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Weltschilddrüsentag 25. Mai.: Was macht sie so wichtig?

Der Weltschilddrüsentag dient dazu, das Bewusstsein für die zentrale Rolle der Schilddrüse in unserem Körper zu stärken.
Siroos Mirzaei  •  21. Mai 2025 Volontär    Sterne  54
Dieses Szintigraphie-Bild der Schilddrüse zeigt einen homogenen regionalen Stoffwechsel. (Foto: Dr. Siroos Mirzaei)
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Interview mit Frau Dr. Charlotte Sonneck-Koenne, Fachärztin für Nuklearmedizin und Spezialistin für Schilddrüsenkrankheiten, anlässlich des Weltschilddrüsentages. 

Der Weltschilddrüsentag soll das Bewusstsein für Schilddrüsenkrankheiten schärfen. Warum ist die Schilddrüse so wichtig für unseren Körper?  

Vielen Dank für die Einladung! Die Schilddrüse ist eine hormonproduzierende Drüse, die viele lebenswichtige Prozesse reguliert. Ihre Hormone beeinflussen den Stoffwechsel, die Herzfrequenz, die Körpertemperatur, die geistige Leistungsfähigkeit und die Sexualfunktion. Eine gestörte Schilddrüsenfunktion kann erhebliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit haben.  

Was sind die häufigsten Schilddrüsenerkrankungen?  

Die häufigsten Erkrankungen sind die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Wenn diese Funktionsstörungen durch autoimmunologische Prozesse ausgelöst werden, dann spricht man von Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow. Auch Schilddrüsenknoten sind natürlich sehr häufig, führen aber meist nicht zu einer Funktionsstörung der Schilddrüse.  

Gibt es Zahlen dazu, wie viele Menschen in Österreich betroffen sind?  

 Schilddrüsenerkrankungen sind in Österreich, so wie generell in Jodmangelbieten weit verbreitet. Besonders Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis betreffen viele Menschen, vor allem Frauen, bis zu 10–15 % der Bevölkerung haben eine Form von Schilddrüsenerkrankung. 

Wie sieht die ärztliche Versorgung für Schilddrüsenpatientinnen und -patienten in Österreich aus?  

 Österreich verfügt über qualifizierte Fachärztinnen und Fachärzte für Nuklearmedizin, die sich auf Schilddrüsenerkrankungen spezialisiert haben. Allerdings sind die Wartezeiten für Schilddrüsenuntersuchungen unerfreulicherweise oft sehr lang, da die Spitalsambulanzen für Nuklearmedizin überlastet sind und es im niedergelassenen Bereich so gut wie keine Kassenverträge gibt. Die Bundesfachgruppe Nuklearmedizin und die Österreichische Gesellschaft für Nuklearmedizin und Theranostik (OGNT) setzen sich schon jahrelang dafür ein, Kassenverträge für die Ordinationen und Institute zu bekommen. 

Wie kann man Schilddrüsenerkrankungen frühzeitig erkennen?  

 Symptome wie unerklärliche Gewichtszunahme oder -abnahme, Müdigkeit, Nervosität, Konzentrationsprobleme, Haarausfall, Zyklusstörungen, unerfüllter Kinderwunsch, reduzierte Libido können Hinweise sein. Eine einfache Blutuntersuchung kann die Schilddrüsenhormonwerte überprüfen. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind besonders wichtig, vor allem für Menschen mit familiärer Vorbelastung.  

Gibt es Möglichkeiten, die Schilddrüsengesundheit aktiv zu unterstützen?  

 Ja! Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Jod ist entscheidend. In Österreich ist das Speisesalz mit Jod angereichert. Zusätzlich sollten Meeresfische und Meeresfrüchte und bei vegetarischer oder veganer Ernährung Algen ein bis zwei Mal pro Woche auf dem Speiseplan stehen. 

Selen ist ebenfalls wichtig für die Schilddrüse. Gute Quellen sind Paranüsse mit Schale. Eisenreiche Lebensmittel wie rotes Fleisch oder Hülsenfrüchte sind essentiell für eine gute Wirkung der Schilddrüsenhormone. 

 Zum Abschluss: Was würden Sie Menschen raten, die sich um ihre Schilddrüse sorgen?  

 Nehmen Sie Symptome ernst und suchen Sie eine Fachärztin oder einen Facharzt für Nuklearmedizin auf. Schilddrüsenerkrankungen können gut behandelt werden, wenn sie rechtzeitig diagnostiziert werden. Und nutzen Sie den Weltschilddrüsentag, um sich zu informieren – Wissen ist der erste Schritt zur Vorsorge.  

Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.

Schmetterlingformiges OrganDie Schilddrüse ist zuständig für den Stoffwechsel! (Foto: Dr. Mirzaei)


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