er sich eine „torch of feedom“, eine Fackel der Freiheit an. Klar, mit jeder Zigarette geht es einen größeren Schritt weiter in Richtung Ende. Aber na und ? Was ist ein Leben ohne Risiko, wird es nicht erst dadurch lebenswert?
Vielleicht raucht GenZ tatsächlich weniger, und es ist wieder durch die sozialen Kreise, aus denen man sich so gut wie nie hinausbewegt, zu erklären. Der Tellerrand ist oft zu hoch, und Konsumenten verwechseln den selbst verursachten Rauch mit den vermeintlichen Zigarettenschwaden von außen. In Wahrheit raucht dort außerhalb aber niemand, die Studien haben Recht und GenZ verfügt zumindest über diesen einen positiven Outcome ihres Social-Media-Konsums: die Motivation zu einem gesunden Lifestyle.
Was ein Fakt ist: GenZ ist höchstens immer nur halb so fit, clean und healthy, wie sie sich auf Social Media darstellen. Um das Rauchen komplett zu verbannen, müsste wahrscheinlich sehr viel passieren. Vorherige Generationen haben es zu tief in unsere Gesellschaft etabliert. Das Rauchen ist nie verschwunden – seine Bedeutung hat sich genau wie alles andere auch, mit der Zeit transformiert und angepasst. Man bedenke nur die vielen verschiedenen Vapes inklusive bunten Designs und verrückten Geschmäckern, die den zu kritisierenden Geruch- und Geschmacksaspekt der herkömmlichen Zigaretten eliminieren.
GenZ mag in vielen Aspekten besser und gesünder orientiert sein als die Generationen vor Ihnen, aber von den Zigaretten werden die jungen Leute so schnell trotzdem nicht wegzubekommen sein: Sie sind und bleiben eben Dauerbrenner.
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