
Luisa, 24, erinnert sich noch gut an ihre Schulzeit, besonders an den Lateinunterricht. Vor sechs Jahren hat sie maturiert, doch bis heute steht sie in regelmäßigem Kontakt mit ihrer damaligen Lehrerin. Was als professionelles Pädagogin-Schülerin-Verhältnis begann, ist inzwischen zu einer Freundschaft auf Augenhöhe geworden. „Wir haben uns immer gut verstanden und per E-Mail weiterhin Kontakt gehalten. Daraus ist mit den Jahren eine großartige Freundschaft entstanden“, erzählt Luisa.
Ihre Geschichte ist kein Einzelfall. Immer wieder entwickeln sich aus schulischen Beziehungen nach dem Abschluss enge Freundschaften. Lehrer begleiten Jugendliche während der Schulzeit oft über Jahre hinweg, teilen Erfolge, Krisen und wichtige Entwicklungsschritte miteinander. Dass sich daraus enge Bindungen aufbauen können, überrascht kaum. Der Direktor des Goethe-Gymnasiums in der Wiener Astgasse, Hubert Kopeszki, kennt das Ganze aus eigener Erfahrung. Auch er pflegt noch den Kontakt zu einem ehemaligen Schüler. „Während der Schulzeit braucht es ein feines Gespür für Grenzen. Die professionelle Distanz muss stets gewahrt bleiben. Erst danach können echte Freundschaften entstehen.“
Erfahrungsberichte zeigen, dass viele junge Erwachsene nach der Schule den Kontakt zu einzelnen Lehrpersonen suchen und erhalten. Sei es über soziale Medien, per E-Mail oder bei einem persönlichen Treffen in der Heimatstadt. Besonders häufig passiert das bei Fächern mit persönlichem Bezug oder wenn Schüler Lehrer als wichtige Bezugspersonen erlebt haben.
Dabei spielt das Alter der Beteiligten eine Rolle. Ältere Schüler freunden sich mit jüngeren Lehrern an. Besonders häufig halten Lehrerinnen und ehemalige Schülerinnen Kontakt. Vor allem wenn schon während der Schulzeit gegenseitiges Vertrauen wuchs, bleiben die Beziehungen oft bestehen. Die entsprechenden Schritte können dabei sowohl von Lehrern als auch von Schülern ausgehen. Klar ist nur, der Wunsch nach Verbindung bleibt, auch wenn das Klassenzimmer längst verlassen ist.
Luisa trifft sich in den Semesterferien wieder mit ihrer ehemaligen Lateinlehrerin. Ein gemeinsamer Kaffee, ein bisschen Plauderei, Erinnerungen, aber auch neue Themen sind zu besprechen. Latein braucht sie heute nicht mehr, dafür schätzt sie die Gespräche und die Lebenserfahrung ihrer Freundin. „In den Semesterferien sehen wir uns meistens in meiner Heimatstadt“, erzählt Luisa. „Es ist schön, jemanden zu haben, der mich so lange kennt, auch außerhalb der Schule.“ Die Chemie stimmt also noch immer, nur die Rollen haben sich verändert.
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